Im Urlaub finden es viele Touristen störend, wenn überall am Strand Plastik herumliegt. © MBPROJEKT_Maciej_Bledowski / iStock / Getty Images Plus

Urlaub | Plastik

WIE REISENDE IM URLAUB PLASTIK VERMEIDEN KÖNNEN

Wasser aus der Flasche trinken! Diesen Tipp bekommen Urlauber für viele Länder. Gleichzeitig ist Verpackungsmüll rund um den Globus ein riesiges Problem. Was können Reisende tun, um Plastik zu reduzieren?

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Anselm Nathanael Pahnke radelte 414 Tage durch Afrika und durchquerte dabei den ganzen Kontinent. Die Eindrücke seiner Reise hielt er mit einer Kamera fest und brachte kürzlich den Film «Anderswo. Allein durch Afrika» in die Kinos. Beeindruckend ist, wie wenig Müll Pahnke bei seinem Abenteuer produzierte.

Mit Kochgeschirr und Trinkflaschen ausgerüstet, kaufte der Globetrotter Lebensmittel nur unverpackt auf Märkten und entnahm Wasser ausschließlich an öffentlichen Quellen und Brunnen. Das Extrembeispiel zeigt, was mit großem Engagement möglich ist.

Wie können normale Reisende diesem Beispiel folgen?
Es lässt sich kaum leugnen: Plastik ist praktisch. Es ist leicht, hygienisch, geruchslos, belastbar, hitzebeständig und sehr günstig. Der Siegeszug des Plastiks ist ungebremst. Kunststoffe finden in allen Ländern der Welt Verwendung.

Im Urlaub stören sich jedoch auch viele Touristen am Plastik, wenn zum Beispiel Verpackungsmüll den Urlaubsstrand verdreckt oder Wanderwege verschmutzt sind. Wer selbst möglichst wenig Plastik mit auf Reisen nehme möchte, hat es gar nicht so leicht. In vielen Ländern sollte man zum Beispiel kein Leitungswasser trinken.

Die Herausforderung beginnt schon beim Packen. «Es gibt kaum plastikfreie Kosmetikprodukte, die in die kleine Reisetasche passen», sagt Natalie Szydlik, die beim nachhaltigen Anbieter Nomad Reisen für müllfreie Trips verantwortlich ist. «Viele Leute kaufen speziell für ihre Reise kleine Zahnpasta- oder Shampootuben, weil sie Platz sparen wollen.» Im Verhältnis zum Inhalt entsteht dabei mehr Plastikmüll als bei herkömmlichen Verpackungen.

Platz sparen ist vielen Reisenden wichtiger als auf Plastikmüll zu verzichten. «Da hat jeder einen anderen Anspruch an sich selbst», sagt Szydlik. Die Expertin spricht lieber vom Reduzieren. Plastik vollständig zu vermeiden, geht oftmals nicht.

«An einem Ort, an dem man noch nie war und die Supermärkte nicht kennt, ist man eher gewillt Ausnahmen zu machen», sagt Szydlik. Niemand möchte den Urlaub damit verbringen, plastikfreie Alternativen zu recherchieren. Schon zu Hause in einer bekannten Umgebung ist das schwierig. Plastikfreie Lebensmittel einkaufen kann man nur auf Märkten oder in Unverpackt-Läden.

Dabei spielt die Entfernung zu diesen Läden eine große Rolle. «Fünf Kilometer zum nächsten Unverpackt-Laden zu fahren, ist nicht für jeden machbar», sagt Julia Schnetzer, die als Marine-Mikrobiologin für das Konsortium Deutsche Meeresforschung arbeitet.

Was ist noch möglich, um Plastik zu reduzieren? «Ich reise immer mit einem kleinen Mehrwegbecher und habe damit schon viele Erlebnisse und Begegnungen gehabt, die mir ohne ihn verwehrt geblieben wären», sagt Szydlik.

