Ein Esketamin-haltiges Nasenspray soll schon bald auch in Deutschland die Zulassung erhalten. Es wird zur Behandlung schwerer Depressionen eingesetzt. © CentralITAlliance / iStock / Getty Images Plus

Neuentwicklung | Ketamin

DAS ERSTE NASENSPRAY GEGEN DEPRESSIONEN

Es gibt neue Hoffnung für Menschen, die an einer therapieresistenten schweren Depression leiden: Das ketaminhaltige Nasenspray Spravato® hat die Empfehlung für eine Zulassung von der Europäischen Arzneimittelagentur EMA erhalten. Damit steht die Markteinführung kurz bevor.

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Bereits seit längerem wird das Narkosemittel Ketamin mit Erfolg off label bei Depressionen eingesetzt, bei denen alle anderen Therapien versagen. Und in den USA ist es auch schon auf dem Markt: Das erste Antidepressivum, das in Form eines Nasensprays angewendet wird und dadurch sehr schnell wirkt. Spravato® besteht aus einem Ketamin-Enantiomer namens Esketamin.

Die EMA bescheinigt dem neuen Medikament bei einer breiten Palette von depressiven Symptomen positive Effekte. Es soll allerdings nicht als Monotherapie angewendet werden und von selektiven Serotonin- beziehungsweise Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern flankiert werden; zusätzlich ist die Anwendung beschränkt auf Patienten mit moderater bis schwerer Depression, die in der aktuellen Krankheitsepisode auf mindestens zwei verschiedene Antidepressiva nicht angesprochen haben.

Esketamin wirkt über einen Antagonismus am NMDA-Rezeptor antidepressiv. Dadurch wird die Freisetzung von Glutamat erhöht. Der große Vorteil von Esketamin ist seine schnelle Wirkung, während andere Antidepressive häufig einige Wochen brauchen, bis man überhaupt eine Aussage darüber treffen kann, ob der Patient anspricht oder nicht.

Das Nasenspray mit einem Wirkstoffgehalt von 28 Milligramm wird vermutlich unter Auflagen verabreicht: Das Medikament darf nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden; zudem muss der Patient nach Applikation mindestens zwei Stunden lang beobachtet werden. Diese Vorsichtsmaßnahmen sind allerdings eher durch die Möglichkeit des Missbrauchs begründet. Nebenwirkungen wie Benommenheit, Übelkeit und Schwindel können ebenfalls auftreten.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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