Pharmazeutische Institutionen
ADEXA – DIE APOTHEKENGEWERKSCHAFT
Seite 1/1 4 Minuten
Die deutsche Gewerkschaft für Angestellte und Auszubildende in öffentlichen Apotheken hat ihren Sitz in Hamburg. Als einzige Tarifvertragspartei des Arbeitgeberverbandes Deutscher Apotheken und der weiteren Arbeitgeberverbände handelt sie die Gehälter des Personals sowie deren Arbeitsbedingungen aus. Im Apothekenwesen werden die Tarifverträge zwischen der ADEXA und dem Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) beziehungsweise der Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter (TGL-Nordrhein) abgeschlossen.
Dabei zielt die Tarifpolitik der ADEXA darauf ab, für Mitarbeiter in öffentlichen Apotheken möglichst optimale Arbeitsbedingungen zu schaffen. Zum einen durch adäquate Vergütung der erbrachten Leistungen, zum anderen durch die attraktive Gestaltung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen. Die ADEXA zieht neben den Arbeitgebern auch die Politiker, die durch unzureichende Honorierung der Apothekenleistungen die Spielräume für Tarifverhandlungen negativ beeinflussen, zur Verantwortung.
Wann sind die Tarifverträge gültig? Die Tarifverträge kommen zur Anwendung, wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer Mitglieder ihrer jeweiligen Tariforganisation sind. Der Apothekenleiter müsste somit der ADA oder TGL-Nordrhein zugehörig sein, während Angestellte Mitglieder der ADEXA sein sollten. Nur dann besteht ein Rechtsanspruch auf alle Leistungen der Tarifverträge, sodass die Arbeitsbedingungen automatisch an die verbesserten Tarife angepasst werden.
Aufgaben der ADEXA Nach eigenen Angaben macht sich die ADEXA für folgende Themen stark: die Sicherung von Ansprüchen durch Tarifbindung und gültige Tarifverträge in allen Kammerbezirken, eine kontinuierliche Verbesserung der tariflichen Arbeitsbedingungen und Gehälter im Apothekenbereich, arbeits- und tarifrechtliche Sicherheit für die Mitglieder, Präsenz und Einfluss von Apothekenangestellten in der Berufsöffentlichkeit, Verbesserung der beruflichen Situation und Alterssicherung von Frauen, familienfreundliche Arbeitsplätze, mehr Selbstbewusstsein von Apothekenangestellten, um die eigenen Rechte und Ansprüche durchzusetzen, Modernisierung von Pharmazie-Studium und PTA-Ausbildung, lebenslange Qualifizierung durch Fort- und Weiterbildung – auch in berufspolitischen und rechtlichen Themen, Interessenvertretung aller Apothekenberufe, Interessenvertretung und Vernetzung für Apothekenangestellte auf europäischer Ebene, Verbesserung der Mitsprache im Apothekenbetrieb, zum Beispiel durch Betriebsräte.
Historische Entwicklung Am 21. Juni 1954 wurde auf dem Apothekertag in München der „Bundesverband der Angestellten in öffentlichen Apotheken“ (BVA) als Nachfolger der 1949 entstandenen „Tarifgemeinschaft deutscher angestellter Apotheker“ gegründet. Der BVA war zunächst durch männliche angestellte Approbierte geprägt, im Verlauf von weiteren fünfeinhalb Jahrzehnten schlossen sich weitere Berufsgruppen wie PTA oder Pharmazieingenieure an, zudem wuchs der Frauenanteil in der Gewerkschaft. Im Jahre 2004 wurde aus dem BVA die Apothekengewerkschaft ADEXA, eine moderne und professionelle Branchengewerkschaft.
Struktur der Gewerkschaft Bis Ende 2017 bestand die ADEXA aus 17 Landesgruppen mit 17 ehrenamtlichen Landesverbänden. Im Rahmen einer Hauptmitgliederversammlung entstand der Beschluss, die Landesgruppen in vier Regionen (Süd, Nord, West, Mitte & Ost) zusammenzufassen. Zu der Region Nord zählen Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern; die Region West setzt sich aus Nordrhein und Westfalen-Lippe zusammen; Region Süd besteht aus Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg und Bayern, während zur Region Mitte & Ost die Bundesländer Hessen, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg gehören.
In jeder Region gibt es gewählte, ehrenamtliche Vertreter, die den Regionsvorstand ausmachen. Die Aufgaben des Vorstands sind die Meinungsbildung innerhalb der Region, die Interessenvertretung innerhalb der ADEXA, die Kontaktaufnahme zu Apothekerkammern und anderen Organisationen sowie die Organisation von Infotreffen, Stammtischen, Mitgliedertagen, Exkursionen und Firmenbesichtigungen. Der Vorstand wird alle fünf Jahre von der Delegiertenversammlung, dem höchsten Organ der ADEXA, gewählt – derzeit ist Andreas May erster Vorsitzender und Tanja Kratt zweite Vorsitzende.
Innerhalb der Gewerkschaft werden die spezifischen beruflichen und berufspolitischen Interessen der vier ADEXA-Berufsgruppen vertreten. Mitglieder der ADEXA gehören in Abhängigkeit von ihrem Beruf automatisch einer dieser Kategorien (Berufsgruppe der ApothekerInnen, der PTA/ApothekenassistentInnen, der PKA/ApothekenhelferInnen/Pharm. AssistentInnen/ApothekenfacharbeiterInnen, der PI/ApothekerassistentInnen) an.
Modernisierung des PTA-Berufes Vergangenen Sommer haben die ADEXA und der Bundesverband pharmazeutisch-technischer Assistenten (BVpta) ein Positionspapier zur Novellierung des PTA-Berufsbildes verabschiedet, in dem sie Änderungen am Gesetz über den PTA-Beruf sowie der Ausbildungs- und Prüfungsordnung fordern. Darüber hinaus wünschten ADEXA und BVpta, dass inhaltliche Schwerpunkte zeitgemäßer gestaltet und die Ausbildungsstandards bundesweit angeglichen werden.
Aktuelles Im Juli letzten Jahres sind die Tarifverhandlungen zwischen der ADEXA und dem Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken gescheitert, weil sich beide Parteien weder auf Steigerungen beim Gehaltstarif noch auf neue Tarifmodelle für Filialleiter einigen konnten. Anders sieht es in Nordrhein aus, wo ADEXA und TGL-Nordrhein Ende Oktober eine tarifliche Einstufung für Filialapothekenleitungen beschlossen haben.
TGL Die Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter Nordrhein unterstützt Apotheker in ihrer Funktion als Arbeitgeber bei arbeitsrechtlichen Problemen. Die TGL kümmert sich um Tarifverträge, Rechtsberatung im Arbeits- und Sozialrecht, Vertretung in Arbeitsgerichtsprozessen, Arbeitsverträge mit und ohne Leistungsbezug sowie um das Konzept zur leistungsorientierten Bezahlung. Sie ist bundesweit der einzige Verband mit einem derartigen Leistungsprofil.
Vernetzung Die ADEXA ist Gründungsmitglied der Employed Community Pharmacists in Europe (EPhEU). Hierbei handelt es sich um einen Dachverband europäischer Gewerkschaften und Verbände, die angestellte Apotheker aus öffentlichen Apotheken vertreten. Durch Mitwirkung bei Gesetzgebungsverfahren sollen die beruflichen Rahmenbedingungen weltweit verbessert werden. Die EPhEU unterstützt auch angestellte Apotheker, die in einem anderen Mitgliedsland Arbeit suchen.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/19 ab Seite 110.
Martina Görz, PTA, Psychologin und Fachjournalistin