Frauen, die während der Wechseljahre eine Hormontherapie machen, haben ein erhöhtes Brustkrebsrisiko. © monkeybusinessimages / iStock / Getty Images Plus

Brustkrebs | Wechseljahre

ERHÖHTES RISIKO DURCH HORMONTHERAPIE

Hitzewellungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen sind typische Beschwerden während der Wechseljahre. Nicht selten wird eine Hormontherapie zur Linderung der Symptome eingesetzt. Die Ergebnisse einer Metaanalyse zufolge ist das Brustkrebsrisiko für Frauen dadurch stark erhöht, auch langfristig.

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Die bekannten Symptome treten bei einer Vielzahl oft ab dem 45. Lebensjahr auf. Grund hierfür ist, dass die Eierstöcke nach und nach ihre Funktion einstellen, wodurch die Estrogen- und Progesteron-Spiegel im Körper sinken. Rund zwölf Millionen Frauen in Europa und Nordamerika nehmen derzeit zur Linderung der Symptome Hormonpräparate ein, die Estrogen und teilweise auch noch Gestagen enthalten.

Ein Team von internationalen Forschern hat nun 58 Studien und somit die Daten von knapp 500 000 Frauen ausgewertet, bei denen die Menopause bereits begonnen hat. Die Ergebnisse zeigen, dass einem möglicherweise erhöhten Brustkrebsrisiko bislang wenig Beachtung geschenkt wurde. Eine Vielzahl der Frauen hatte sich während der Menopause einer Hormontherapie unterzogen, andere wiederum haben komplett auf Hormone verzichtet. Insgesamt hatten weit mehr als 100 000 von ihnen die Diagnose Brustkrebs bekommen.

Die Studie zeigte, dass annähernd jede Hormonbehandlung das Risiko an Brustkrebs zu erkranken erhöhte, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß. Unterzog man sich während der Wechseljahre keiner Hormontherapie, bekamen 63 von 1000 Frauen zwischen 50 und 69 Jahren Brustkrebs. Wurden die Wechseljahrs-Beschwerden fünf Jahre lang mit Estrogen und täglicher Gestagen-Gabe behandelt, erhöhte sich das Risiko um einen zusätzlichen Brustkrebsfall pro 50 Frauen. Gab es eine nicht tägliche Einnahme von Gestagen, sank das Risiko ein wenig: ein zusätzlicher Fall pro 70 Frauen. Wurde lediglich Estrogen eingenommen, ergab sich auf zweihundert Frauen ein zusätzlicher Fall von Brustkrebs. Die Ergebnisse machten zudem deutlich, dass das Risiko auch noch Jahre nach Beendigung der Therapie besteht.

Persönliche Einflussfaktoren, wie beispielsweise eine familiäre Veranlagung, Alkohol- oder Zigarettenkonsum hatten laut den Wissenschaftlern keinen Einfluss auf die Ergebnisse. Bei übergewichtigen Frauen hingegen, die sowieso ein erhöhtes Risiko haben, stieg das Risiko aufgrund einer Hormontherapie weniger. Frauen, die sich erst ab dem 60. Lebensjahr für eine Therapie entschieden hatte, hatten ein geringes Risiko.

Joanne Kotsopoulos vom Women's College Hospital in Toronto erklärte in einem in „The Lancet“ veröffentlichten Kommentar mögliche Gründe für das erhöhte Risiko: „In Studien sehen wir, dass der Anstieg des Brustkrebsrisikos, das mit dem Alter einhergeht, nach der Menopause etwas milder verläuft. Einfach gesagt, könnte die Hormontherapie die Frauen de facto in einem vor-menopausalen Stadium halten und damit profitieren sie nicht von dem reduzierten Brustkrebsrisiko nach der Menopause.“

Für Olaf Ortmann von der Universitätsfrauenklinik in Regensburg müssen die neuen Erkenntnisse für Patientinnen publik gemacht werden: „Wir haben noch nicht so viel über die Langzeitfolgen gewusst. Bisher ist man davon ausgegangen, dass das Risiko für eine Brustkrebserkrankung wenige Jahre nach dem Ende der Hormonbehandlung wieder auf ein normales Maß zurückgeht.“

Ortmann, der mitverantwortlich für die Leitlinie zur Hormontherapie in den Wechseljahren der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe ist, stellt klar, dass die Behandlung kein Selbstläufer ist: „Die Patientinnen sollten nicht in Panik verfallen, aber mit ihrem Arzt sprechen. Man sollte immer nach ein paar Jahren überprüfen, ob die Medikamente reduziert oder ausgeschlichen werden können. Manchmal sind die Beschwerden, die zur Hormontherapie geführt haben, schon gemildert.“

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung



Originalpublikation: DOI: 10.1016/S0140-6736(19)31709-X

 

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