Spinne von vorn
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Schlaganfall | Studie

DER KUSS DER SPINNE

Ihr Biss kann töten. Oder für Schlaganfall-Patienten ein Segen ein. Die Rede ist vom Gift der Trichternetzspinne – ein Protein darin verbirgt segensreiche Folgen.

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Das vermuten zumindest Wissenschaftler des Royal Melbourne Hospital in Australien. Sie veröffentlichten ihre Studienergebnisse in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“.

Wer auf die Idee kam, die Trichternetzspinne unter Steinen und Totholz aus ihren feuchten Erdlöchern hervorzuholen, steht nicht darin. Das Weibchen wird immerhin handtellergroß, richtet sich bei Gefahr auf, appliziert das Gift mittels ihrer drohend gespreizten Klauen und durchsticht dabei auch schon mal einen Finger- oder Fußnagel.Gern beißt sie Menschen bei der Gartenarbeit in Hände oder Füße. Atraxotoxin heißt das Nervengift, das Atem- und Herzmuskulatur lähmt und durchaus zum Tod führen kann.

Das Gute: Trichternetzspinnen gibt es nicht in Deutschland, sondern nur in Australien. Dort wurden den Spinnen Elektroschocks verabreicht, damit sie ihr Gift hergaben – und ein isoliertes Protein daraus dann Ratten verabreicht. Hi 1 a, so nannten es die Forscher, blockiert säure-abtastende Ionenkanäle im Gehirn, die maßgeblich für Hirnschäden nach einem Schlaganfall verantwortlich sind. Für einen Wissenschaftler geradezu euphorisch klang der Studienleiter Glenn King: „Sehr vielversprechend“ nannte er es für künftige Schlaganfall-Behandlungen, bis zu acht Stunden nach einem Hirnschlag bereite es ein „außergewöhnliches Schutzniveau: ein bemerkenswert langes Zeitfenster für eine Behandlung“.

Sechs Millionen Menschen sterben pro Jahr an einem Hirnschlag, fünf Millionen leiden unter bleibenden Schäden. Bei einem Schlaganfall kommt es auf jede Minute an. Darum lässt das Spinnengift die Forscher jubeln: „Hi 1 a bietet sogar einen gewissen Schutz für die zentrale Gehirnregion, die am stärksten von Sauerstoffmangel beeinträchtigt wird und die generell wegen des schnellen Absterbens der Zellen bei Schlaganfällen als unheilbar gilt.“ Das lässt Zeit für die weitere Behandlung.

Nun sollen innerhalb der kommenden zwei Jahre Tests an Menschen erfolgen. Schon einmal machte die Trichternetzspinne von sich reden. 2012 rief das australische Giftzentrum die Bevölkerung dazu auf, ihnen frisch gefangene Tiere zu bringen – die Gegengiftvorräte gingen zur Neige. Immerhin sind bisher 13 Menschen am Biss der vogelspinnenartigen Atrax robustus, so ihr Gattungsname, gestorben.

Alexandra Regner, Redaktion

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