Sie hat überall die Finger drin
17 Minuten
- 1Anatomie
- 2Hormonelle Steuerung
- 3Hypothyreose
- 4Kinderwunsch und Schwangerschaft
- 5Schilddrüsenhormone
- 6E-Learning Fragen
01. März 2020
Schilddrüsenautonomie/Adenom Auch hier ist die Produktion der Schilddrüsenhormone dem physiologischen Steuerungsmechanismus entkoppelt, einzelne Gewebebereiche, die von einer Kapsel umgeben sind, produzieren unkontrolliert Hormone und es kommt zu einer Hyperthyreose. Geschieht das nur an einer Stelle, spricht man vom „autonomen Adenom“, bei der multifokalen Autonomie sind es mehrere Stellen und bei der disseminierten Autonomie die gesamte Schilddrüse, die unkontrolliert Hormone produziert.
Thyreotoxische Krise Die thyreotoxische Krise ist eine lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung, mit massiv hohen Werten von freiem T3 und T4 die aus der Bindung mit ihrer Transportform TBG entlassen wurden. Auslöser können neben einer Jodexposition bei bereits bestehender, funktioneller Autonomie auch Ereignisse, wie Myokardinfarkt, Operationen, Unfälle, Sepsis oder Verbrennung bei Patienten mit unerkannter Hyperthyreose sein. Außerdem kann es zu einer Verschlimmerung einer bereits bestehenden, schweren Hyperthyreose kommen oder durch Dosierfehler mit exogen zugeführtem Thyroxin ausgelöst werden. Die Symptomatik zeigt das Maximum einer Hyperthyreose mit einer Sinustachykardie (> 150/min) und Vorhofflimmern, einer Hyperthermie (38 bis 41°C), Übelkeit und starkem Zittern. Unbehandelt kann es im weiteren Verlauf zu Bewusstseinstrübung und Delirium, gefolgt von Koma und Tod kommen.
Schilddrüsenkarzinom Der Krebs an der Schilddrüse zeigt sich meist in Form von Knoten, die in einem frühen Stadium noch keine Symptome verursachen, also eher unauffällig sind. Beim papillären wie auch beim follikulären Schilddrüsenkarzinom sind die Krebszellen ähnlich den Schilddrüsenzellen und können noch Jod aufnehmen. Möglich sind Lymphmetastasen, da Krebszellen leicht über die Lymphbahnen transportiert werden. Diagnostisch werden Blutuntersuchung, Ultraschall und Szintigrafie von Punktionen des Gewebes in Betracht gezogen. Therapeutisch sind die Radio-Jod-Therapie oder eine Operation der Schilddrüse möglich.
Typische Symptome bei....
Hypothyreose Hyperthyreose
extreme Müdigkeit innere Unruhe
übermäßig schnelle Erschöpfung Erschöpfung und Kraftlosigkeit
depressive Verstimmung Nervosität
Konzentrationsstörungen Schlafmangel
Antriebsmangel und Desinteresse Stimmungsschwankung und Aggressivität
Hypotonie und Kälteempfindlichkeit Hypertonie und Hitze
Appetitlosigkeit und Obstipation Gewichtsverlust und Diarrhoe
kühle, trockene Haut vermehrtes Schwitzen
stumpfe Haare, Haarausfall Haarausfall
Gewichtszunahme Gewichtsabnahme
erhöhte Infektanfälligkeit Zyklusstörung bei Frauen
Kinderwunsch und Schwangerschaft Bei der Suche nach der Ursache von ungewollter Kinderlosigkeit zeigt sich, dass circa zehn Prozent der Frauen von einer Störung der Schilddrüsenfunktion betroffen sind, wobei sowohl eine Hypothyreose wie auch eine Hyperthyreose die Fruchtbarkeit der Frau negativ beeinflussen können. Störungen des Zyklus, der Eizellreifung und damit der Empfängnis sind nicht selten. Es werden hier bedeutend häufiger Schilddrüsenantikörper und Hashimoto-Thyreoiditis diagnostiziert. Eine Hyperthyreose verursacht auch noch in der Schwangerschaft häufiger Komplikationen, wie vorzeitige Wehen oder Präeklampsie. Leitsymptome der Präeklampsie sind Hypertonie (erhöhter Blutdruck), Proteinurie (erhöhte Eiweißausscheidung im Urin) und Ödeme (Wassereinlagerungen). Ein Zusammenhang zwischen erhöhter Fehlgeburtsrate in den ersten Monaten der Schwangerschaft und einer Schilddrüsenüberfunktion besteht nachweislich.
Behandlung mit Jod Das Element gehört zu den essenziellen Spurenelementen und muss daher über die Nahrung aufgenommen werden. Nach Empfehlung der WHO liegt die optimale Zufuhr bei 150 bis 300 µg pro Tag. Lebensmittel wie Austern, Heilbutt, Kabeljau, Scholle oder Thunfisch enthalten besonders viel Jod, aber auch Spinat gilt als jodreich. Bei veganer Ernährung sollte zur Deckung des täglichen Bedarfs eventuell auf Jodtabletten zurückgegriffen werden. Nach oraler Aufnahme wird es als Jodid aus dem Dünndarm (passiv) resorbiert und aktiv mittels des Natrium-Jodid (Na+/I–)-Symporters zur Schilddrüse transportiert, in der es aber nur in begrenzter Menge gespeichert werden kann. Die Elimination erfolgt zu 80 Prozent renal, zu 20 Prozent intestinal mit dem Faeces und während der Stillzeit bis zu 50 Prozent über die Muttermilch. Die Synthese von Schilddrüsenhormonen ist ohne Jod nicht möglich, also führt ein Jodmangel immer zu einer Hypothyreose. Ein Jodüberschuss ist durch die Verabreichung von Röntgenkontrastmittel oder jodhaltigen Desinfektionsmitteln (Povidon-Jod) möglich. Bei Schilddrüsengesunden werden diese erhöhten Jodmengen meist ohne große Stoffwechselbelastung renal ausgeschieden. Solche Jodüberschüsse können jedoch bei Schilddrüsenerkrankten eine jodinduzierte Hyperthyreose auslösen und sollten durch jodfreie Zubereitungen ersetzt werden.
Täglicher Jodbedarf
Altersgruppe Jodmenge
Säuglinge 40 bis 80 μg 1 bis 9 Jahre 100 bis 140 μg
10 bis 12 Jahre 140 bis 180 μg
Jugendliche 200 μg
Erwachsene 200 μg
Erwachsene über 50 180 μg
Schwangere 230 μg
Stillende 260 μg
Als Fertigarzneimittel sind Tabletten auf dem Markt, die Jodid in Form von Kaliumjodid in den Stärken 100 μg und 200 μg enthalten. Die Einnahme soll einmal täglich nach dem Essen mit Wasser erfolgen. Sie werden für die Prophylaxe einer Struma bei unzureichender Jodzufuhr über die Nahrung, insbesondere in Schwangerschaft und Stillzeit, nach Abschluss einer Kropfbehandlung, nach einer Kropfoperation und zur Therapie des Jodmangelkropfes bei Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen eingesetzt. Die Dosierung wird für jeden Patienten individuell festgelegt.