Standort Deutschland:
BIONORICA SE
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Im Jahr 1988 übernahm der damals 28-jährige Apotheker Dr. Michael Popp das Unternehmen, das er heute in dritter Generation führt. In nur zwei Jahrzehnten machte er aus der kleinen Firma ein international forschendes Phytopharmaka-Unternehmen. Heute ist die Bionorica SE in Deutschland der nach Absatz führende Hersteller von Naturarzneien und beschäftigt weltweit rund 950 Mitarbeiter, davon allein 489 in Deutschland. Auf Basis weltweiter wissenschaftlicher Forschung, pharmakologischer und klinischer Studien sowie Zulassungen hat das Unternehmen derzeit 16 pflanzliche Arzneimittel im Portfolio und vertreibt diese in rund 50 Ländern der Welt.
Die wichtigsten Auslandsmärkte liegen in Osteuropa, zum Beispiel in Russland und der Ukraine. Die Bionorica SE beliefert fast alle deutschen Apotheken mit ihren Präparaten in den Bereichen Atemwege, Immunsystem, Frauenheilkunde, Urologie und Schmerz. Zu den Marken des Unternehmens zählen unter anderem Bronchipret®, Tonsipret®, Klimadynon®, Canephron® oder Allunapret®. Alleine das älteste Bionorica-Produkt Sinupret® wurde hierzulande trotz der schwachen Erkältungs- und Grippesaison im letzen Jahr 8,2 Millionen Mal verkauft. Das Präparat gegen Entzündungen der Nasennebenhöhlen war somit das umsatzstärkste OTC-Präparat im deutschen Erkältungsmarkt.
75 Jahre Erfahrung Josef Popp, Großvater des heutigen Firmeninhabers Prof. Dr. Michael Popp, gründete 1933 das Unternehmen in Nürnberg. Aus Interesse an Heilpflanzen trug er das damals verfügbare Material zusammen und studierte es akribisch. Seine ersten Beschreibungen von pflanzlichen Wirkstoffen legten den Grundstein für die modernen Phytotherapeutika von Bionorica.
Als seine Kinder, die Apothekerin Erna Popp und der Mediziner Dr. Hans-Oskar Popp, im Jahr 1945 die Leitung des Unternehmens übernahmen, bauten sie auch die industrielle Herstellung sowie den Vertrieb der Präparate auf. Durch seine langjährige ärztliche Erfahrung konnte Dr. Hans-Oskar Popp zudem wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Präparate geben. Nach dem Umzug des Unternehmens 1988 nach Neumarkt übernahm Prof. Dr. Michael Popp die Leitung der Bionorica und widmete sich der intensiven Forschung in den Bereichen Anbau, Analytik, Pharmakologie, Toxikologie und Klinik.
Phytoneering-Marktführer Derzeit unterhält der Familienbetrieb Forschungskooperationen mit rund 450 renommierten Universitäten, Kliniken und Instituten weltweit. Mit der einzigartigen Phytoneering-Philosophie begründete Bionorica ein neues Zukunftsfeld der Pharmazie.
Der Inhaber und Vorstandschef erklärt: „Das Wort leitet sich aus der griechischen Bezeichnung für Pflanze und innovativen technischen Methoden (engineering) ab. Wir konzentrieren uns darauf, die faszinierenden Potenziale der Natur zur Heilung von Krankheiten mit den modernsten wissenschaftlichen Methoden zu erforschen und mit innovativen patentierten Verfahren herzustellen.“
Phytoneering betrifft viele Bereiche, die Bionorica entwickelt und standardisiert hat: von der Erforschung der Wirkstoffkomplexität der Heilpflanzen, über die Entwicklung von eigenem Saatgut, standardisiertem Pflanzen-Anbau, patentierten Verfahren zur Extraktion der Wirkstoffe bis hin zu pharmakologischen und klinischen Studien, mit denen das Unternehmen die Wirksamkeit, Qualität und Nebenwirkungsarmut der Präparate belegt. Die WHO-Richtlinien der „Good Agricultural and Collection Practices“ (GACP) werden dabei strikt eingehalten. Aufwändige Qualitätssicherungsmaßnahmen stellen sicher, dass das Erntegut für die pharmazeutische Verwendung geeignet ist.
