Wenn es juckt, will man kratzen. Auch wenn man weiß, dass es nur kurzfristig für Erleichterung sorgt und es danach meistens sogar noch schlimmer juckt. © akz/ 123rf.com

Dermatologie | Teufelskreis

BESSER NICHT KRATZEN, WENN ES JUCKT!

Schon im Kindesalter bekommen wir eingetrichtert: „Bloß nicht kratzen!“. Dabei tut es doch so gut. Der Schmerzreiz, der durch das Kratzen entsteht, unterdrückt den Juckreiz und wir fühlen uns erleichtert – kurzfristig. Denn kurz darauf juckt es wieder und dann meist schlimmer als zuvor, ein Teufelskreis.

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Egal ob Mückenstich, Dermatitis, Allergie oder Neurodermitis: Der dabei entstehende Juckreiz kann quälend sein und Betroffene mitunter die ganze Nacht wach halten. Wer vernünftig ist, reibt lediglich mit der flachen Hand oder mit einem Tuch über die juckenden Stellen, aber unbewusst oder im Zuge größter Qualen kratzen sich viele mit spitzen Fingernägeln bis auf`s Blut auf. Ist die Hautbarriere einmal geschädigt, können Erreger leicht eindringen und die Hautstelle entzündet sich. Das weiß man ja eigentlich alles, aber warum kratzen wir dann trotzdem? Schmerz- und Juckreizfasern treffen im Rückenmark, also dem zentralen Nervensystem (ZNS) an einer gemeinsamen Schnittstelle zusammen. Werden Schmerzrezeptoren durch Kratzen aktiviert, werden im ZNS bestimmte Botenstoffe ausgeschüttet, die die Weiterleitung des Juckreizes unterdrücken. Bei der Vermittlung von Schmerzen werden hohe Serotonin-Spiegel gemessen. Die Frage, die sich auch das Forscherteam um Zhou-Feng Chen von der Washington University School of Medicine in St. Louis stellte, ist nun, inwieweit Serotonin an der Auslösung des Kratz-Juck-Teufelskreises beteiligt sein könnte.

Für ihre Experimente setzte das Team eine Gruppe Knock-Out-Mäuse ein, deren Gen zur Produktion von Serotonin ausgeschaltet worden war (=Knock-out) und eine Gruppe genetisch nicht veränderter Mäuse (Kontroll-Gruppe). Nach Injektion eines Juckreiz-auslösenden Stoffes beobachteten die Wissenschaftler, dass sich die Knock-Out-Mäuse deutlich weniger kratzten. Spritzte man ihnen darauf Serotonin, kratzten sie sich so viel wie die Kontroll-Gruppe.
 In einem zweiten Versuchsaufbau injizierten sie einigen Versuchstieren mit bestehendem Juckreiz bestimmte Serotonin-Rezeptor-Agonisten. Auf diesem Weg fanden sie heraus, dass sich gezielt durch die Stimulation des 5HT1A-Rezeptors erneuter Juckreiz auslösen ließ.

Chen und sein Team konnten damit belegen, dass Serotonin an der Entstehung des Juckreizes nach dem Kratzen beteiligt ist. Sie gehen davon aus, dass sich die physiologischen Mechanismen von Maus und Mensch vergleichen lassen und erklären den Teufelskreis folgendermaßen:
Durch den leichten Schmerz, der beim Kratzen entsteht, wird im ZNS Serotonin ausgeschüttet. Der Neurotransmitter aktiviert 5HT1A-Rezeptoren, die wiederum zu einer Aktivierung der Juckreizfasern im ZNS führen, die das Gehirn dann wieder über das lästige Jucken informieren. Was hat sich unser Körper nur dabei gedacht?

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: www.wissenschaft.de

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