Mit freundlicher Aufklärungsarbeit kommt das Thema bei den meisten an. «In Ägypten sind wir einmal getaucht und haben dabei ein Clean-Up gemacht und Massen von Müll rausgeholt», erzählt Schnetzer. Zurück am Strand wurde sie darauf angesprochen. So konnte sie einem Restaurantmitarbeiter erklären, warum es wichtig ist, die Meere vom Müll zu befreien.

 

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 Plastik verrottet nicht, das ist das größte Problem. Bilder von verendeten Vögeln und Walen, die Plastik für Nahrung gehalten haben und daran gestorben sind, kennt beinahe jeder. Über die Zeit zerfällt Plastik in immer kleinere Teile. Über die Nahrungskette wird das Mikroplastik von Tieren aufgenommen und gelangt schlussendlich auch in den menschlichen Körper.

Wer den Urlaub nicht als Müllsammler oder Aufklärer verbringen möchte, hat andere Möglichkeiten, den eigenen Plastikverbrauch zu reduzieren. Möglichst viel selbst mitnehmen und sich informieren, rät Szydlik. Lieber etwas mehr Gepäck haben, aber dafür weniger vor Ort verbrauchen - das ist die Devise. «In vielen muslimisch geprägten Ländern ist Trinkwasser beispielsweise kein Problem. An jeder Moschee kann man es mit einer Mehrwegflasche entnehmen.»

Ebenfalls ratsam: ein eigener Mehrwegbecher für Kaffee und Speiseboxen für die Verpflegung unterwegs oder den Einkauf von Mitbringseln wie Gewürzen. Pahnke empfiehlt eigenes Kochgeschirr. Unterwegs in Afrika ist er stets auf Märkten gewesen und hat die Einkäufe direkt in seine Fahrradtasche getan. Im Vergleich zum Einkauf daheim hat er dabei Verpackungsmüll gespart. Verstaut wurden die Lebensmittel in platzsparenden Jutebeuteln. Doch diese Beutel haben auch Nachteile: Haltbarkeit und Sauberkeit verringern sich.

«Wer das Gefühl mag, mit einem Trinkhalm zu trinken, sollte Bambustrinkhalme mitnehmen», rät Szydlik. Mehrwegprodukte aus Plastik sollten ebenfalls generell vermieden werden. Besser auf andere Materialien umzusteigen - Wasserflaschen aus Glas und Brotdosen aus Metall sind eine nachhaltige Alternative. «Lieber den normalen Rasierer mitnehmen als Einwegrasierer kaufen», rät Schnetzer. «Zahnbürsten aus Bambus sind ebenfalls eine gute Alternative.» Feuchtes Toilettenpapier gibt es auch auf organischer Basis.

Entscheidender als die Infrastruktur in einem Land ist wohl die Einstellung des Reisenden. «Auf meiner Reise habe ich nicht einen Liter Wasser gekauft, weil ich von Brunnen zu Brunnen gefahren bin», berichtet Pahnke. An den Wasserquellen befüllte er seine Flaschen. Er übernachtete im Zelt, wusch sich nur mit Wasser und Kernseife und kaufte auf Märkten ein. «Ich fand es unterwegs leichter als zu Hause auf Plastik zu verzichten», sagt Pahnke. Seine Abenteuerreise ist jedoch nicht mit einem normalen Urlaub vergleichbar.

Entsteht Plastikmüll, ist die Entsorgung ein Problem. «Ich habe es häufig erlebt, dass hinter einem Restaurant Müll in den Fluss gekippt wurde», sagt Schnetzer. Wo der Müll am besten entsorgt werden kann, können die Experten nicht garantiert sagen. «Das beste Gefühl hatte ich immer an öffentlichen Müllbehältern», sagt Pahnke.

Der Abenteurer rät, die Vermeidung von Plastik zu einem Spiel werden zu lassen. «Manchmal führt das zu Verbitterung. Aber hat man es geschafft, plastikfrei einzukaufen, dann kann es auch Spaß machen.»

Quelle: dpa

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