Vor dem Einsetzen der Kontaktlinse immer die Hände gründlich waschen oder desinfizieren. © AndreyPopov / iStock / Getty Images Plus

Augenheilkunde | Sehschwäche

AUGENINFEKTIONEN DURCH MONATSLINSEN

Eigentlich wird das Immunsystem mit ihnen fertig, der Tränenfilm wischt sie regelrecht aus dem Auge. Doch zunehmend stecken hinter geröteten, juckenden und brennenden Augen Bakterien statt Viren oder Reizstoffen. Hauptursache scheint die Benutzung weicher Linsen zu sein.

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Akute Bindehautentzündungen äußern sich durch eitrige, gerötete und brennende Augen, häufig sind beide Augen betroffen und morgens verklebt. Es kann zu Sehstörungen kommen und allgemeinen Krankheitsanzeichen, man fühlt sich müde oder schlapp. Erst der Gang zum Augenarzt bringt Aufklärung. Immer häufiger handelt es sich bei den Übeltätern um Bakterien: gramnegative Erreger wie Pseudomonaden, aber auch Pneumokokken, Staphylokokken, Streptokokken oder Chlamydien. Daneben findet sich auch häufig eine bunte Mischung seltener Keime wie Serratia liquefaciens oder Klebsiella oxytoca.

Mit Bindehautentzündung immer zum Arzt
Der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA) und die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) empfehlen in einer gemeinsamen Information, bei Verdacht auf eine Bindehautentzündung dringend den Augenarzt aufzusuchen. Zum einen, da hinter den Beschwerden auch schwerwiegende Erkrankungen des Sehapparates stecken können. Zum anderen, weil zuerst die Ursache geklärt werden sollte, bevor mit einer Therapie begonnen wird. Jedes Medikament, ob pflanzlicher oder synthetischer Herkunft, kann falsch angewendet zu großen Schäden führen. Den kompletten Informationsflyer finden Sie hier: http://cms.augeninfo.de/fileadmin/pat_brosch/konjunkt.pdf.

Weiche Kontaktlinsen stellen hierzulande inzwischen die Hauptursache für infektiöse Bindehautentzündungen dar, warnt Professor Dr. Wolfgang Behrens-Baumann, emeritierter Direktor der Universitätsaugenklinik in Magdeburg in seinem Buch zur praktischen Augenheilkunde. In 90 Prozent der Fälle seien es weiche Kontaktlinsen, zu 70 Prozent Monatslinsen. Mangelnde Hygiene bei der Aufbewahrung, Tragen der Linsen über Nacht oder Schwimmen mit Linsen erhöhen das Risiko. Dann bieten Kontaktlinsen nämlich ein hervorragendes Vermehrungs-Milieu für Bakterien. Augenärzte sehen zudem sogenannte Spaßlinsen kritisch. Die Motivlinsen werden gerade an Fasching oder Halloween immer beliebter. Das Problem: Sie sind dem Träger nicht individuell angepasst und enthalten häufig Stoffe, die das Hornhautepithel schädigen können. Dazu gehören zum Beispiel Chlor, Eisen oder Titan, die an das Auge abgegeben und dort eingelagert werden können.

Besonders problematisch sind Infektionen mit Akanthamöben. Die Therapie mit Desinfektionsmitteln und Antibiotika-Kombinationen sind langwierig, bringen Nebenwirkungen mit sich und schädigen die Hornhaut und den Tränenfluss. Doch tückisch ist vor allem, dass sie häufig mit Herpes-simplex-Viren verwechselt werden. Fast die Hälfte aller diagnostizierten Herpes-simplex-Infektionen entpuppt sich als Akanthamöben-Keratitiden – dann können Nervenzellen bereits geschädigt sein und Schmerzen am Auge auftreten. Umso bedeutender ist der Erreger-Nachweis, am besten unter Zuhilfenahme einer Hornhaut-Probe. Empfehlen Sie Ihren Kunden daher:

  • Bei jedem Kontakt mit den Linsen vorher Hände gründlich waschen oder desinfizieren.
  • Die Linsen nicht über Nacht, in der Sauna oder im Schwimmbad tragen.
  • Nur spezielle Reinigungslösung verwenden, Linsen nicht unter Leitungswasser abspülen. Amöben finden sich überall!
  • Aufbewahrungssystem regelmäßig reinigen beziehungsweise erneuern.
  • Formstabile Kontaktlinsen bei Bedarf mit Enzymreiniger behandeln (gegen Proteinablagerungen).

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quelle: Behrens-Baumann W. Z prakt. Augenheilk. 2018; 39: 131-133 aus Medical Tribune, 53. Jahrgang, Nr. 26, 29. Juni 2018: 19

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