Welt-Polio-Tag | Sinkende Impfquote
DAS POLIOVIRUS, ES LEBT IMMER NOCH
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Derzeit liegt die Impfquote bei den Schuleingangsuntersuchungen bei 93,9 Prozent. „Wir sehen das schon mit Sorge“, bekräftigt Keeren, „weiter nach unten sollte es wirklich nicht gehen, wir sollten eher wieder besser werden. Die Leiterin der Geschäftsstelle der Nationalen Kommission für die Polioeradikation in Deutschland sieht die Gründe dafür in sinkenden Impfquoten sowie in der Migration aus Ländern mit Polio-Vorkommen. Denn zuvor habe die Impfquote jahrelang bei 95 Prozent gelegen. Diese Schwelle erachtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für nötig, damit die Bevölkerung gegen ein Wiedereinschleppen des Virus gewappnet ist. In Baden-Württemberg sind aber beispielsweise nur noch neun von zehn Kindern gegen Kinderlähmung geimpft (90,6 Prozent).
Die WHO warnt: Solange auch nur ein einzelnes Kind infiziert ist, bestehe für alle Kinder weltweit die Gefahr einer Ansteckung. Bisher gab es rund 19 Neuinfektionen bis Mitte Oktober. Am stärksten betroffen ist Afghanistan mit 15 Fällen. Pakistan hingegen scheint auf gutem Weg: Nach mehr als 300 Neuinfektionen 2014 waren es bisher in diesem Jahr nur vier. In großangelegten Aktionen hatte man binnen kurzer Zeit Millionen von Kindern geimpft.
Das Tückische an der Krankheit ist, dass nur sehr wenige Fälle klinisch relevant sind. „Das heißt, auf 200 Infizierte kommt in etwa nur ein Erkrankter“, erläutert Keeren. Deshalb gelte schon die Entdeckung eines Falles als Ausbruch, weil man davon ausgehen müsse, dass es bis zu 200 weitere Infizierte gibt. Diese scheiden das Virus aus und können andere anstecken.
Jedoch: „In den vergangenen Jahren war in Deutschland kein Poliovirus nachweisbar“, bilanziert Keeren. Laut WHO wurde eine Ansteckung in Deutschland zuletzt 1990 erfasst, 1992 waren letztmalig importierte Fälle bekannt geworden.
Alexandra Regner,
PTA und Journalistin
Quelle: Pharmazeutische Zeitung