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Giftpflanzen

EIBE – TODBRINGENDES NADELGEHÖLZ

Die Zierpflanze schmückt viele Gärten, Parks und Friedhöfe. Die roten Früchte sind für Kinder eine gefährliche Versuchung. Während das Fruchtfleisch ungiftig ist, sind der darin befindliche Samen sowie die Nadeln der Eibe stark toxisch.

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Die Europäische Eibe , auch Gemeine Eibe genannt, gehört zu den Eibengewächsen (Taxaceae) und ist die einzige heimische Eibenart. Der immergrüne Nadelbaum ist bei uns in Laubmischwäldern in Höhen von bis zu 1200 Metern anzutreffen. Die Eibe kommt mit wenig Licht aus und verträgt eine starke Wurzelkonkurrenz, sodass sie vor allem im schattigen Unterstand unter anderen Bäumen wächst. Da sie zudem sehr schnittverträglich ist, ist sie seit alters her ein beliebtes Formgehölz.

Verlockende rote Beeren Der sehr langsam wachsende Nadelbaum kann bis zu 20 Meter hoch und sehr alt werden. Er zeichnet sich durch leicht sichelförmig gebogene, flache Nadeln ohne stechende Spitze aus, die etwa zwei Millimeter breit und drei Zentimeter lang sind. Die Oberseite der weichen, biegsamen Nadeln ist glänzend und dunkelgrün gefärbt, ihre Unterseite präsentiert sich hellgrün-matt. Die Blütezeit ist von März bis April, wobei die unscheinbaren männlichen und weiblichen Blüten meist auf unterschiedlichen Pflanzen stehen (zweihäusig getrenntgeschlechtlich = diözisch).

Während die männlichen Blüten kätzchenartig an den Zweigspitzen angeordnet und gelb sind, finden sich die weiblichen grünen Blüten einzeln an den Zweigbasen. Aus ihnen entwickeln sich von August bis Oktober dunkle, eiförmig zugespitzte sechs Millimeter lange Samen. Sie werden bei der Eibe im Gegensatz zu den meisten anderen einheimischen Nadelgehölzen nicht zwischen Schuppen verholzter Zapfen gebildet, sondern sind von einem fleischigen Samenmantel (Arillus) umgeben. Bei dieser erbsengroßen, leuchtend roten Hülle handelt es sich botanisch um eine Scheinbeere. Interessant: Sie enthält als einziger Teil der Eibe kein Gift.

Toxische Samen und Nadeln Ansonsten ist die ganze Pflanze stark giftig durch Taxusalkaloide, die auch als Taxane bezeichnet werden. Bei diesen toxischen Substanzen handelt sich um Polyhydroxy-Diterpene mit dem Grundgerüst des Taxans. Ihr Gehalt variiert in den unterschiedlichen Pflanzenteilen und ist im Herbst und Winter am höchsten. Vergiftungserscheinungen machen sich bereits etwa 30 Minuten nach Aufnahme der toxischen Verbindungen bemerkbar.

Verwendung
In der Medizin schätzte man die Eibe im Mittelalter bei Epilepsie, Diphterie, Rheuma und Hautausschlägen. Daneben wurde ihr Sud als Abortivum gebraucht. Heute werden Paclitaxel und Docetaxel, aus der Rinde der Nordamerikanischen Eibe (Taxus brevifolia) gewonnene Taxanderivate, als Zytostatika eingesetzt. Die Homöopathie gebraucht Taxus baccata bei Hautpusteln und Verdauungsschwäche.

Initial kommt es zur Beschleunigung des Pulses und einer Erweiterung der Pupillen. Wenig später klagen die Betroffenen über Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Schwindel. Krämpfe, Blutdruck- und Temperaturabfall und Tachykardie. Schließlich treten Bewusstseinsstörungen und Bewusstlosigkeit auf, der Tod folgt durch Atemlähmung. Obwohl die Eibe sehr toxisch ist, kommt es selten zu Vergiftungen mit tödlichem Ausgang.

Damit die toxischen Alkaloide resorbiert werden können, müssen die Nadeln und Samen zerbissen und gründlich gekaut werden. Einfaches Herunterschlucken genügt nicht. Daher werden weniger Unfälle durch versehentlichen Verzehr als vielmehr Intoxikationen in suizidaler Absicht gemeldet.

Historisches und Sagenhaftes Das Gift der Eibe wurde schon zu allen Jahrhunderten für Selbstmorde und Tötungsdelikte gebraucht. Bereits in der griechischen Mythologie und bei den Kelten erfolgten Morde mit Pfeilspitzen, die zuvor mit Eibensud getränkt waren. Die Eibe galt in vielen Kulturen auch als heilig. So wurde sie im Altertum den Göttern des Todes geweiht und hatte im Totenkult eine besondere Bedeutung erlangt.

Die Eibe war auch als Totenbaum bekannt, denn man sah in ihr eine Verbindung zum Jenseits und der Unterwelt, da der Nadelbaum bevorzugt im Schatten wächst. Daneben wurde der Eibe eine Zauberwirkung nachgesagt. Anpflanzungen dienten als Schutz vor Hexen oder bösen Geistern und die Menschen damaliger Zeiten fertigten Zauberstäbe aus ihrem Holz.

Vielsagender Name Besonders beliebt war ihr Holz aufgrund seiner harten und elastischen Materialeigenschaften. Bis ins späte Mittelalter hinein wurden daraus Speere, Pfeile und Bogen gefertigt, worauf auch der lateinische Gattungsname Taxus Bezug nimmt, der vom griechischen Begriff toxon übernommen wurde und Bogen bedeutet.

Der lateinische Artname stammt von lat. bacca = Beere und verweist auf die beerenförmige Frucht. Der deutsche Name Eibe ist auf das keltische ivo oder ibar zurückzuführen, das mit dem althochdeutschen Namen iwa oder ewa = ewig verwandt ist und so auf die Langlebigkeit der Pflanze verweist.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 07/13 ab Seite 78.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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