Schmerzmittel
PTA-Fortbildung

Hilfe bei Schmerzen

Bei Schmerzmitteln kann man grob zwischen nicht-opioiden Analgetika und Opioid-Analgetika unterscheiden. Wir stellen typische Vertreter und die Unterschiede sowie die Anwendungsgebiete beider Substanzgruppen vor – ein Update.

21 Minuten

Verschiedene Darreichungsformen

Für die Behandlung chronischer Schmerzen eignen sich vor allem Retardpräparate in Form von Kapseln oder Tabletten sowie TTS, da sie eine langwirksame Analgesie über mehrere Stunden ermöglichen. Bei den oralen Präparaten sind es (8 bis) 12, bei den Pflastern sogar bis zu 72 Stunden. Sie stellen die Basistherapie dar und werden regelmäßig nach einem festen Zeitschema gegeben, um den Schmerz unter Kontrolle zu halten.

Zur Kupierung von anfallsartigen Schmerzepisoden (Schmerzspitzen, Durchbruchschmerzen) kommen Arzneiformen zur Anwendung, die schnell wirksam und individuell dosierbar sind. Hier spielen in der Praxis vor allem Tropfen, Brause- und Schmelztabletten sowie transmukosale Darreichungsformen eine Rolle. Zudem stehen Injektionslösungen zur Verfügung.

Transmukosale Darreichungsformen werden im Gegensatz zu Schmelztabletten nicht geschluckt, sondern verbleiben im Mund, wo sie unter die Zunge (Sublingualtabletten), in die Wangentasche (Buccaltabletten) oder an die Wange gelegt und bewegt werden (Lutschtabletten/Lolli). Daneben lassen sich Durchbruchschmerzen auch mit einem Opioid-haltigen Nasenspray bekämpfen.

Schmerzpflaster

Einen großen Fortschritt in der Opioid-Therapie und damit einen enormen Zugewinn an Lebensqualität brachte die Einführung der TTS, also der transdermalen therapeutischen Systeme. Da sie in der Regel nur alle drei Tage gewechselt werden müssen, wird der Patient spürbar entlastet. TTS sorgen für konstante Wirkstoffspiegel und gewährleisten auf diese Weise eine zuverlässige Schmerzkontrolle, auch nachts. Damit kann der Schmerzpatient ohne nächtliche Schmerzmitteleinnahme wieder durchschlafen. Zudem wird er bis zum Pflasterwechsel nicht ständig – durch mehrmals notwendige Tabletteneinnahmen – an seine Grunderkrankung erinnert.

Sehr geschätzt wird auch, dass TTS mit weniger Nebenwirkungen einhergehen, da die Opioide durch die transdermale Wirkstoffaufnahme weniger Einfluss auf die Darmmuskulatur ausüben. Somit fällt die obstipierende Wirkung deutlich geringer als unter der oralen Therapie aus.

Allerdings gilt es zu beachten, dass es bei TTS zu einer Verzögerung des Wirkungseintrittes kommt. Typisch ist zugleich ein verzögertes Wirkende nach ihrem Entfernen, da das Opioid aus dem Wirkstoffdepot in der Haut über viele Stunden weiter freigesetzt wird. So tritt die maximale Wirkung nach Aufbringen eines Fentanyl-Pflasters erst nach 24 Stunden ein. Wird das Pflaster entfernt, muss mit einem Verbleib des Wirkstoffes in der Haut von länger als einem Tag gerechnet werden. Somit eignen sich Schmerzpflaster weder für die Akutbehandlung noch für eine flexible Dosisanpassung.

Für die transdermale Applikation stehen Fentanyl und Buprenorphin zur Verfügung, zwei Substanzen, die aufgrund ihrer Lipophilie in der Lage sind, die Hautbarriere zu durchdringen.

Matrix- oder Membranpflaster?

