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01. Dezember 2022
Genitalherpes – schmerzhafte Bläschen Herpes genitalis gehört zu den weltweit häufigsten STI. Schätzungsweise infiziert sich jede fünfte Frau und jeder neunte Mann im Alter von 14 bis 49 Jahren. Auslöser ist das Herpes simplex-Virus (HSV), klassischerweise vom Typ 2 (HSV-2). Zunehmend gewinnt auch HSV-1, der Erreger des Lippenherpes, an Bedeutung. Dieser kann beim Oralsex durch Herpesbläschen an den Lippen auf die Genitalien übertragen werden.
Eine Infektion erfolgt meist ab der Pubertät, also mit Beginn der sexuellen Aktivität. Vor allem sind Frauen betroffen, da die weiblichen Schleimhäute empfindlicher als die männlichen sind. Die Übertragung findet bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr statt, wobei Trigger wie beispielsweise Stress, Sonnenlicht oder kleine Verletzungen eine Infektion begünstigen. Bei analem oder oralem Geschlechtsverkehr kann das Virus zudem in den Enddarm (Rektum) oder an Lippen und Rachenschleimhaut gelangen.
Primär- und Sekundärinfektionen Im Gegensatz zum Lippenherpes macht sich Genitalherpes in der Regel gleich beim ersten Mal mit ausgedehnten Hautläsionen bemerkbar, vor allem bei Personen, deren Organismus zuvor noch keinen Kontakt mit HSV hatte. Erste Vorboten sind ein unangenehmes Gefühl sowie ein schmerzhaftes Jucken, Kribbeln oder Brennen am Penis, an der Scheide (Vagina) oder um den After herum. Es bilden sich gruppiert angeordnete Bläschen auf gerötetem Grund, die starke Schmerzen auslösen können und nach zwei bis drei Wochen krustig abheilen.
Zusätzlich sind schmerzhaft vergrößerte Lymphknoten in der Leiste möglich. Auch sind Rücken- und Muskelschmerzen typisch, die von einem allgemeinen Krankheitsgefühl und Fieber begleitet werden. Bei der Primärinfektion entzünden sich zudem häufig Eichelhaut, Harnröhre (Urethra) oder der Schambereich (Vulva). Schmerzen beim Wasserlassen und Geschlechtsverkehr sowie ein glasiger Ausfluss sind daher keine Seltenheit.
Häufige Sekundärinfektionen sind typisch. Bis zu zwölf Rezidive im Jahr sind möglich, vor allem bei geschwächtem Immunsystem. Auch hormonelle Schwankungen (z. B. Menstruation) führen zu Reaktivierungen des Virus, das ein Leben lang in den sensorischen Nervenganglien schlummert. Bevorzugt hält es sich in den Knotenpunkten im Bereich der Lendenregion und des Kreuzbeins auf, wo es unterschiedlich lange symptomlos verharrt.
Zudem können sich schwere Verläufe (z. B. HSV-Meningitis) einstellen, im ungünstigen Fall mit chronischem Verlauf. Besondere Vorsicht ist in der Schwangerschaft geboten, da das Virus in dieser Zeit auf das Ungeborene übergehen und dessen Haut, Schleimhäute und innere Organe stark in Mitleidenschaft ziehen kann. In circa 50 Prozent der Fälle löst eine Erstinfektion mit Herpes genitalis während der Schwangerschaft eine Fehlgeburt aus.
Zudem ist das Virus unter der Geburt gefährlich. Es kann von einer infizierten Mutter auf das Neugeborene übergehen (Herpes neonatorum), sich im ganzen Körper ausbreiten (Herpes-Sepsis) und eine Gehirnentzündung (Herpes-Encephalitis) verursachen. Überlebt das Kind die Infektion, kann es im Laufe seines Lebens an neurologischen oder kognitiven Ausfällen sowie epileptischen Anfällen leiden.
Was kann die Apotheke tun?
Beim Thema Geschlechtskrankheiten ist immer noch viel Aufklärungsarbeit notwendig. Auch die Apotheke kann einiges dazu beitragen. Selbst wenn es nur das Auslegen von Broschüren sein sollte, in denen über die verschiedenen Infektionen und ihre Übertragungswege informiert wird. Das ist ein Baustein, der dazu beiträgt, das Informationsdefizit in der Bevölkerung zu schließen und für das Thema zu sensibilisieren. Wünschenswert wäre zudem ein offensives Anbieten von Kondomen in der Freiwahl, möglichst in verschiedenen Größen.
Kondome schützen nur, wenn sie perfekt passen. Bei der Abgabe sollte dem Kunden signalisiert werden, dass man gerne eine Beratung durchführt. Diese ist beispielsweise sinnvoll, wenn gleichzeitig ein Gleitmittel gewünscht wird. Nicht alle Produkte sind kompatibel mit Latexkondomen. Defekte Kondome erhöhen nicht nur das Risiko für eine ungewollte Schwangerschaft. Ebenso können sie Auslöser für unbeabsichtigte Infektionen sein.
Schnell handeln Bei Verdacht auf Genitalherpes sollten Betroffene immer an den Arzt weitergeleitet werden, damit dieser gleich innerhalb der ersten 48 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome orale Virustatika verordnen kann. Bewährte Wirkstoffe sind Aciclovir, Valaciclovir oder Famciclovir, die mehrmals täglich eingenommen werden. Gute Zusatzempfehlungen zur Linderung der schmerzhaften Beschwerden sind Sitzbäder mit iodhaltigen Lösungen oder Eichenrindenextrakt.
