Staphylokokken | Infektionserreger
HARMLOSES BAKTERIUM WANDELT SICH ZU GEFÄHRLICHEM MUTANTEN
Seite 1/1 2 Minuten
S. epidermis siedelt auf der menschlichen Haut und in der Nase und tut uns nichts. So umgänglich er ist, erweist er sich oft als resistent gegen das Antibiotium Methicillin und zählt dann zu den gefürchteten Krankenhauskeimen. Warum sich das an sich harmlose Bakterium plötzlich in einen gefährlichen Infektionserreger verwandelt, war bisher weitgehend unklar.
Jedoch hat ein internationales Forscherteam jetzt herausgefunden, was die Epidermis-Bakterien von den gefährlichen Invasoren unterscheidet: Es sind deren Gencluster, die den Bakterien zu zusätzlichen Strukturen der Zellwand verhelfen. Dadurch können sich die Staphylokokken leichter an menschliche Wirtszellen in der Blutbahn anheften; sie werden dadurch zu Krankheitserregern. Möglicherweise wird über die Zellwandstrukturen auch die Methicillinresistenz verbreitet. Zu allem Überfluss kann die Resistenz auf die noch gefährlichere Schwesterart Staphylococcus aureus übertragen werden.
Die Zellwand der Staphylokokken besteht, genau wie die anderer grampositiver Bakterien, zu einem erheblichen Teil aus Teichonsäuren. Diese ragen kettenartig nach außen und sind in artspezifischen Varianten mit unterschiedlicher chemischer Struktur bekannt. „Bei unseren Untersuchungen haben wir festgestellt, dass viele krankheitserregende Stämme von S. epidermis ein zusätzliches Gencluster besitzen, das die Informationen zur Herstellung der eigentlich für S. aureus typischen Wandteichonsäuren enthält“, berichtet die Forscherin Xin Du.
Mit der arttypischen Wandteichonsäure sind die Epidermis-Bakterien nicht gefährlich. Kommt jedoch die für S. aureus typische Wandteichonsäure hinzu, dringen sie stattdessen erfolgreicher in die Gewebe ihres menschlichen Wirts ein. „Irgendwann haben einige S. epidermis-Klone die entsprechenden Gene von S. aureus übernommen und sind so zu bedrohlichen Krankheitserregern geworden“, sagt Professor Andreas Peschel vom gleichen Projekt.
Dabei verhindern die unterschiedlichen Zellwandstrukturen zwischen aureus und epidermis normalerweise den Gentransfer. Doch bei diesen Bakterienstämmen ist das plötzlich doch möglich. Kleine Bakteriophagen, also auf diesen Bakterienstamm spezialisierte Viren,übernehmen hierbei den Transport. Sogar die Methicillinresistenz hat S. epidermis so auf S. aureus übertragen.
Weitere wissenschaftliche Untersuchungen sind nun nötig, doch in einem sind sich die Forscher einig: Die neuen Ergebnisse seien ein wichtiger Schritt, um bessere Therapien oder Impfungen gegen gefährliche Krankheitserreger wie die oben zitierten entwickeln zu können.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft