Muskeln
PTA-Fortbildung

Sicher beraten bei Muskelbeschwerden

Muskeln sind wichtig für alle lebensnotwendigen Prozesse im Körper – vom Herzschlag bis hin zur körperlichen Bewegung. Bei vielen Muskelbeschwerden sind Sie in der Apotheke die erste Adresse, um Hilfe zu erhalten. Hier erfahren Sie, bei welchen Beschwerden Sie Ihre Kunden wie beraten.

18 Minuten

Zu viel Sport gemacht, ein falscher Schritt, falsche Haltung oder eine unglückliche Bewegung – jeder kennt die plötzlich auftretenden Schmerzen des Bewegungsapparates. In den meisten Fällen ist die Muskulatur betroffen. Dann kommen Kunden als erstes in die Apotheke und fragen Sie nach einer guten Salbe, einem Wärmepflaster oder einfach nach dem richtigen Mittel gegen die Schmerzen.

Bei leichten Beschwerden reichen die passgenauen Empfehlungen aus der Apotheke aus – bei starken oder chronischen Schmerzen sind eine ärztliche Diagnostik und medizinische Therapie notwendig. Beschwerden der Muskulatur können zahlreiche Ursachen haben, weshalb eine klare Ananmese so wichtig ist.

Um die Grenzen der Selbstmedikation zu erkennen, die verschiedenen Arten von Muskelbeschwerden einordnen zu können und kompetent zu beraten, ist es wichtig, die Grundlagen der Physiologie und Pathophysiologie der Muskulatur zu kennen.

Zahlen und Fakten Gehen, laufen, die Bewegungen des Magen-Darm-Traktes oder die Kontraktionen des Herzens, sind nur mithilfe von Muskeln möglich. Der Körper eines gesunden erwachsenen Menschen besteht zu 30 bis 50 Prozent aus Muskelmasse. Bei Frauen ist die Muskelmasse etwas geringer als bei den Männern. Etwa 650 kleine und große Muskeln sorgen für die Beweglichkeit und Stabilität der Gliedmaßen, sie steuern aber auch wichtige Organfunktionen, wie zum Beispiel die Herztätigkeit und Atmung.

Der Rückenmuskel ist flächenmäßig am größten, der Gesäßmuskel ist dagegen der Muskel mit dem größten Volumen. Der Kaumuskel ist zwar deutlich kleiner, ist aber im Verhältnis zu seiner Größe der stärkste Muskel des Körpers. Der kleinste Muskel befindet sich im Innenohr – es ist der Steigbügelmuskel, der etwa die Größe eines Stecknadelkopfes hat. Seine Kontraktion schützt das Innenohr vor zu hoher Lautstärke.

Die Augen werden von den Augenringmuskeln geschützt, indem sie blitzschnell mit dem Schließen des Auges reagieren, wenn etwas hineinfliegen könnte. Beeindruckend ist die Tätigkeit des Herzmuskels. Der wichtigste Muskel des Körpers pumpt pro Jahr etwa 2,5 Millionen Liter Blut vom Herzen durch den Organismus. So wird der Körper durch Muskelarbeit mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt.

Durch intensives Training lassen sich Muskelstärke und Muskelvolumen erhöhen, die Anzahl der Muskeln ändert sich allerdings damit nicht. Umgekehrt verlieren Menschen ohne Training rasch an Muskelmasse. Das kennt jeder, der einmal einige Wochen einen Gips tragen und so bestimmte Muskelpartien stilllegen musste. Ab dem 30. Lebensjahr nimmt die Muskelmasse des Körpers ohne regelmäßigen Sport pro Jahr ein Prozent ab.

Wer nicht aktiv gegensteuert, verliert bis zum 65 Lebensjahr also bereits 35 Prozent.

LERNZIELE

Lernen Sie in dieser von der Bundesapothekerkammer akkreditierten Fortbildung unter anderem,
+ wie die Muskulatur aufgebaut ist,
+ welche Muskelarten es gibt und was unter Muskelauf- und -abbau zu verstehen ist,
+ welche Arten von Muskelbeschwerden es gibt,
+ welche therapeutischen Maßnahmen Muskelbeschwerden reduzieren können,
+ wie Sie Kunden mit Muskelbeschwerden differenziert beraten,
+ was bei älteren Menschen mit Muskelbeschwerden zu beachten ist,
+ welche Ernährungstipps Sie geben können und
+ welche Supplemente zu empfehlen sind.

Anatomie und Physiologie Einige Muskeln werden willentlich gesteuert, wie zum Beispiel an den Extremitäten, andere erfüllen ihre Funktionen, ohne dass man sie willentlich beeinflussen könnte, zum Beispiel der Herzmuskel oder der Darm. Abhängig von Aufbau und Funktion wird das Muskelgewebe in Skelettmuskulatur, Organmuskulatur und Herzmuskulatur unterschieden.

Die Muskulatur der Organe, wie in Darm, Magen, der Blase und an den Blutgefäßen, wird auch glatte Muskulatur genannt, weil sie unter dem Mikroskop betrachtet im Gegensatz zur Skelettmuskulatur nicht gestreift erscheint. Es ist die Organmuskulatur, die der Mensch nicht zentral durch seinen Willen kontrahieren und entspannen kann, sie arbeitet gewissermaßen automatisch. Notwendig ist die glatte Muskulatur mit ihren Kontraktionen zum Beispiel für die Magen-Darm-Passage der Nahrung, für die Eng- und Weitstellung von Blutgefäßen bei der Regulation des Blutdrucks oder die Dilatation und Obstruktion der Bronchien in der Lunge.

Die Herzmuskulatur nimmt eine Sonderstellung ein. Sie zählt zwar optisch zur quergestreiften Muskulatur, aber arbeitet unwillkürlich und mit einem besonderen stetigen Automatismus bei jedem Herzschlag und Pumpvorgang. Die Skelettmuskulatur nennt man auch quergestreifte Muskulatur. Sie hat ihren Namen, weil sie im mikroskopischen Bild gestreift erscheint. Diese Muskeln werden aktiv vom Gehirn gesteuert.

Sie treten immer als Spieler und Gegenspieler auf, wie Bizeps und Trizeps. Das Prinzip der Skelettmuskeln ist es, zwei Knochen miteinander zu verbinden. So können zwei Knochen aufeinander zu bewegt werden, zum Beispiel wenn der Unterarm gebeugt und angehoben wird. Muskeln sind mit Knochen über Sehnen verbunden. Ein Muskel kann bis zu drei Sehnen besitzen. So ist der Muskel in einen Bindegewebssack – die Faszie – eingebettet, der in die Sehnen übergeht.

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