Giftpflanzen
FRÜHLINGS-ADONISRÖSCHEN
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Adonis vernalis L. ist eine ausdauernde, krautige Pflanze aus der Familie der Hahnenfußgewächse , die zu der Gattung Adonisröschen (Adonis) zählt. Der Gattungsname soll eine Anspielung auf den Helden Adonis sein, der in der römischen Mythologie das Sinnbild für die Schönheit und der Geliebte der römischen Göttin der Liebe Venus ist.
Nachdem er der Sage nach auf der Jagd von einem Eber getötet wurde, ist Venus so traurig über den tragischen Verlust, dass sie aus seinem Blut eine rotblühende Blume, das Adonisröschen, sprießen lässt. Gemeint ist damit das Sommer-Adonisröschen, eine rotblühende Verwandte von Adonis vernalis, dem Frühlings-Adonisröschen.
Der Sonne entgegen Das Frühlings-Adonisröschen blüht hingegen schon zeitig, worauf der lateinische Artname vernalis verweist, der „im Frühling blühend“ bedeutet. Bereits von März bis April erscheinen drei bis sieben Zentimeter große Blüten mit 10 bis 20 goldgelben Kronblättern. Wie die meisten Hahnenfußgewächse besitzt das Adonis vernalis zahlreiche freie Staubblätter und gleichfalls viele einzeln stehende Fruchtknoten.
Die Blüten öffnen sich nur bei Sonnenschein und folgen dem Verlauf der Sonne. Sie sitzen einzeln auf aufrechten, unverzweigten Stängeln, die am Grund beschuppt sind und mehrfach fein gefiederte Laubblätter tragen. Der Fruchtstand besteht aus einer Vielzahl weiß behaarter Nüsschen samt hakiger Schnabel.
Geschützte Pflanze Heute ist es nur noch selten und lokal begrenzt in Mitteleuropa anzutreffen. Traditionell genutzte und beweidete Wiesen liegen zunehmend brach und die freien sonnigen, kalkigen Standorte, die die Steppenpflanze zum Wachstum benötigt, sind durch Vordringen von wild wuchernden Gehölzen und Sträuchern ständig zurückgegangen.
»Aufgrund der geringen therapeutischen Breite sind Überdosierungen und damit Vergiftungen leicht möglich.«
Man findet es vor allem noch in Teilen der neuen Bundesländer auf voll besonnten Trocken- und Steppenrasenstandorten, in lichten Kiefernwäldern sowie sonnigen Eichenwäldern auf Löss-, Lehm- oder Sandböden. Es wird inzwischen als gefährdet eingestuft steht in Deutschland unter Naturschutz, sodass es wildwachsend nicht gesammelt werden darf.
Alte Heilpflanze Früher wurde Adonis vernalis viel gesammelt, um es gegen Herz-Kreislauf-Beschwerden einzusetzen. In der Volksmedizin gebrauchte man die Droge überdies zur Austreibung von Blasen- und Nierensteinen. Bereits in den Kräuterbüchern des 16. und 17. Jahrhunderts wurde die Droge bei Wassersucht, Harnbeschwerden und Steinleiden empfohlen. Zudem wusste man damals auch schon von ihrer Giftwirkung. Im 20. Jahrhundert identifizierte man die Inhaltstoffe des Frühblühers als herzwirksame Glykoside, was sowohl ihre Herzwirksamkeit als auch ihre giftigen Effekte erklärt.
Gefahr von Überdosierungen Adonis vernalis enthält in allen Pflanzenteilen herzwirksame Strophantinglykoside und andere Cardenolidglykoside, die positiv inotrop und im Tierversuch venentonisierend wirken. Medizinisch werden die zur Blütezeit gesammelten und getrockneten oberirdischen Pflanzenteile verwendet. Die Kommission E hat eine positive Monografie für das Adoniskraut (Adonis herba) verfasst und nennt als Indikation eine leicht eingeschränkte Herzleistung (Herzinsuffizienz Stadium I – II nach NYHA), vor allem bei nervöser Begleitsymptomatik.
Bei bestimmungsgemäßem Einsatz sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. Aufgrund der geringen therapeutischen Breite sind aber Überdosierungen und damit Vergiftungen leicht möglich. Als typische Erscheinungen treten Zeichen einer Digitalisintoxikation wie Übelkeit, Erbrechen und Herzrhythmusstörungen auf. Um dies zu vermeiden, dürfen nach den Vorschriften des Deutschen Arzneibuchs nur eine auf einen definierten Wirkwert eingestellte Droge beziehungsweise Fertigarzneimittel mit eingestelltem Adonispulver verwendet werden. In der Praxis kommen heute vor allem homöopathische Präparate zur Anwendung, die das Frühlings-Adonisröschen mit anderen herzwirksamen Pflanzen kombiniert enthalten.
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 07/14 ab Seite 74.
Gode Meyer-Chlond, Apothekerin