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- 6Fortbildung
01. Dezember 2022
Hepatitis B – Gefahr der Chronifizierung Auch gegen Hepatitis B wird standardmäßig geimpft. Hepatitis B ist eine sehr ansteckende Infektionskrankheit, die chronisch verlaufen kann. Auslöser ist das Hepatitis- B-Virus, das durch den Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten weitergegeben wird. Das Virus wird zum einen häufig durch Blut übertragen. Daher stellen Bluttransfusionen einen gefürchteten Übertragungsweg dar.
Zudem findet sich das Virus in vielen weiteren Körperflüssigkeiten, wie Sperma, Vaginalsekret, Speichel, Flüssigkeitsfilm auf der Darmschleimhaut, Tränen, Urin und Muttermilch, sodass auch der sexuelle Kontakt zu den häufigsten Übertragungswegen zählt. Ebenso ist eine Virusweitergabe während der Schwangerschaft, unter der Geburt und beim Stillen möglich. Das Krankheitsbild beginnt mit grippeähnlichen Beschwerden, Gelenkschmerzen, Abgeschlagenheit oder Fieber.
Erst später stellen sich die Zeichen einer Leberentzündung (Hepatitis) ein (z. B. bierbrauner Urin, entfärbter Stuhl, Gelbfärbung von Haut und Bindehaut, starker Juckreiz). Je jünger die Betroffenen bei einer Hepatitis-B-Infektion sind, desto größer ist ihr Risiko, eine chronische Verlaufsform zu entwickeln, die oft mit schweren Folgeerkrankungen wie Leberzirrhose und Leberkrebs assoziiert ist. Während es bei zehn Prozent der erkrankten Erwachsenen zu einem chronischen Krankheitsverlauf kommt, liegt der Anteil bei einer Erkrankung im Säuglings- und Kindesalter bei bis zu 90 Prozent.
Das Tückische an STI ist, dass sie anfangs oft kaum Beschwerden machen und daher zunächst unbemerkt bleiben, dennoch aber ansteckend sind und somit weitergetragen werden.
Testen und schützen mit Impfung Um eine Hepatitis-Infektion beim Kind zu verhindern, erfolgt in der 32. bis 34. Schwangerschaftswoche im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge ein Test auf eine unbemerkte Hepatitis-B-Infektion. Stellt sich dabei heraus, dass die Mutter mit dem Virus infiziert ist, wird ihr Neugeborenes sofort nach der Geburt geimpft. Dafür erhält es gleich innerhalb der ersten 12 Stunden nach der Geburt eine aktive und passive Hepatitis B-Impfung (Simultanimpfung).
Die begonnene Grundimmunisierung wird dann einen Monat nach der ersten Impfung durch eine zweite Impfung und frühestens fünf Monate nach der zweiten Impfung durch eine dritte Impfung vervollständigt. Sollte der Immunstatus der Mutter bezüglich einer Erkrankung mit Hepatitis B nicht bekannt sein, werden die Neugeborenen auch geimpft, aber nur mit dem aktiven Hepatitis B-Impfstoff.
Die Gabe des Immunglobulins entfällt. Aus dem gleichen Grund – also die Vermeidung einer Infektion mit Hepatitis-B-Viren im Säuglings- und Kindesalter und die damit einhergehende Entwicklung einer chronischen Hepatitis B – gehört eine Hepatitis B- Impfung auch für Säuglinge ohne familiäres Hepatitis-B-Risiko zum Standardimpfprogramm.
Die STIKO empfiehlt, eine Grundimmunisierung gleich im Säuglingsalter durchzuführen. Die Säuglinge erhalten drei Impfdosen im Alter von zwei, vier und elf Monaten, vorzugsweise mit einem Sechsfach-Impfstoff, der neben Hepatitis B noch einen Impfschutz gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Haemophilus influenzae Typ b (Hib) und Polio enthält. Eine Auffrischimpfung gegen Hepatitis B ist nicht generell notwendig. Sie erfolgt nur bei unzureichenden Titern. Da auch Jugendliche durch das Hepatitis B-Virus gefährdet sind – hier spielt vor allem Sexualverkehr eine Rolle – kann eine Überprüfung des Hepatitis B-Titers sinnvoll sein. Sie wird aber nicht von der STIKO generell empfohlen.
