Eine neue Studie legt nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen niedrigem Blutdruck und der Neigung zu Selbsttötungsabsichten gibt. © Siegfried Kopp / 123rf.com

Hypotonie | Selbsttötung

VERSTÄRKT NIEDRIGER BLUTDRUCK SUIZIDGEDANKEN?

Könnte ein niedriger Blutdruck mit häufigeren Selbsttötungsgedanken in Zusammenhang stehen? Dies legt eine koreanische Studie nahe.

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Von 10 708 Studienteilnehmern hatte jeder Vierte einen systolischen Blutdruck von weniger als 100 mmHg – 11,2 Prozent von ihnen hatten Suizidgedanken. Insgesamt traten diese bei den Teilnehmern mit niedrigem Blutdruck häufiger auf als bei Teilnehmern mit normalem Blutdruck. Noch deutlicher zeigte sich der Zusammenhang, wenn der systolische Blutdruck auf unter 90 mmHg sank: Dann stieg die Zahl der Teilnehmer mit Selbsttötungsgedanken auf 16,6 Prozent.

Die Forscher der Seoul National University in Südkorea fanden diese Tatsachen in einer Beobachtungsstudie zwischen den Jahren 2010 und 2013 heraus. Die Ergebnisse zeigten sich dabei unabhängig von Geschlecht, dem Body-Mass-Index, dem Cholesterinlevel, Haushaltseinkommen und Bildungsniveau. Auch der Familienstand sowie Alkohol- und Zigarettenkonsum spielten keine Rolle. Übrigens: Frauen dachten häufiger an Selbsttötung als Männer und besonders häufig traten diese Gedanken bei älteren Menschen über 70 auf.

Die Forscher stellten natürlich auch die Frage nach dem Gegenteil: Beeinflusst ein zu hoher Blutdruck die Häufigkeit der Suizidgedanken? Sie fanden keine Assoziation und stellten daraufhin ein Paradigma in Frage: „Obwohl eine Prähypertonie einen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellen kann und gemanagt werden sollte, scheint es sich nicht negativ auf die psychische Gesundheit auszuwirken. Unsere Studie stellt die Ansicht in Frage, dass niedriger Blutdruck in Bezug auf psychische Gesundheit die bessere Alternative ist“, erläuterte Ko-Autor Sung-il Cho. Was heißt: Erhielten Mediziner während ihrer Ausbildung immer den Hinweis, dass ein niedriger Blutdruck nicht weiter schlimm und kaum behandlungsbedürftig sei, könnte dies ein neuer Ansatz in der Betrachtungsweise werden.

Allerdings bleibt zu beachten: Die Studie kann keinen kausalen Zusammenhang zwischen niedrigem Blutdruck und Suizidgedanken nachweisen – dazu gehört auch die Miteinbeziehung des diastolischen Blutdruckes.

Alexandra Regner
PTA/Redaktion

Quelle: Ärzteblatt

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