Ein alterer Mann zeiht die Stirn in Falten und blickt nach oben
Werden Stirnfalten bald zur Identifizierung gesundheitlicher Probleme herangezogen? © Koldunov / iStock / Getty Images Plus

Kardiologie | Falten

ERHÖHTES STERBERISIKO AN DER STIRN ABLESEN

Tiefe Falten auf der Stirn empfinden manche als Schönheitsmakel oder als Zeichen für Stress, für andere strahlt es Weisheit und Lebenserfahrung aus. Das mag Geschmackssache sein. Auf dem Kongress der Europäischen Kardiologiegesellschaft (ESC) 2018 wurde den Stirnfalten nun eine völlig neue Bedeutung zu teil.

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Dr. Yolande Esquirol sprach über ihre Entdeckung vor den rund 31 000 Teilnehmern des Kongresses über ihre Entdeckung: Menschen mit mehreren tiefen Stirnfalten können ein erhöhtes Risiko haben, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben. Warum dann nicht die Falten im Augenbrauen-Bereich als kostengünstigen Marker verwenden, um Menschen mit einem erhöhten Sterberisiko zu identifizieren? „Ein Blick auf das Gesicht eines Patienten reicht, um Alarm zu schlagen, und wir können ihm Ratschläge geben, wie das Risiko verringert werden kann“, erklärt Dr. Esquirol die Idee.

In einer Studie untersuchte das Team um Dr. Esquirol 3200 gesunde Erwachsene und die Anzahl ihrer Stirnfalten. Die Probanden wurden daraufhin in Untergruppen eingeteilt und 20 Jahre lang verfolgt. 233 Studienteilnehmer verstarben in dieser Zeit, rund 15 Prozent hatten zwei oder drei, 6,5 Prozent hatten eine und etwa 2 Prozent hatten keine Stirnfalte. Auch wenn die Forscher die genauen Zusammenhänge und Ursachen noch nicht kennen, konnte die Untersuchung zeigen, dass die Probanden mit den meisten Stirnfalten im Vergleich zu denen ohne Stirnfalten ein zehnmal erhöhtes Sterberisiko hatten.

Da Veränderungen im Collagen-Protein und oxidativer Stress auch bei Stirnfalten eine Rolle spielen, vermuten die Wissenschaftler hier Zusammenhänge. Somit schließen sie eine Beteiligung von Arteriosklerose oder Verhärtungen der Blutgefäße infolge von Plaques nicht aus. „Außerdem sind Blutgefäße in der Stirn sehr klein und reagieren möglicherweise sensibler auf die Plaque-Entstehung und könnten somit ein früheres Zeichen von Gefäßalterung sein“, erläutert Dr. Esquirol. Natürlich müssen die Ergebnisse in Folgestudien weiter untersucht und validiert werden. Dr. Esquirol sieht aber kein Problem darin, die Methode bereits in Krankenhäusern anzuwenden: „Das kostet nichts und bedeutet keinerlei Risiko“.

Farina Haase,                                                                                                          Apothekerin, Volontärin

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft 

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