Ob eine Epilepsie bei einem Kind vorliegt, kann durch ein EEG festgestellt werden. © luaeva / iStock / Getty Images Plus

Epilepsie | Kinder

CANNABIS-THERAPIE NUR FÜR WENIGE SINNVOLL

Bei rund 0,5 Prozent aller Kinder tritt eine Epilepsie auf. Die häufigste Form sind Fieberkrämpfe, aber auch andere Symptome sind möglich. Nun gibt es seit kurzem das Cannabidiol-haltiges Fertigarzneimittel Epidyolex, dass Kindern bei bestimmten Epilepsie-Formen gegeben werden kann. Fachärzte warnen allerdings.

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Seit gut zwei Monaten ist Epidyolex® von GW Pharma in der Datenbank der ABDA zu finden. Es enthält den Wirkstoff Cannabidiol (CBD) enthält, der aus der Cannabispflanze gewonnen wird. Aber für welche Behandlungsmaßnahmen ist dieses Arzneimittel eigentlich geeignet? Zugelassen ist es zur Therapie von Kindern mit Dravet-Syndrom oder Lennox-Gastaut-Syndrom. Das Dravet-Syndrom kommt meist erstmals zwischen dem sechsten und zwölften Lebensmonat zum Vorschein und äußert sich durch Fieberkrämpfe. Das Gehirn der betroffenen Kinder ist aufgrund eines genetischen Defekts überregbar. „Die Anfälle treten im weiteren Verlauf meist mehrmals monatlich auf, fast alle betroffenen Kinder bleiben außerdem in ihrer geistigen und motorischen Entwicklung zurück“, erklärt Professor Dr. Felix Rosenow, Leiter des Epilepsiezentrums Frankfurt Rhein-Main der Goethe-Universität.

Eine solche Entwicklungsstörung, wie sie bei dem Dravet-Syndrom auftritt, kann mit einer Therapie nicht entscheidend beeinflusst werden. Betroffene ab einem Alter von zwei Jahren, die bereits das Antikonvulsivum Clobazam erhalten, können nun auch auf Cannabidiol als Add-on zurückgreifen.

Bei der anderen seltenen Epilepsie-Form, dem Lennox-Gastaut-Syndrom, besteht eine frühkindliche Gehirnschädigung, die auf unterschiedlichste Ursachen zurückzuführen ist. „Zusammengenommen machen die beiden Syndrome nur weniger als 5 Prozent der frühkindlichen Epilepsien aus“, so Rosenow. Demnach kommt das neue Präparat für die meisten Betroffenen nicht in Frage.

Dass es nun mit Epidyolex® eine weitere Therapieoption gibt, stößt bei der Fachgesellschaft auf positive Ohren, schraubt aber zugleich auch die hohen Erwartungen herunter. Es gibt Eltern, die das Präparat als sanftes Naturprodukt ansehen, da der Wirkstoff aus der Cannabispflanze gewonnen wird. „Das ist ein Irrtum“, betont Rosenow. „Ob eine Substanz pflanzlich oder synthetisch hergestellt ist, hat keinen Einfluss darauf, wie wirksam oder wie verträglich sie ist.“

Zulassungsstudien haben bereits gezeigt, dass sich durch die Gabe von Epidyolex® die Anzahl der motorischen epileptischen Anfälle zwar um die Hälfte reduziert, es aber durchaus zu Nebenwirkungen kommt. Hier sind unter anderem Müdigkeit, Fieber, Durchfall und Appetitlosigkeit aufzuzählen. Daher musste das Medikament bei Betroffenen, die solche Nebenwirkungen zeigten oder bei denen die Leberwerte erhöht waren, wieder abgesetzt werden. Des Weiteren hat das Präparat voraussichtlich keinen Einfluss auf die geistige Entwicklung des Kindes.

Eine Epilepsie äußert sich im Kindesalter laut den Fachärzten nicht immer durch Krampfanfälle. Das häufigste Symptom sind Absencen, die sich dadurch äußern, dass das Kind in dieser Zeit nicht ansprechbar ist. Zudem wird eine Epilepsie-Erkrankung oft sehr spät diagnostiziert. Etwa 5 von 1000 Kindern sind von einer Epilepsie betroffen.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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