2005 errichtete das Familienunternehmen die Bionorica research GmbH in Österreich, eine eigene weitere Forschungsstätte, die sich insbesondere um die Erforschung und Entwicklung pflanzlicher Arzneimittel beschäftigt. Im Institut selbst wird seit Ende letzten Jahres ein weltweit einzigartiges Massenspektrometer eingesetzt, das selbst kleinste Spuren spezifischer Inhaltsstoffe von Heilpflanzen in kürzester Zeit nachweisen kann.
„Unser Ziel ist es, neue Wirksubstanzen zu entdecken, um wirksame und nebenwirkungsarme Arzneimittel zu entwickeln. In unserer Produktpipeline haben wir eine Vielzahl erfolgversprechender neuer Wirkstoffe, die wir innerhalb unseres internationalen Forschungsnetzwerkes ständig weiterentwickeln. Dabei haben wir immer das Ziel vor Augen, den Menschen wirkungsvolle, aber nebenwirkungsarme Präparate zur Verfügung zu stellen: zur Bekämpfung vieler Krankheiten und zur Verbesserung ihrer Lebensqualität“, erklärt Prof. Dr. Popp.
Ökonomisch denken und handeln Nachhaltigkeit ist eines der zentralen Anliegen von Bionorica. Sie ergibt sich aus einer bewussten ethischen Haltung. Für die Entwicklung des eigenen Saatguts aus kontrolliertem Anbau wurden bereits zahlreiche Inkulturnahme- und Anbauprojekte durchgeführt, bei denen auch soziale Aspekte – etwa die Einbindung von lokalen Anbauern – berücksichtigt werden. Ein weiteres Beispiel für nachhaltiges Handeln ist zudem der Neubau der Konzernzentrale in Neumarkt. Hier wurde 2007 Europas modernster „Ökowürfel“ eingeweiht. Im Gebäude wurden umweltgerechte Materialien eingesetzt, die in technischen und biologischen Kreisläufen recycelbar sind. Die Nutzung regenerativer Energien sorgt für die Einsparung von rund 1100 Tonnen CO2 im Jahr.
Der Bionorica-Chef ergänzt: „Unser Unternehmen steht für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen der Natur. Dieser Gedanke soll sich in unserer neuen Firmenzentrale wiederfinden.“
Engagiert Die gemeinnützige „Phytokids-Stiftung“ wurde 2007 von Prof. Dr. Popp ins Leben gerufen. Diese unterstützt kranke und einsame Kinder und Jugendliche in sozialen und medizinischen Einrichtungen sowie Kinderheimen auf der ganzen Welt. Ob Russland oder die Ukraine: Mittlerweile wurden bereits acht Projekte plus medizinische Hilfen für Krankenhäuser oder Heimen im Ausland realisiert. Aber auch in Bayern ist die Stiftung aktiv. Des Weiteren eröffnete Felix Magath, der sich als Mitglied im Stiftungsbeirat engagiert, im Februar 2011 die Spiel- und Erlebniswelt Phytoland „Frei-Raum“ in Gelsenkirchen.
Firmengeschichte im Überblick
1933 - Gründung des Unternehmens als Bionorica GmbH in Nürnberg durch Josef Popp. Produkt-Einführungen von Sinupret® und Tonsilgon® (heute Imupret®)
1945 - Apothekerin Erna Popp und Dr. Hans-Oskar Popp, Arzt mit naturheilkundlicher Ausrichtung, übernehmen in zweiter Generation die Geschäftsführung.
1970 - Aufbau eines wissenschaftlichen Außendienstes zur Beratung niedergelassener Ärzte.
1979 - Bionorica beginnt als eines der ersten Pharmaunternehmen, ein pflanzliches Arzneimittel in kontrollierten Doppelblindstudien zu testen.
1988 - Umzug der Produktion von Nürnberg nach Neumarkt/Oberpfalz. Übernahme der Geschäftsführung durch Prof. Dr. Michael Popp.
1990 - Auch die Bionorica AG wird nach Neumarkt verlegt.
