Herzgesundheit
PTA-Fortbildung

Herzenssache

Ein einfacher Muskel gibt im menschlichen Körper den Takt vor. Wenn das Herz nicht mehr schlägt, ist das Leben vorbei. Die Funktionen des Herzens zu verstehen, ist Grundlage für Prävention und Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen.

16 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. September 2021

Gefäße dicht Meistens kommt ein Risikofaktor nicht allein, sondern mehrere zusammen. Beim metabolischen Syndrom leiden die Patienten unter Diabetes, Adipositas, erhöhten Blutfetten und Hypertonie. In der Folge wird eine Atherosklerose – laienverständlich ausgedrückt eine Gefäßverkalkung – begünstigt. Diese ist oft in einem jahrelangen Prozess die Vorstufe des chronischen Koronarsyndroms und des Myokardinfarktes. Atherosklerotische Plaques entstehen bevorzugt an den Herzkranzgefäßen aufgrund von Entzündungen an den Gefäßwänden, die daraufhin Lipide aus dem Blut einlagern und Verkalkungen bilden. Es kommt zu einem Umbau der Gefäßinnenwand und zu einem Verlust der Elastizität. Die zunehmenden Plaques verengen den Gefäßdurchmesser und verringern die Durchblutung. Langfristig führt die Minderversorgung der Herzkranzgefäße mit Sauerstoff und Nährstoffen zur Schwächung der Herzleistung und Schädigung des Organs. Atherosklerose ist eng mit den genannten Risikofaktoren verknüpft, die überwiegend den Lebensstil betreffen.

Kardiovaskuläre Krankheiten bahnen sich in der Regel langsam an und werden von den Betroffenen zunächst nicht erkannt, weil die Symptome unspezifisch sind oder nicht als ernsthaft eingestuft werden. Problematisch wird die gesundheitliche Situation, wenn die Koronarstenose mehr als 70 Prozent des Gefäßquerschnitts einnimmt und die Durchblutung deutlich behindert wird. Das Herz vermag unter Anstrengung nicht mehr, seine Leistung hochzufahren und dabei ausreichend mit Sauerstoff versorgt zu werden. Kritisch ist es außerdem, wenn es zur Ruptur eines Plaques kommt und sich daraus eine Thrombose, also ein Gefäßverschluss, entwickelt. Jetzt drohen Schlaganfall oder Myokardinfarkt. Liegen bei einem Patienten Beschwerden wie Brustenge, leichte Erschöpfung bei Anstrengung und bekannte Risikofaktoren vor, sollten Sie diesen frühzeitig zum Arzt schicken.

Dort können spezifische Untersuchungen eine beginnende Herzerkrankung aufdecken, sodass eine rechtzeitige medikamentöse Therapie möglich ist. Ziel der Behandlung ist es, die fortschreitende Plaque-Bildung zu stoppen. Dies gelingt mit einer Senkung der Blutfettwerte, Einstellung des Blutdrucks und Kontrolle der Blutzuckerwerte von Diabetikern. Vielfach werden auch Mittel zur Gerinnungshemmung, zum Beispiel niedrig dosiert ASS oder Clopidogrel, eingesetzt. Wer an einem Koronarsyndrom leidet, erhält in der Regel eine Kombination mehrerer Arzneimittel, die an verschiedenen Stellschrauben angreifen, um das Fortschreiten der Atherosklerose zu verhindern.

Zu hoher Druck In Deutschland haben etwa ein Drittel der Erwachsenen hohen Blutdruck. Von den über 70-Jährigen leiden sogar ungefähr 75 Prozent unter einer Hypertonie. Etwa die Hälfte der Schlaganfälle und Herzinfarkte wären vermeidbar, wenn der hohe Blutdruck konsequent und erfolgreich gesenkt würde. Viele Bluthochdruckpatienten bemerken lange Zeit nicht, dass sie zu hohe Werte haben. In der Regel fühlen sich Menschen mit einem hohen Blutdruck gut und aktiv, mit niedrigem Blutdruck schlapp und müde. Blutdruckmessungen in der Apotheke sind im Rahmen der Früherkennung wichtig, um bisher unbehandelte Patienten zu identifizieren und den Arztbesuch anzuraten. Ein erhöhter arterieller Blutdruck wird entweder durch einen erhöhten kardialen Auswurf und/oder durch einen gesteigerten Gefäßwiderstand hervorgerufen.

