Kinderkrankheiten
DURCHBRUCH IM MUND
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Bereits während der Schwangerschaft entstehen im Gaumen die Zahnknospen, aus denen die Milchzähne später herauswachsen. Bei den meisten Babys kommen die ersten Zähnchen zwischen dem vierten und sechsten Lebensmonat. Einige Kinder sind etwas früher dran, bei anderen kann es auch schon einmal länger dauern.
Zunächst brechen die Schneidezähne in der Mitte des Unterkiefers durch, bevor sich das andere Paar im Oberkiefer zeigt. Es folgen die ersten großen Backenzähne sowie die Eckzähne. Erst gegen Ende des zweiten Lebensjahres erscheinen in der Regel die zweiten großen Backenzähne – zu diesem Zeitpunkt sollte das Gebiss dann mit allen 20 Zähnen vollständig sein.
Doch lange bevor der erste weiße Fleck durch das Zahnfleisch lugt, haben die Kleinen oft schon Beschwerden, schließlich ist das Einschießen der Zähne in den Kiefer mit Druck und daher auch mit Schmerzen verbunden. Die Babys brüllen und schreien, finden kaum in den Schlaf und möchten auch nicht essen. Die Wangen sind stark gerötet, die Kinder sabbern viel und stecken die Finger oder die Faust ständig in den Mund. Manchmal leiden die Säuglinge während dieser Phase zusätzlich unter Durchfall und leichtem Fieber, denn Zahnen stresst das Immunsystem. Steigt die Körpertemperatur jedoch auf über 38,5 °C, liegt eine andere Ursache vor.
Damit der Säugling wieder lacht Eltern können für das Wohlbefinden der Kinder in der Zahnungszeit einiges tun. Die Schmerzen lassen sich durch einen gekühlten Beißring, auf dem die Kleinen kauen können, lindern. Dadurch wird ein Gegendruck erzeugt, der die Beschwerden reduziert. Die Ringe bestehen aus Kunststoff, sind mit einer ungiftigen Flüssigkeit gefüllt und lassen sich im Kühlschrank, keinesfalls im Eisfach, auf eine angenehme Temperatur bringen. Manchmal befinden sich winzige Noppen darauf, welche den Kiefer zusätzlich stimulieren.
Eltern sollten die Hilfsmittel regelmäßig auskochen, damit sich keine Keime ansiedeln. Eine Alternative zum Beißring ist die Veilchenwurzel. Auch diese sollte regelmäßig unter heißem Wasser gereinigt werden, um einer bakteriellen Belastung der Wurzelstücke vorzubeugen. Ab und zu mögen die Kinder es, wenn Mutter oder Vater ihnen sanft den Kiefer massieren, dabei ist selbstverständlich auf eine sorgfältige Hygiene zu achten. Eltern sollten den Kleinen während der Zahnungszeit ausreichend Getränke zur Verfügung stellen. Damit sie das Baby wegen des Sabberns nicht ständig umziehen müssen, lohnt es sich, ihm tagsüber ein Lätzchen umzubinden.
Hilfe aus der Apotheke Es gibt verschiedene Präparate, die PTA und Apotheker den Eltern für ihre Sprösslinge empfehlen können: Homöopathische Tabletten mit Chamomilla D6 lindern Schmerzen und Unruhe – sie eignen sich besonders für Kinder, die sich häufig nur durch Herumtragen beruhigen lassen. Dabei ist es ratsam, die Tabletten vor dem Verabreichen in Wasser aufzulösen. Obendrein gibt es Streukügelchen mit einer homöopathischen Kombination aus Magnesium phosphoricum Hahnemanni, Ferrum phosphoricum, Calcium carbonicum Hahnemanni, Chamomilla recutita und Calcium phosphoricum. Sie vermindern die Schmerzen, drosseln die Entzündung und mobilisieren die Selbstheilungskräfte.
Bei Homöopathika ist zu beachten, dass es vorübergehend zu einer Erstverschlimmerung kommen kann, was ein Zeichen dafür ist, dass der Organismus auf das Mittel anspricht. Auch Zahnungsgele verschaffen beim Durchbruch der Milchzähne Linderung. Sie enthalten meist pflanzliche Inhaltsstoffe wie Kamille, Nelke oder Salbei und kühlen, beruhigen und pflegen das gereizte Zahnfleisch. Einige von ihnen verfügen über Lokalanästhetika wie Lidocain, Kinder sollten direkt nach der Anwendung am besten nicht trinken oder essen.
Beachten Sie bei Ihrer Empfehlung, dass ein gutes Zahnungsgel zuckerfrei ist und höchstens Spuren von Alkohol enthält. Unter Umständen kommen bei Zahnungsbeschwerden auch schmerzstillende und fiebersenkende Zäpfchen oder Säfte zum Einsatz. Halten die Symptome über einen längeren Zeitraum an, ist ein Besuch beim Kinderarzt sinnvoll.
Seltene Komplikationen Nur in wenigen Fällen bilden sich direkt über den durchbrechenden Zähnen sogenannte Eruptionszysten, die sich in der Regel von selbst entleeren und rasch wieder abheilen. Vereinzelt entwickeln sich beim Zahnen eitrige Entzündungen in der Zahnfleischtasche um den Milchzahn. Der Bereich ist dann geschwollen, gerötet und kann bei leichtem Druck bluten oder Eiter absondern. Bei diesen Symptomen muss ein Zahnarzt einen Blick auf das Gebiss werfen, um gegebenenfalls eine antibiotische Therapie einzuleiten.
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 08/15 ab Seite 74.
Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)