Infektiologie | Coronavirus
CORONAVIRUS BEKOMMT EIGENEN NAMEN
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Zugleich erhielt auch das zunächst vorläufig 2019-nCoV genannte neue Coronavirus eine eigene Bezeichnung: Sars-CoV-2. Der Namensgeber des Erregers, die Coronavirus-Studiengruppe des Internationalen Komitees zur Taxonomie von Viren bezieht sich mit dem Namen Sars-CoV-2 auf die sehr enge Verwandtschaft zum Sars-Virus (wissenschaftlich: Sars-CoV), an dem 2002/2003 Hunderte Menschen gestorben waren. Die Viren sind Experten zufolge Varianten ein und derselben Virusart.
Das neuartige Coronavirus hat in China inzwischen mehr als 1000 Menschen das Leben gekostet. 108 neue Todesfälle wurden erfasst - so viele wie nie zuvor binnen eines Tages. Nachweislich infiziert haben sich nach der offiziellen Statistik bisher gut 42 600 Menschen, knapp 2500 mehr als noch am Vortag.
Generell dürfte die Dunkelziffer nicht erfasster Fälle in China immens sein. "Wir sehen nicht den echten täglichen Anstieg, sondern die tägliche Obergrenze in der Fähigkeit, neue Fälle zu identifizieren", erklärte der Coronavirus-Experte Christian Drosten von der Berliner Charité. Es könne sein, dass das Hindernis im Meldesystem die Testung ist, es könne aber auch etwas anderes sein. "Ich gebe inzwischen nichts mehr auf diese Zahlen."
Der Chef der WHO rief die Welt zu Solidarität auf. "Es geht jetzt nicht um Publikationen, Patente und Profite", sagte Tedros Adhanom Ghebreyesus am Dienstag zum Auftakt eines Expertengipfels in Genf. "Jetzt geht es darum, den Ausbruch zu stoppen und Leben zu retten. Mit Ihrer Unterstützung können wir das hinbekommen." In Genf tagen bis heute Experten aus aller Welt, um die Erforschung des Virus voranzubringen und möglichst die Grundlage zur Entwicklung eines Impfstoffs zu legen. Nach Ansicht des Fraktionsvorsitzenden der Europäischen Volkspartei im Europaparlament, Manfred Weber, fehlt der EU ein gemeinsames Vorgehen gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Bisher habe es lediglich nationale Reaktionen und keine koordinierte Antwort gegeben, sagte Weber am Rande der EU-Parlamentswoche in Straßburg. Die EU hat bei der Reaktion auf das Coronavirus generell nur wenig Kompetenz, diese liegt primär bei den Mitgliedsstaaten selbst. Die EU-Gesundheitsminister werden am Donnerstag zu einem Sondertreffen in Brüssel erwartet, auch der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will teilnehmen.
Antibiotika-Engpässe möglich
Produktionsausfälle in China wegen des neuen Coronavirus könnten Pharmaexperten zufolge zu Antibiotika-Engpässen in Deutschland führen. Da die Herstellung von Wirkstoffen in der stark betroffenen Provinz Hubei stillstehe, schwänden die Lagervorräte für die Weiterverarbeitung, sagte Morris Hosseini, Pharmaexperte bei der Beratungsgesellschaft Roland Berger. Erschwerend komme dazu, dass mit dem chinesischen Neujahrsfest die Produktion ohnehin ruhte. Kurzfristig reichten die Bestände noch aus, doch bei einem längerfristigen Stopp in den chinesischen Werken drohten Lieferengpässe. Am Abend gab es widersprüchliche Informationen zur Zählweise der Infektionen in China. Weltweit sei die Pharmabranche in der Wirkstoff-Produktion abhängig von China, sagte Hosseini. "Wenn sich die Situation in den chinesischen Produktionsstätten mittelfristig nicht entspannt, wird sich die Lage in Europa zuspitzen." Im Fall von Lieferengpässen könnten zwar indische Produzenten einspringen - aber nicht kurzfristig in der benötigten Größenordnung. Behörden sehen noch keinen Grund zur Sorge. Es lägen "bislang keine Hinweise vor, dass es aufgrund des Coronavirus zu kurzfristigen Liefer- oder Versorgungsengpässen kommen wird", teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn mit.
Quelle: dpa