1995 - Forcierung des Auslandsgeschäfts durch die Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Vertriebspartnern. Gründung der Bionorica Extracts S.L. auf Mallorca, wo Anbau von Arzneipflanzen und Herstellung von Spezialextrakten erfolgt.
1996 - Für das Produkt Sinupret® wird die bis dahin unbekannte, deutliche Beteiligung des Ampferkrauts an der antientzündlichen Wirkung des Präparates entdeckt. Außerdem werden die antiviralen Effekte von Primel und Eisenkraut wissenschaftlich nachgewiesen.
1997 - Neu-Zulassung von Sinupret® und Sinupret® forte nach dem neuen Arzneimittelgesetz in Deutschland. Beide Bionorica-Produkte nehmen als erste und bislang einzige nicht-antibiotische Sinusitispräparate diese schwierige Hürde.
2001 - Das Unternehmen erhält den Firmenzusatz Bionorica AG: The phytoneering company.
2005 - Gründung der Bionorica research GmbH in Innsbruck (Österreich)
2007 - Prof. Dr. Popp gründet die gemeinnützige Stiftung „Phytokids“. Einweihung des neuen Bionorica-Verwaltungsgebäudes mit innovativem Energiekonzept.
2008 - 75-jähriges Firmenjubiläum.
2010 - Umwandlung in eine Europäische Aktiengesellschaft – die Bionorica SE. Bionorica führt Deutschlands erstes Originalitätssiegel im Bereich der Selbstmedikation ein.
Differenzierung durch BeratungskompetenzLaut Meinung des Vorstandsvorsitzenden und Inhabers der Bionorica sind qualitativ hochwertige Phytopharmaka am besten in Apotheken aufgehoben. „Hier zeichnen sich die Mitarbeiter durch eine hohe fachliche Beratungskompetenz aus. In diesem Zusammenhang bieten wir in Kooperation mit der IHK Akademie Mittelfranken die zertifizierte Weiterbildung zur Phyto-PTA an.“
In der Fortbildung zum/zur Kundenberater/in Phytotherapie vermitteln erfahrene Referenten in drei Wochenendblöcken umfassendes Wissen über pflanzliche Arzneimittel und phytotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten. Am letzten Wochenendblock findet ein Kommunikationstraining inklusive Besichtigung des Arzneipflanzenanbaus der Bionorica SE auf Mallorca statt. Nach erfolgreichem Abschluss des Lehrgangs erhält die PTA ein IHK Zertifikat sowie 48 Fortbildungspunkte von der Apothekerkammer. „Des Weiteren bieten wir unseren Phyto-PTA Absolventen regelmäßig verschiedene Begegnungsmöglichkeiten und Informationskanäle wie Workshops, Stammtische sowie Newsletter an. Auf diese Weise können Phyto-PTA ihr Wissen im Bereich der pflanzlichen Arzneimittel kontinuierlich auffrischen und ausbauen.“
Blick nach vorne Ziel von Prof. Dr. Popp ist es, auf Basis neuer Forschungsergebnisse auch in Zukunft weitere Märkte zu erschließen und die pflanzlichen Arzneien von Bionorica in allen wichtigen Ländern auf den Markt zu bringen.
„Im Rahmen der eigenen und weltweiten Forschungsaktivitäten arbeiten wir daran, weitere Erkenntnisse über pflanzliche Arzneimittel zu gewinnen. Der stringente wissenschaftliche Anspruch unseres Unternehmens soll dazu führen, weitere Innovationen zu entwickeln, um das bestehende Produkt-Portfolio zu erweitern.“ Das Innovationsstreben äußert sich schon jetzt in den neuen Verpackungen mit dem ersten dreidimensionalen Originalitätssiegel im OTC-Markt. Bionorica dokumentiert neben dem Verbraucherschutz damit auch das klare Bekenntnis, dass Wissenschaft und Forschung der Schlüssel für pflanzliche Wirkpotenziale und eine vielfältige pharmazeutische Nutzung sind.
Bionorica SE
Kerschensteinerstraße 11-15
92318 Neumarkt
Tel.: 0 91 81/23 1-90
Fax: 0 91 81/23 1-265
www.bionorica.de
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 06/11 ab Seite 42.
Kirstin Engelbracht, Redaktion