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Herzerkrankungen

ENTZÜNDUNG IM HERZEN

Eine Myokarditis kann ohne Spätfolgen vorbeigehen, sie kann aber auch in einer Herzinsuffizienz oder gar einem plötzlichen Herztod enden. Erkennt und therapiert man sie früh genug, ist die Prognose gut.

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Entzündliche Prozesse am Herzen können jeden treffen, vom Kleinkind bis zum alten Menschen. Auslöser sind Krankheitserreger oder Toxine, seltener auch Autoimmunerkrankungen. In vielen Fällen verläuft die Myokarditis harmlos, oft sogar unbemerkt. Sie ist jedoch nicht ungefährlich. Gerade bei jungen, sonst gesunden Menschen, die einen plötzlichen Herztod erleiden, ist eine Myokarditis die häufigste Ursache.

Deutliche akute Zeichen Eine Herzmuskelentzündung kann akut oder chronisch verlaufen. Eine akute Myokarditis fällt aufgrund ihrer Symptome eher auf als eine chronische, denn bei einer akuten Entzündung erleben die Betroffenen Kurzatmigkeit oder sogar Atemnot, Druckgefühl in der Brust, Herzrasen und Schwindel. Es kann außerdem zu Herzrhythmusstörungen kommen.

Die Entzündungsreaktionen treten meist direkt nach einer Infektionskrankheit auf, zum Beispiel einer Erkältung oder einer Grippe. Eine akute Myokarditis kann zumeist mit strenger Bettruhe über einige Wochen und der Verabreichung herzentlastender Medikamente auskuriert werden, wobei die Herzfunktion engmaschig zu kontrollieren ist. Die Chancen, eine akute Myokarditis folgenlos zu heilen, sind dann sehr gut.

Chronischer Verlauf unspezifisch Die Symptome der chronischen Myokarditis sind wesentlich schwieriger zu erkennen, da sie denen eines grippalen Infektes ähneln: Die Betroffenen fühlen sich schlapp und antriebslos, ermüden schnell, haben keinen Appetit und klagen über Gliederschmerzen. Eine chronische Myokarditis kann zu Komplikationen wie einer Herzbeutelentzündung (Perikarditis) oder einem Perikarderguss, einer Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel, führen. Auch kann sich durch eine Vergrößerung des Herzens die Pumpleistung verringern (Herzinsuffizienz).

Viren meist Auslöser Die Hälfte aller Myokarditis-Erkrankungen wird durch Viren ausgelöst. Eine überschießende Immunantwort des Körpers verursacht dabei die Entzündung, wobei man glaubt, dass einige Herzfasern ähnliche Strukturen wie bestimmte Virusproteine haben und so vom Immunsystem als Krankheitserreger eingestuft werden. Bakterien, Pilze und Parasiten können aber ebenfalls Ursache einer Myokarditis sein.

In seltenen Fällen sind Autoimmunerkrankungen wie Sarkoidose oder rheumatoide Arthritis für die entzündlichen Prozesse am Herzen verantwortlich. Doch eine Myokarditis kann auch durch herzmuskelschädigende Substanzen ausgelöst werden. Zu diesen Toxinen gehören Alkohol, aber auch Medikamente wie zum Beispiel einige Psychopharmaka oder Chemotherapeutika. Im Rahmen einer Strahlentherapie kann ebenfalls eine Myokarditis auftreten.

Bildgebung wichtiges DiagnosetoolUm eine Myokarditis zu diagnostizieren, bedarf es immer einer eingehenden Anamnese. Vor allem wird der Arzt nach vorangegangenen Infektionen fragen. Bestätigt die körperliche Untersuchung dann eine Verdachtsdiagnose, die labortechnisch gefestigt wird, beispielsweise durch das Vorhandensein bestimmter Entzündungswerte, ist ein EKG der nächste Schritt. Zeigt dieses eine erhöhte Frequenz und eventuell sogar Rhythmusstörungen, sollte ein Herzultraschall durchgeführt werden, um die Größe und Pumpleistung zu bestimmen. MRT und Röntgen sind ebenfalls wichtige Verfahren, um die Diagnose zu erhärten.

Klarheit durch Gewebsentnahme Sicher nachweisen lässt sich eine Myokarditis jedoch nur durch eine Myokardbiopsie, das heißt, durch die Entnahme von Gewebe aus dem Herzmuskel. Bei einer akuten Erkrankung wird sie selten durchgeführt, da bereits Bettruhe und medikamentöse Therapie zu einer raschen Besserung führen. Bei einer chronischen Myokarditis ist die Biopsie jedoch Standard.

Histologisch kann unter Umständen der Auslöser bestimmt und die Therapie so optimiert werden. Gegen eine viral verursachte Myokarditis werden Interferone verabreicht, eine bakterielle Ursache mit Antibiotika bekämpft. Autoimmunstörungen als Ursache können mit Immunsuppressiva behandelt werden. Sind Arzneimittel die Auslöser, müssen diese herzmuskelschädigenden Substanzen ersetzt oder ihre Verabreichung ganz eingestellt werden.

Schonen, schonen, schonen Das Wichtigste, damit eine Myokarditis folgenlos ausheilt, ist körperliche Schonung. Sie ist auch der einzige Weg, einer Herzmuskelentzündung vorzubeugen. Gerade während, aber auch noch einige Zeit nach einer Infektion sollte man daher keine Saunagänge machen, keinen Sport treiben und auch sonstigen Stress und körperliche Anstrengung meiden.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 11/16 ab Seite 140.

Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist

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