Auslöser dafür können eine vermehrte Sympathikusaktivierung oder eine übermäßige Aktivität des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) sein. So reagiert der Sympathikus unter Stress mit einer bedarfsgerechten Steigerung der Herzleistung durch Erhöhung der Frequenz und des arteriellen Blutdrucks. Unterliegt der Patient einer dauerhaften Stresssituation, dann kann dies zu chronisch erhöhten Blutdruckwerten führen. Das RAAS wird über den Elektrolythaushalt und das Flüssigkeitsvolumen im Rahmen der Nierenfunktion gesteuert und reguliert langsame Blutdruckänderungen. Hier greifen häufig verordnete Arzneimittel wie die ACE-Hemmer und Sartane an, um den Blutdruck zu senken. Es werden die Hypertonieklassen Grad 1 bis 3 unterschieden. Ist eine Bluthochdruckerkrankung diagnostiziert, dann ist das wichtigste Therapieziel einen Blutdruckwert von unter 140/90 mmHg zu erreichen, um Organschäden an Augen, Nieren und Herz und die damit zusammenhängende Morbidität und Mortalität zu senken.

Herzschwäche Wenn der Herzmuskel die erforderliche Pumpleistung für die Blutversorgung des Körpers nicht mehr aufbringen kann, liegt eine Herzinsuffizienz vor. Darunter leiden in Deutschland etwa 1,8 Millionen Menschen. Die Wahrscheinlichkeit an einer Herzinsuffizienz zu erkranken, steigt mit dem Lebensalter. Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen. Die höchste Neuerkrankungsrate liegt bei den Männern jedoch zwischen 75 und 79 Jahren und bei Frauen zwischen 80 und 84 Jahren. Die Herzinsuffizienz gehört nach dem Myokardinfakrt und dem chronischen Koronarsyndrom zu den häufigsten Todesursachen bei Frauen.

Menschen mit Herzinsuffizienz erleiden häufige Krankenhauseinweisungen, die in ihrer Anzahl auch ein Indikator eines erhöhten Mortalitätsrisikos sind. Unter einer Herzinsuffizienz klagen die Betroffenen über Luftnot und Erschöpfung, körperliche Leistungen können nur noch eingeschränkt erbracht werden. Typische Symptome sind auch Knöchelödeme und Husten. Die Ausprägung einer Herzschwäche wird nach verschiedenen Kriterien beurteilt. Die New York Heart Association (NYHA) klassifiziert die Schweregrade ausschließlich anhand der körperlichen Leistungsfähigkeit. Abhängig vom Fortschreiten der Erkrankung und des Therapieerfolgs ist ein Wechsel zwischen den Stadien möglich. Die meisten klinischen Studien beziehen sich auf diese Klassifikation, sodass sie auch die Grundlage der Empfehlungen in den kardiologischen Leitlinien zur chronischen Herzinsuffizienz darstellt.

Die chronische Herzinsuffizienz beginnt mit einer Schädigung des Herzmuskels, zum Beispiel durch Druck- beziehungsweise Volumenbelastung oder Gewebeverlust. Die daraus resultierende Verminderung der linksventrikulären Funktion – Linksherzinsuffizienz – aktiviert Gegenregulationsmechanismen zur Kompensation. Diese verbessern zwar kurzfristig das Herzzeitvolumen, führen aber langfristig zu einer fortschreitenden Beeinträchtigung des Herzgewebes und einem Fortschreiten der Herzinsuffizienz. Zu den bisher bekannten Gegenregulationsmechanismen gehören die Aktivierung des Sympathikus und des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS). Die Therapie zielt deshalb darauf ab, das Herz durch Senkung des Blutdrucks, Diurese, Verlangsamung des Herzschlages und zur Stärkung der Herzkraft zu entlasten. So greifen pharmakologische Therapieansätze laut der europäischen kardiologischen Leitlinien mit ACE-Hemmern, Sartanen, Betarezeptorenblockern, Diuretika, Mineralocorticoidrezeptor-Antagonisten sowie einer kombinierten RAAS-Blockade und Nephrilysin-Inhibierung dort an.

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