Eine Frau liegt gekrümmt im Bett, hält eine Hand an ihren Kopf und dunkelt damit ihre Augen ab.
Migräne-Attacken sind für Betroffene oft kaum erträglich. Augentropfen mit Betablockern könnten bald Akuthilfe bringen. © Boris Jovanovic / iStock / Getty Images Plus

Schmerzen | Betablocker

AUGENTROPFEN GEGEN MIGRÄNE?

Ein Forscherteam aus Indien hat einen bekannten Wirkstoff weitergedacht. Sie untersuchten, ob der Betablocker Timolol geeignet ist, um während einer Migräneattacke den Schmerz zu lindern.

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In Deutschland setzt man die Betablocker Propanolol und Metoprolol oral zur Migräneprophylaxe ein, in den USA Timolol-Tabletten. Timolol gibt es hierzulande nur als Glaukom-Augentropfen. Könnte man das nicht kombinieren, um akuten Migräne-Schmerz zu lindern? Diese Frage stellten sich der Ophthalmologe Dr. Abraham Kurian und seine Kollegen vom indischen Chaithanya Eye Hospital and Research Institute. Ihre Überlegung: In Form von Augentropfen müsste der Wirkstoff schnell anfluten.

Timolol-Tabletten, wie Migränepatienten in den USA sie prophylaktisch einnehmen, sind im Akutfall nicht geeignet. Zu langsam erreicht der Wirkstoff therapeutische Konzentrationen im Blut, zu viel Wirkstoff geht durch den First-Pass-Effekt verloren. In Augentropfen erreicht der Wirkstoff über den Nasen-Rachen-Bereich die Blutbahn, ohne die Leber zu passieren, und erzielt schnell hohe Plasmaspiegel. Außerdem ist Timolol ein bereits bekannter Wirkstoff, Risiken und Nebenwirkungen sind bekannt und kalkulierbar.

Studienaufbau
Die Forscher teilten 50 Migräne-Patienten in zwei Gruppen auf, um sie in einer randomisierten, verblindeten, placebokontrollierten Crossover-Studie zu untersuchen. Sieben Probanden stiegen direkt nach der Einteilung aus der Studie aus. Eine Gruppe erhielt drei Monate lang bei Migräne-Attacken 0,5-prozentige Timolol-Augentropfen, die andere ein Placebo. Nach einer Auswaschphase wurde getauscht. Die Wissenschaftler beobachteten insgesamt 619 Attacken, 284 wurden mit Timolol behandelt, 271 mit Augentropfen ohne Wirkstoff.

Auswertung
Die Probanden bewerteten ihren Schmerz auf einer Zehn-Punkte-Skala zu Beginn der Migräne und 20 Minuten nach der Applikation der Tropfen. Als primären Endpunkt legten die Forscher fest, den Schmerz um vier Skalenpunkte zu reduzieren oder auf Null zu senken. Dieses Ziel erreichten 82 Prozent der Verum-Gruppe, aber nur 14 Prozent der Placebo-Gruppe. Während Timolol den Schmerz-Score durchschnittlich um sechs Punkte reduzierte, schafften die Placebo-Tropfen nur einen Punkt.

Nun sind größere Studien nötig, um Migräne-Schmerz als Indikation für Timolol-Augentropfen mit aufzunehmen. Betroffenen wäre dies sicherlich eine große Hilfe.

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quelle: Deutsche Apotheker Zeitung

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