Forschung | MRSA
DAS LEUCHTEN DER HOFFNUNG: MIT LICHT GEGEN MULTIRESISTENTE KEIME
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Wissenschaftler*innen des Ferdinand-Braun-Instituts, des Leibniz-Instituts für Höchstfrequenztechnik und der Technischen Universität Berlin haben LEDs (light-emitting diode, Leuchtdiode) entwickelt, die gegen multiresistente Keime eingesetzt werden sollen. Das besondere an diesen Lampen: Sie strahlen nur UVC-Licht aus und nutzen Wellenlängen um 230 Nanometer (nm).
UVC-Licht ist Bestandteil des natürlichen Sonnenlichts, durchdringt die Erdatmosphäre jedoch nicht – deshalb haben die Lebewesen der Welt keine speziellen Schutzmechanismen gegen die Strahlung. Beim Menschen durchdringt diese Art des Lichts die Haut nicht oder kaum, weshalb sie trotz ihrer hohen Energie unschädlich ist. Die Wellenlänge spielt hierbei eine wichtige Rolle: „Es gibt inzwischen eine Reihe von Vorstudien, die dokumentieren, dass das kurzwelligere UVC-Licht der Wellenlänge um 230 nm aufgrund der hohen Absorption der äußeren Hautschichten wenig oder gar nicht in die lebenden Schichten der menschlichen Haut eindringt und damit dort auch keine Schäden an der DNA anrichtet“, bestätigt Professor Dr. Michael Kneissl. Leiter des Fachgebiets Experimentelle Nanophysik & Photonik an der Technischen Universität Berlin. Bei Mikroorganismen sieht das anders aus: Bakterien, Viren und andere Keime überstehen die Strahlung nicht, ihre Erbsubstanz wird zerstört.
Das Prinzip ist schon lange bekannt und wird zur Oberflächendesinfektion mit Quecksilberdampflampen genutzt. Für die Behandlung von Menschen sind diese jedoch zu toxisch. Die neuen LEDs hingegen werden medizinisch bereits testweise genutzt. Das VIMRE-Projekt (Verhinderung der Infektion mit multiresistenten Erregern über in-vivo UVC-Bestrahlung) untersucht die Behandlung der Haut vor Operationen, um den Keimeintrag zu reduzieren. Kneissl kann sich auch weitere Anwendungsmöglichkeiten vorstellen: „Für die Zukunft lassen sich viele weitere Einsatzmöglichkeiten dieser speziellen LEDs denken. Sie sind besonders klein und können daher auch an schwer zugänglichen Stellen und auch endoskopisch zum Beispiel im Rachen oder in der Nase eingesetzt werden. Auch ein Einsatz gegen Coronaviren wäre langfristig denkbar, da die DNA beziehungsweise RNA von Viren ebenfalls durch UVC-Licht zerstört wird.“
Die Produktion der winzigen Lampen ist technisch höchst anspruchsvoll. Sollten sie sich als praxistauglich erweisen, wäre es den Aufwand sicher wert.
Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft