Borreliose | Forschung
SIND INFEKTIONEN SCHULD AN AUTOIMMUNERKRANKUNGEN?
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Unser Immunsystem bildet Antikörper, die sich körperfremden Stoffen entgegenstellen, damit diese keinen Schaden anrichten. So hält es Keime wie Bakterien und Viren in Schach. Manchmal bildet sich eine solche Immunantwort jedoch nicht nur gegen Krankheitserreger oder körperfremde Antigene, sondern gegen die eigenen Organe – unter anderem bei Colitis ulcerosa gegen den Dickdarm, bei Typ-1-Diabetes gegen die Bauchspeicheldrüse, bei Hashimoto-Thyreoiditis und Morbus Basedow gegen die Schilddrüse. Warum erkennt der Körper nicht, dass er mit sich selbst kämpft? Dieser Frage hat sich ein bayrisches Forschungsteam angenommen.
Dabei sind sie auf einen Zusammenhang mit bestimmten viralen und bakteriellen Infektionen gestoßen. Borrelien, die Bakterien, die durch Zeckenbisse übertragen werden, können nach Jahren noch Herz- und Gelenkentzündungen hervorrufen. Das Immunsystem beschränkt dann seine Reaktion nicht auf die Erreger, sondern greift auch die eigenen Gewebestrukturen an – autoimmun. Die Wissenschaftler identifizierten ein Protein, das regulierend auf die B-Zellen einwirkt. Dieser inhibitorische Fcg-Rezeptor IIb hat die Aufgabe, die Antikörperantwort im Zaum zu halten. Ein Defekt des Rezeptors löst eine überschießende Immunreaktion aus, bei der auch Autoantikörper gebildet werden. „Dieser Befund belegt sehr deutlich, wie bereits leichte Abweichungen von den komplexen Regulationsmechanismen der Immunantwort zu einem großen Kollateralschaden führen können“, erklärt der Genetiker Professor Dr. Falk Nimmerjahn, der an der Studie beteiligt war.
Ein besseres Verständnis der Entstehung fehlgeleiteter Abwehrmechanismen könnte Ansatzpunkte für eine ursächliche Behandlung von Autoimmunerkrankungen liefern. Bei vielen ist bislang nur eine Beschwerdelinderung möglich.
Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin
Quelle: DeutschesGesundheitsPortal