Die meisten Präparate liegen als Matrixpflaster vor, bei denen der Wirkstoff in eine gelförmige Matrix eingebettet ist, aus der das Opioid kontinuierlich freigesetzt wird. Damit besteht selbst bei Beschädigung des Pflasters nicht die Gefahr einer Überdosierung. Diese ist hingegen bei Membranpflastern gegeben. Bei ihnen befindet sich der Wirkstoff gelöst in einem flachen Flüssigkeitsreservoir.

Beide Pflastertypen sollen nicht zerschnitten werden, auch wenn beim Matrixpflaster im Gegensatz zum Membranpflaster der Wirkstoff theoretisch nicht auslaufen kann. Aber selbst ein diagonales Zerschneiden eines Matrixpflasters erlaubt in der Regel keine zwei identischen Hälften mit gleichmäßiger Verteilung des Opioids. Zudem haften geteilte Pflaster an den Schnittkanten schlechter. Wird ein Pflaster zur Dosisreduzierung nach ärztlicher Anweisung dennoch geteilt, stellt dies einen Off-Label-Use dar. Die verbleibende Hälfte sollte dann im Originalbeutel an einem sicheren Ort aufbewahrt werden, damit unbefugte Personen (z. B. Kinder) keinen Zugang dazu erhalten.

Fentanylpflaster richtig aufkleben:

Um einem Missbrauch entgegenzuwirken, ist auch die richtige Entsorgung wichtig. TTS enthalten nach Gebrauch noch hohe Wirkstoffmengen, wodurch sie für Opioidabhängige von Interesse sind. In der Drogenszene werden die Pflaster meist ausgekocht und die so erhaltende Lösung anschließend gespritzt. Ebenso erfolgt ein missbräuchliches Lutschen oder Schlucken der Pflaster.

Richtiges Kleben

Die freigesetzte Wirkstoffmenge aus dem TTS hängt entscheidend von der Hautstelle ab, auf die diese aufgebracht werden. Daher dürfen die Pflaster nur auf geeignete Körperareale geklebt werden, an denen die Haut

  • glatt (faltenfrei),
  • fettfrei (nicht eingecremt),
  • unversehrt (keine Verletzung, Entzündung oder Tätowierung) und
  • möglichst unbehaart ist.

Nur dann sind definierte Resorptionsraten gewährleistet.

Zudem dürfen die Stellen vor und nach der Applikation nicht mit Seife, Waschlotionen, Alkohol oder ähnlichem gereinigt werden, da sich sonst die Wirkstoffaufnahme erhöht. Diese ist auch gesteigert, wenn zur Haarentfernung eine Rasur erfolgt, da das Prozedere mit Mikroverletzungen einhergeht. Vielmehr sind Haare immer vorsichtig mit einer Schere zu entfernen.

Ebenfalls sollten keine Hautbereiche gewählt werden, die großem Druck (z. B. durch Liegen, Sitzen) oder einer verstärkten Wärmeeinwirkung (z. B. Heizkissen) ausgesetzt werden. Denn dann erfolgt eine erhöhte Freisetzung des Opioids, die die Wirkstoffaufnahme durch die Haut verbessert. Das kann mit gefährlichen Überdosierungen einhergehen. Aus dem gleichem Grund sollte der Patient weder ein Solarium noch eine Sauna besuchen. Ebenso sind heiße Bäder und intensive Sonneneinstrahlung tabu. Duschen und Schwimmen ist hingegen erlaubt, vorausgesetzt die Pflaster werden nicht mit eingeschäumt und die Wassertemperaturen übersteigen nicht 37 Grad Celsius.

Da auch Fieber und Schwitzen zu einer vermehrten Wirkstoffaufnahme führen, erfordern fiebrige Erkrankung immer andere Darreichungsformen, die der Arzt dann vorübergehend verordnet.

Um Hautirritationen zu vermeiden, ist beim Aufbringen des neuen Pflasters immer die Klebestelle zu wechseln. An derselben Stelle sollte erst frühestens nach etwa zehn bis 14 Tagen ein Pflaster aufgeklebt werden. Nach dem Aufkleben wird das Pflaster zehn bis 30 Sekunden lang leicht angedrückt.

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