HPV-Infektionen – ungefährlich bis bösartig Auch Infektionen mit Humanen Papillomaviren (HPV) sind weit verbreitet. Derzeit sind rund 200 verschiedene Virustypen bekannt, von denen etwa 40 Haut- und Schleimhautzellen im Genitalbereich befallen und sexuell übertragbar sind. Da die Viren sehr leicht über kleinste Mengen virushaltiger Körperflüssigkeiten oder winzige Hautschüppchen weitergegeben werden, schätzt das Robert Koch-Institut (RKI), dass sich alle sexuell aktiven Menschen mindestens einmal im Leben mit ihnen anstecken.
Aber nicht alle Ansteckungen führen zu Infektionen. Oftmals kann das Immunsystem die Viren abwehren. Gelingt dies nicht, infizieren HPV Haut und Schleimhäute und können je nach Subtyp eine ungefährliche Warzenbildung (Niedrigrisiko-Typen) oder bösartige Zellveränderungen (Hochrisiko-Typen) hervorrufen.
Karzinome Vor allem werden die Virustypen 16 und 18 mit Tumoren am Gebärmutterhals (Zervix), Penis, After sowie auch im Rachen (Pharynx) in Verbindung gebracht. Daneben werden zehn weitere HPV-Typen als Hochrisiko-Typen eingestuft und sind an der Entwicklung von Karzinomen beteiligt. Da die HPV-Infektion meist keine Beschwerden verursacht, bleibt die Ansteckung in vielen Fällen lange unbemerkt. Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) entwickelt sich in der Regel über viele Jahre über mehrere Vorstufen (Neoplasien) hinweg.
Ein Teil dieser Neoplasien ist nach ein bis zwei Jahren nicht mehr nachweisbar. Vor allem bilden sich häufig leichte Zellveränderungen wieder zurück. Sollten sich stärker ausgeprägte Veränderungen (höhergradige Neoplasien) entwickelt haben, kann es sich aber um Krebsvorstufen handeln, bei denen im Allgemeinen eine Konisation des Gebärmutterhalses erfolgt. Wird bereits ein Karzinom diagnostiziert, wird eine leitliniengerechte Therapie durchgeführt, die verschiedene Bausteine umfasst (z. B. Operation, Strahlen-, Chemotherapie).
Feigwarzen Infektionen mit den Niedrigrisiko-Typen führen zu Feigwarzen (Kondylome), auch Genitalwarzen genannt. Dabei handelt es sich um flache Knötchen (Papeln) verschiedener Größe (wenige Millimeter bis mehrere Zentimeter), die unterschiedlich gefärbt (rötlich, bräunlich oder auch weißlich-grau) sind. Sie treten an Vagina, Penis und After einzeln oder in kleinen Gruppen auf.
Prinzipiell sind Feigwarzen zwar gutartig, aber dafür äußerst ansteckend und beim Sex mitunter sehr schmerzhaft. Die Feigwarzen lassen sich mit antiviralen oder immunstimulierenden Lösungen und Cremes topisch behandeln. Zum Einsatz kommen rezeptpflichtige Zubereitungen mit Podophyllotoxin 0,5 Prozent, Imiquimod 5 Prozent oder ein Trockenextrakt aus dem Grünen Tee. Ebenso wird eine operative Elimination mittels Elektrokauterisation, Kürettage oder Lasertherapie praktiziert.
Früh erkennen und impfen Um HPV-Infektionen rechtzeitig einer Behandlung zuzuführen, werden beim Gynäkologen regelmäßig Früherkennungsuntersuchungen durchgeführt. Bei Frauen zwischen 20 und 34 Jahren wird jährlich ein Abstrich vom Gebärmutterhals (Pap-Abstrich) gemacht. Frauen ab 35 Jahren wird alle drei Jahre eine Kombinationsuntersuchung angeboten, die einen Pap- und HPV-Test umfasst. Eine effektive Prophylaxe vor der Entstehung von Feigwarzen und vor einem Großteil der Gebärmutterhalskrebserkrankungen ermöglicht die HPV-Impfung.
Da eine HPV-Infektion meist bald nach Aufnahme der sexuellen Aktivität erfolgt, sollte die HPV-Impfung vor dem ersten Sexualkontakt stattfinden. Sie wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am RKI als Standardimpfung im Kindes- und Jugendalter empfohlen. Die Empfehlung gilt bereits seit 2007 für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen ab neun Jahren. Auch wenn die Impfung am effektivsten ist, wenn man sie vor dem ersten Geschlechtsverkehr erhält, wird sie auch noch später als sinnvoll erachtet und angeraten.
Für die Anzahl der erforderlichen Impfstoffdosen ist das Alter bei Beginn der Impfserie entscheidend. Wird die Impfserie im Alter von neun bis 14 Jahren gestartet, ist ein 2-Dosen-Impfschema mit einem Impfabstand von fünf Monaten zugelassen. Bei Nachholimpfungen im Alter von über 14 Jahren oder bei einem Impfabstand von weniger als fünf Monaten zwischen der ersten und zweiten Dosis ist eine dritte Impfstoffdosis erforderlich. Die Kosten tragen bis zum 18. Geburtstag die Krankenkassen, einige zahlen auch über die Volljährigkeit hinaus.