Ayurveda
DAS FEUER IN UNS
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Das Feuer symbolisiert reine Energie, Kraft und Stärke. Feuer schenkt uns Wärme und Licht. Es kann sowohl schöpferisch als auch zerstörerisch sein. Feuer ist das einzige Element, das nicht alleine für sich existieren kann. Es braucht die Luft. Ohne sie erlischt es.
Auch unsere Sonne ist dem Element Feuer zugeordnet. Ohne sie und ihre Wärme gäbe es kein Leben auf der Erde. Und wäre der Abstand zwischen Sonne und Erde ein anderer, würden wir entweder verbrennen oder erfrieren. Wir finden das Feuer auch versteckt in chemischen Oxidationen wieder. Oder auch in Prozessen, in denen Wärme entsteht.
Daneben ist das Licht, welches das Feuerelement mit sich bringt, extrem wichtig für Mensch, Tier und Umwelt. Unser ganzer Schlaf-Wach-Rhythmus hängt zum Beispiel davon ab – Wachstum und Stillstand, Aktivität und Passivität.
Segen und Unheil zugleich
Man macht sich die Kraft des Feuers zunutze, um sich zu wärmen oder sich Essen zuzubereiten. Der Blick ins Feuer ist oft sehr heilsam. Es erwärmt unser Herz, unsere Augen fangen an zu leuchten, die Haut zu glühen. Die Faszination Feuer hat schon seit jeher die Menschheit ergriffen.
Unsere Autorin Stefanie Berhausen ist Apothekerin, Ayurveda-Gesundheitsberaterin, Meditations- und Yogalehrerin. Mehr zu ihrer Person und Arbeit finden Sie unter www.vedawelt.de
Feuer kann aber auch großes Unglück bringen. Eine vergessene Kerze, die ein Feuer entfacht, Fluchtwege versperrt und somit tödlich sein kann. Auch beim Feuer macht die Dosis das Gift. Feuer kann also vernichtend, aber auch sehr reinigend sein. Dort wo es einmal gebrannt hat, entsteht durch die zurückbleibende Kohle ein sehr fruchtbarer Boden. Das Feuer schafft also Bedingungen, die wieder neues Leben ermöglichen.
Die Doshas
Schauen wir uns mal die drei Energietypen (Doshas) Vata, Pitta und Kapha genauer an. Welcher Energietyp trägt das Element Feuer in sich?
- Vata besteht aus Luft und Raum, ist also der Leichteste der drei Energietypen.
- Kapha ist das Gegenteil von Vata. Es besteht aus Erde und Wasser, hat demnach sehr viel Substanz und Schwere. - Pitta besteht aus Feuer und Wasser. Somit ist es der einzige Energietyp, der das Element Feuer in sich trägt.
Pitta-Typen haben demnach viel Wärme in sich. Sind sie im Gleichgewicht, kennen das Vata-Problem von kalten Füßen und Händen nicht. Sie sind manchmal aber auch etwas zu hitzig. Bekommen schnell einen heißen Kopf oder Bluthochdruck. In Verbindung mit dem Feuer, ist es verständlich, dass Entzündungsprozesse verstärkt werden oder schneller entstehen können. Dann ist Abkühlung angesagt, um den Prozess nicht noch anzufachen.
Wir kennen das auch bei akuten Verletzungen, die mit einer Entzündung einhergehen. Hier empfehlen wir in der Apotheke mindestens in den ersten 24 Stunden nicht mit Wärme zu arbeiten, sondern mit Kühlen. Wichtig ist es, dass der Betroffene genau spürt, ob es durch Wärme oder Kälte besser wird.
Der Pitta Aspekt
Die Pitta-Eigenschaften sind:
- heiß,
- leicht ölig,
- scharf,
- flüssig,
- zielgerichtet,
- veränderlich,
- feurig,
- leidenschaftlich.
Um Pitta und damit das Feuer in uns zu senken, führen wir genau das Gegenteil zu, also Kälte, Mäßigung, Ruhe und Entspannung, kühlende und süße Speisen, auch mal Rohkost sowie ein Spaziergang am Wasser, bestenfalls bei kühler Luft. Auf diese Weise lassen sich die Symptome, die durch ein zu hohes Pitta ausgelöst wurden, wieder senken.
Diese Lebensmittel senken das „Feuer“ in uns
In der ayurvedischen Ernährung halten wir uns an Lebensmittel, die kühlende Eigenschaften mit sich bringen. Wie zum Beispiel Gurke, Wassermelone, Kuhmilch, Pfeffer. Wir vermeiden Nahrung wie Tomaten, Chili, Ingwer, Knoblauch, Karotten oder Joghurt. Denn diese Nahrungsmittel wirken wärmend. Und würden das Feuer nur weiter anheizen.
Pitta im Biorhythmus
Unser Pitta-Anteil ist in den Sommermonaten am höchsten, sowie im Tagesrhythmus zwischen 10 und 14 Uhr. Die Pitta-Zeit beginnt bei jedem mit der Pubertät und endet mit circa 50 Jahren. So ist in diesen Zeiten oder Lebensphasen unser Feuer am größten. Die Lebensflamme brennt am stärksten.
Wir sind meist mehr Feuer und Flamme für Dinge. Und auch unser Verdauungsfeuer, Agni, brennt stärker. Wir (ver)brauchen mehr Nahrung. Im Alter nehmen Appetit und Grundumsatz wieder ab. Bis letztendlich unsere Flamme mit dem Tod erlischt.
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Das Feuer therapeutisch nutzen
Ein wunderschönes indianisches Wohlfühl-Ritual ist die Anwendung von Ohrenkerzen. Es dient zur Ohrreinigung, aber auch zum Entspannen und Wohlfühlen. Durch die Flamme entsteht ein Unterdruck, der Ohrenschmalz aus dem Ohr ziehen soll. Das knisternde Geräusch der Flamme verbreitet Ruhe und Wohlbefinden. Hier wird das Feuer in Form einer Flamme direkt sichtbar und wirkungsvoll. So kann die Magie des Feuers vielseitig eingesetzt werden und wir können sie je nach Bedarf individuell für uns nutzen und uns an ihr erfreuen.
Sprichwörtlich genommen
Wir sind Feuer und Flamme. Wir brennen für etwas. Besitzen ein feuriges Temperament. Alle diese Redewendungen bringen Kraft, Stärke, Begeisterung und Tatendrang zu Ausdruck. Der Pitta- Mensch setzt um, treibt voran und kämpft für seine Sache. Er steckt meist sein Umfeld mit seinem Enthusiasmus an. Genau wie eine Kerze eine andere anzünden kann. So sagt man auch, dass bereits eine kleine Kerze den Raum erhellen kann.
Die Kerzenmeditation wird auch Tratak genannt. Dabei schaut man in die Kerzenflamme hinein, am besten auf den Teil der Flamme, der blau ist. Man versucht die Augen möglichst lange geöffnet zu halten ohne zu blinzeln. Solange bis die Augen leicht anfangen zu brennen. Danach schließt man die Augen und beobachtet einfach, was sich vor dem inneren Auge zeigen möchte.
Ohne Erwartungen, wie wir das im Yoga immer wieder üben. Jeder sieht meist etwas Anderes. Die Übung empfiehlt sich dann, wenn man friert oder auch, wenn man sein Ziel und damit sein eigenes Feuer verloren hat. Wenn man sich wieder mit viel Licht in der dunklen Jahreszeit aufladen möchte, ist diese Art der Meditation sehr schön und kraftvoll.