Nahaufnahme von eingeseiften Händen
Menschen sind motiviert Maßnahmen umzusetzen, die einfach sind: zum Beispiel Händewaschen. © AlexRaths / Istock / Getty Images Plus

Selbstschutz | Befragung

EGOISMUS KANN HELFEN

Die Pandemie offenbart, dass sich Menschen erst um die eigene Sicherheit kümmern bevor sie andere schützen. Welche Schutzmaßnahmen umgesetzt und wie diese beeinflusst werden, zeigt eine psychologische Studie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

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„Überraschend für uns war, dass sogar für prosoziale Menschen der Schutz anderer Personen zweitrangig ist“, sagt Erstautor Dr. Johannes Leder, der die Studie mit Dr. Alexander Pastukhov und Prof. Dr. Astrid Schütz durchführte. Sie führten zwei Online-Befragungen durch, wobei die eine mit 419 Personen im März während des ersten Lockdowns stattfand. Die zweite Befragung mit 253 Personen folgte nach dem Lockdown im Mai und Juni. Die Forschenden wollten herausfinden, wie die Befragten Schutzmaßnahmen wahrnehmen und nutzen - wie eine Gesichtsmaske zu tragen, Abstand zu halten und Corona-Partys zu vermeiden. In den Umfragen sollten die Teilnehmenden diese bewerten.

92 Prozent der Befragten erwiesen sich als prosozial. „Prosoziale Menschen kooperieren mit anderen und versuchen, eine faire Lösung zu finden“, erklärt Johannes Leder. „Das Gegenteil sind selbstorientierte Menschen, die egoistisch handeln.“

Laut der Studie haben die Teilnehmer die Schutzmaßnahmen zu Beginn des Lockdowns häufig als wirksam wahrgenommen und diese auch umgesetzt. Das änderte sich, nachdem die Regierung einige Maßnahmen aufhob: „Die Nutzung und auch die angenommene Wirksamkeit von fast allen Maßnahmen nahm ab“, so Leder. Nur die Gesichtsmasken nahmen die Befragten als wirksam wahr.

Besonders eine Maßnahme, die für die Studienteilnehmer an Bedeutung verloren hat, bereitet dem Forscher Sorgen: „Im März haben viele Personen das Abstandhalten noch für wirksam gehalten, im Mai waren es hingegen deutlich weniger. Diese Einstellung ist problematisch: Die steigenden Infektionszahlen zeigen, wie wichtig es ist, Abstand zu halten.“

Die Erfahrung, dass die Pandemie im Mai so glimpflich verlaufen ist, hat offensichtlich nicht zu der Einsicht geführt, dass Social Distancing wirksam ist. Viele nehmen irrtümlich an, dass COVID-19 nicht so gefährlich ist.

Vor und nach dem Lockdown sind die Ergebnisse in einem Punkt identisch: Einfach muss es sein, damit Maßnahmen umgesetzt werden. „Menschen sind motiviert, Maßnahmen umzusetzen, die vor allem sie selbst schützen und wenig aufwendig sind, zum Beispiel, Hände zu waschen“, fasst Johannes Leder zusammen. Personen, die in der Politik, der Forschung und im Gesundheitswesen tätig sind, sollten den Selbstschutz-Aspekt stärker betonen. So machen sie deutlich, dass es langfristig jedem Einzelnen hilft. Wenn man sich selbst und andere schützt, reduziert man so die Ausbreitung von COVID-19.

Persönliche Erfahrungen beeinflussen ebenfalls den Umgang mit der Pandemie: „Wer eine Person kannte, die sich von einer COVID-19-Erkrankung erholt hatte, hielt sich seltener an Schutzmaßnahmen“, sagt Johannes Leder. „Wer dagegen eine Person kannte, die an der Krankheit gestorben war, schützte sich und andere häufiger. Insofern ist es in der öffentlichen Kommunikation auch wichtig, über Schicksale von Betroffenen zu informieren.“

Sabrina Peeters,
Redaktionsvolontärin

Quelle: idw-online

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