Eine junge Frau schläft auf dem Sofa mit der Fernbedienung in der Hand und wird vom Fernseher angestrahlt.
Sehr erholsam sieht das nicht aus - dabei brauchen wir unsere Nachtruhe, gerade in Corona-Zeiten. © seb_ra / iStock / Getty Images Plus

Erholung | Stress

ENDLICH RUHE? - WAS CORONA MIT UNSEREM SCHLAF MACHT

Wer jede Nacht wach liegt, ist tagsüber ständig übermüdet und unkonzentriert. Chronische Schlafstörungen können darüber hinaus Krankheiten auslösen. In der Corona-Krise sind vor allem gestresste Menschen betroffen.

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Die Corona-Pandemie durchdringt alle Lebensbereiche und macht auch vor dem Schlafzimmer nicht halt. Als das öffentliche Leben heruntergefahren wurde, fiel sofort die Stille auf: Kein Verkehrslärm mehr an zuvor stark befahrenen Straßen, keine startenden Flugzeuge in Airport-Nähe. Führt diese Ruhe zu einem besseren Schlaf? Oder verursacht die Corona-Krise Stress und damit Schlafstörungen? Erste Studienergebnisse sowie Daten von Energieversorgern zum Strom- und Wasserverbrauch weisen darauf hin, dass viele Menschen seit Mitte März morgens etwas länger im Bett bleiben.

Der Schlaf-Wach-Rhythmus orientierte sich zwischen Ende März und Ende April eher an unserer inneren biologischen Uhr als an sozialen Erfordernissen wie Arbeitszeiten, fanden Forschende der Universität Basel heraus. 75 Prozent der überwiegend weiblichen Befragten berichteten, bis zu rund 50 Minuten länger zu schlafen als vor den Einschränkungen. «Es gab aber auch negative Veränderungen», sagt Studienleiterin Christine Blume. So hätten 45 Prozent eine schlechtere Schlafqualität angegeben. «Diejenigen, die sich stärker belastet fühlen, schlafen schlechter und kürzer.» Unter den Hashtags #coronaträume oder #coronadreams schildern Nutzer ihre Träume von vergessenen Schutzmasken und andere Alpträume auch in sozialen Netzwerken.

Bewegung unter freiem Himmel können einer Verschlechterung der Schlafqualität entgegen wirken. Allerdings helfen Sport und frische Luft nicht allein. Laut Robert Koch-Institut klagt ein Viertel der Bevölkerung über Schlafstörungen, elf Prozent erleben ihren Schlaf als häufig nicht erholsam. «Es ist eine Volkskrankheit, die sehr oft verharmlost und nicht angemessen behandelt wird», sagt Hans-Günter Weeß, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). Eigentlich sei eine kognitive Verhaltenstherapie in vielen Fällen das Mittel der Wahl. Der Aktionstag Schlaf am 21. Juni soll auf die Bedeutung eines erholsamen Schlafes aufmerksam machen.

Laut Barmer-Report sind von Ein- und Durchschlafstörungen besonders im Schichtdienst Tätige betroffen wie Straßenbahn- und Busfahrer, Wachdienstpersonal, Call-Center-Beschäftigte und Altenpflegekräfte. Fehlender Schlaf erhöht das Unfallrisiko und kann über Jahre hinweg zum Beispiel Herz-Kreislauf- und Stoffwechsel-Erkrankungen sowie psychische Leiden nach sich ziehen. Es wird sogar ein erhöhtes Demenzrisiko vermutet. «Wir sind eine chronisch schlaflose Gesellschaft», sagt Weeß. «80 Prozent der Menschen stehen mit dem Wecker auf. Sie beenden das wichtigste Regenerations- und Reparaturprogramm des Körpers vorzeitig.» Der Schlafforscher hofft darauf, dass die Bedeutung des Schlafes in der Arbeitswelt sowie in Schulen und Universitäten einen höheren Stellenwert erhält. «Schlaf ist die beste Medizin, gerade in Corona-Zeiten», sagt er. «Auch das Immunsystem wird im Schlaf gestärkt.»

Quelle: dpa

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