Chlamydien-Infektionen – häufig unbemerkt Sie zählen zu den STI, die häufig sexuell aktive Jugendliche und junge Menschen befallen. Die Infektionsraten sinken mit zunehmendem Alter und stabiler Partnerschaft. Die gramnegativen Bakterien Chlamydia trachomatis werden hauptsächlich durch Schleimhaut-Schleimhaut-Kontakt weitergegeben, weshalb der häufigste Übertragungsweg ungeschützter Vaginal-, Anal- sowie Oralsex ist.
Chlamydien verursachen vor allem urogenitale Entzündungen, die mit Ausfluss und Brennen beim Wasserlassen einhergehen. Dazu zählen Entzündungen der Harnröhre (Urethritis), des Gebärmutterhalses (Zervizitis), der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis) und der Eileiterschleimhaut (Salpingitis). Zudem sind abhängig von den Sexualpraktiken Entzündungen des Enddarms (Chlamydien-Proktitis) und des Rachens (Chlamydien-Pharyngitis) möglich. Letztere verlaufen meist stumm und stellen damit eine potenzielle Infektionsquelle dar.
Aber auch die anderen Entzündungen verlaufen häufig asymptomatisch. Während beispielsweise eine Urethritis bei Männern in bis zu 70 Prozent der Fälle mit Krankheitszeichen einhergeht, verläuft sie bei Frauen zu etwa 70 Prozent ohne Symptome und damit zunächst beschwerdefrei. Daher erfolgt eine Ansteckung in vielen Fällen unbemerkt und die Bakterien werden häufig ahnungslos an den nächsten Sexualpartner weitergegeben.
Das ist ein Grund dafür, dass Chlamydien-Infektionen weltweit und auch in Deutschland zu den häufigsten STI zählen. Das größte Risiko einer unbemerkten und damit unbehandelten Chlamydien-Infektion ist eine ungewollte Sterilität. Chlamydien stellen die häufigste Ursache für die Unfruchtbarkeit junger Frauen dar. Durch Verschluss des Eileiters sind Schwangerschaften auf natürlichem Wege nicht mehr möglich. Außerdem gibt es Hinweise für ein erhöhtes Risiko von Frühgeburten, vorzeitigem Blasensprung, kindlichem Untergewicht und anderen Schwangerschaftskomplikationen.
Ein weiteres Risiko sind Chlamydieninfektionen beim Neugeborenen, wenn eine infizierte Mutter die Bakterien unter der Geburt auf ihr Kind überträgt. Meist manifestieren sie sich als Bindehautentzündung (Konjunktivitis), die unbehandelt zur Erblindung führen kann. Aber es können auch Mittelohr- (Otitis media) und bei Aspiration von infiziertem Vaginalsekret Lungenentzündungen (atypische Pneumonie) auftreten. Ebenso können Chlamydien-Infektionen auch beim männlichen Geschlecht zur Unfruchtbarkeit führen, wenn eine Urethritis nicht antibiotisch therapiert wird und sich die Entzündung auf Prostata, Hoden und Nebenhoden ausdehnt.
Behandeln und testen Daher sollten mögliche Anzeichen für eine Chlamydien-Infektion wie ein ungewöhnlicher Ausfluss, Zwischenblutungen, Brennen und Schmerzen bei Wasserlassen, Schmerzen beim Sex sowie Juckreiz im Genitalbereich immer Anlass sein, einen Arzt aufzusuchen. Antibiotikum der Wahl ist für beide Partner Doxycyclin (zweimal täglich 100 Milligramm (mg) über eine Woche), alternativ erfolgt in der Schwangerschaft oder bei Unverträglichkeit eine Einmalgabe von 1,5 Gramm (g) Azithromycin.
Zudem sollten Frauen regelmäßig die gynäkologischen Untersuchungen bei ihrem Frauenarzt wahrnehmen. Bis zum 25. Lebensjahr wird einmal jährlich ein Chlamydien-Screening durchgeführt, das von den Krankenversicherungen bezahlt wird. Ein Test auf Chlamydien ist ebenso Teil der Vorsorge während der Schwangerschaft. Diese umfasst zudem ein routinemäßiges Screening auf Syphilis, HIV und Hepatitis B.