Zwei jugendliche Mädchen tragen Mund- und Nasen-Schutzmasken.
Infektionsprävention gilt auch für junge Erwachsene. Für diese kann das Coronavirus ebenso tückische Folgen haben wie für Risikogruppen. © Finn Hafemann / iStock / Getty Images Plus

Jugendliche | Risiko

DIE JUGEND TRIFFT ES HÄRTER ALS ANGENOMMEN

Am 5. Juli starb der damals 41-jährige kanadische Schauspieler Nick Cordero ohne bekannte Vorerkrankungen an den Folgen des Coronavirus. Sein Schicksal zeigt und neue Untersuchungen belegen, dass auch Menschen, die weder alt sind noch zur Risikogruppe gehören, schwer an Covid-19 erkranken können.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Mittlerweile ist bekannt, was das Coronavirus anrichten kann. Eine nun veröffentlichte Analyse der USA, an der 3200 Covid-19-Patienten zwischen 18 und 34 Jahren beteiligt waren, zeigt, was Menschen dieser Altersgruppe bei einer Infektion bevorstehen kann:

  • 21 Prozent der Patienten mussten auf der Intensivstation behandelt werden.
  • 10 Prozent wurden maschinell beatmet.
  • 2,7 Prozent starben.

Aus der Analyse geht hervor, dass bei jüngeren Menschen dieselben Faktoren einen schweren Verlauf begünstigen wie bei älteren. Wer sowohl von Fettleibigkeit, Bluthochdruck und Diabetes betroffen war, hatte dasselbe Risiko schwer an Covid-19 zu erkranken wie 35- bis 64-Jährige ohne diese Vorerkrankungen.

Laut den Autoren der Studie im Fachblatt „JAMA International Medicine“ unterstreichen die Ergebnisse die Notwendigkeit der Infektionsprävention. Auch der US-Immunologe Anthony Fauci warnte: „Dass es für junge Menschen keine schädlichen Folgen geben kann, ist nicht wahr. Wir sehen mehr und mehr Komplikationen bei jungen Menschen.“

Doch wie hoch ist das Risiko für junge Erwachsene wirklich?
Mehr als 90 000 Menschen, die 34 oder jünger sind, haben sich laut Robert-Koch-Institut in Deutschland mit dem Coronavirus angesteckt. Zwei Todesfälle wurden bei unter 20-Jährigen gemeldet, in der Altersgruppe 20 bis 39 weitere 34.

Zwar habe ein 25-Jähriger ein 250-mal geringeres Risiko an Covid-19 zu sterben als ein infizierter 85-Jähriger, doch der Tod ist nicht gleichbedeutend mit Risiko, so Derek Thompson in einer Analyse für das US-Magazin „The Atlantic“. Die Daten der US-amerikanischen Analyse ähneln ersten Erhebungen aus Deutschland. Die Studie der AOK mit rund 10 000 Erkrankten, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, ist nicht repräsentativ, aber sie verdeutlicht, dass auch junge Erwachsene schwer an Covid-19 erkranken können: Nur drei Prozent der Patienten war zwischen 18 und 29 Jahre alt, doch 6,3 Prozent von ihnen mussten künstlich beatmet werden.

In den USA hat sich der Anteil der Krankenhauseinweisungen der 18- bis 29-Jährigen pro 100 000 innerhalb weniger Monate verdreifacht. Eine weitere Analyse mit mehr als 8000 Probanden, diesmal im Fachmagazin „Journal of Adolescent Health“, zeigt, dass ein Drittel der 18- bis 25-Jährigen anfällig für einen schweren Verlauf sein können, weil sie übergewichtig sind oder eine Herz-Kreislauf-Erkrankung haben. Als größter Risikofaktor der Altersgruppe gilt Nikotinkonsum.

Was das Virus besonders tückisch macht: Wenn eine Infektion ohne Symptome verläuft, so können dennoch Veränderungen in der Lunge festgestellt werden. Die Folgen der Infektion sind auch noch kaum erforscht. Bei einigen jüngeren Patienten wurde in Zusammenhang mit der Lungenkrankheit auch Diabetes diagnostiziert.

In den vergangenen Wochen sind wieder deutlich mehr Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Darunter befinden sich vor allem jüngere Menschen. Wie die Pandemie weiter verläuft, wird von der Weiterverbreitung abhängen. Ob die Vorsichts- und Schutzmaßnahmen ausreichen, wird sich noch zeigen.

Sabrina Peeters,
Redaktionsvolontärin

Quellen:
Spiegel
Jama Network

×