© photodeti / 123rf.com

Toxoplasmose

RISIKO FÜR SCHWANGERE

Die Zoonose verläuft in der Mehrzahl mild bis symptomlos. Gefährlich kann eine Toxoplasmainfektion jedoch bei Menschen mit Immunschwäche oder für ungeborene Kinder werden.

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Der Erreger der Toxoplasmose ist das Protozoon Toxoplasma gondii. Als Hauptwirt dient dem einzelligen Parasiten die Katze, denn in ihrem Darm vermehrt er sich. Hier zu Lande sind etwa zwei von drei Hauskatzen mit Toxoplasmen infiziert. Dies ist oft dann der Fall, wenn sie im Freien gehalten oder mit rohem Fleisch gefüttert werden. Mit dem Kot können sie Oozysten ausscheiden. Nach wenigen Tagen verwandeln sich diese in langlebige Sporozysten, die sehr resistent gegenüber Umwelteinflüssen sind und über viele Monate infektiös bleiben.

Von Wind oder Wasser weitergetragen, verunreinigen sie Boden, Gemüse, Salat und Früchte. Werden sie von einem Säugetier oder vom Menschen aufgenommen, können die Erreger unterschiedliche Gewebe befallen und dort Zellen zerstören; durch Abwehrreaktionen des Wirtes entstehen Zysten, die einen Wirt mit intaktem Immunsystem nicht weiter schädigen.

Infektionswege Der Mensch infiziert sich meist durch Aufnahme solcher Zysten beim Verzehr von rohem Fleisch. Zysten können in den Muskeln verschiedener Tiere, hauptsächlich beim Schwein, Schaf, Ziege, Wildtieren und Geflügel vorkommen. Im Gewebe abgekapselt befinden sich darin tausende inaktive, aber lebensfähige Parasiten. Im Magen des neuen Wirts werden die Erreger wieder aktiv.

»Etwa jeder zweite Deutsche hat sich irgendwann einmal angesteckt.«

Ein zweiter Infektionsweg ist die Aufnahme von Sporozoiten über kontaminierte Nahrung oder durch Übertragung mit ungewaschenen Händen. Etwa jeder zweite Deutsche hat sich irgendwann einmal angesteckt; bei älteren Personen ist die Wahrscheinlichkeit höher. Zeichen einer durchgemachten Infektion sind spezifische Antikörper, die in der Regel dauerhafte Immunität verleihen.

Komplikationen – Risikopersonen Bei gesunden Menschen verläuft die Infektion in den allermeisten Fällen symptomlos. Selten ruft sie grippeähnliche Beschwerden mit Fieber und Lymphknotenschwellung hervor. Diese erfordern keine Behandlung. Äußerst selten entwickelt sich eine Enzephalitis oder eine Entzündung der Netzhaut (okuläre Toxoplasmose), die sehr unterschiedlich verlaufen kann und im schlimmsten Fall zur Erblindung führt.

Schwere Verläufe gibt es bei Menschen mit Immunschwäche (z. B. unter Therapie mit Immunsuppressiva oder bei HIV-Patienten). Sie sind zum einen durch eine Erstinfektion gefährdet, zum andern droht bei ihnen eine Reaktivierung der latenten Infektion. Dann ist insbesondere eine zerebrale Toxoplasmose mit verschiedensten neurologischen Folgen zu befürchten. Der Hirnbefall ist potenziell lebensbedrohlich.

Schwangere Kritisch ist die Erstinfektion bei werdenden Müttern für das ungeborene Kind: Je nach Stadium der Schwangerschaft, in dem die Übertragung stattfindet, muss mit verschieden schweren Schäden gerechnet werden; vor allem die Gehirnentwicklung leidet oft. Außerdem kann es zu einer Fehlgeburt kommen. Bei zunächst unauffälligen Kindern kann sich auch noch nach Jahren eine okuläre Toxoplasmose entwickeln.

Deshalb gilt für werdende Mütter und Immunsupprimierte:

  • auf rohe beziehungsweise unzureichend gegarte Wurst- und Fleischwaren verzichten. Kochen und Braten tötet die Toxoplasmen ab – vorausgesetzt, es werden in allen Teilen des Stückes für mehrere Minuten über 67 °C erreicht. Kurzzeitiges Erhitzen in der Mikrowelle reicht nicht aus. Da nicht ausreichend untersucht ist, ob Toxoplasmazysten Prozeduren wie Räuchern oder Pökeln etc. überleben, empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung vorsichtshalber, auch keine Rohwurst wie Landjäger oder Salami zu essen. Auf jeden Fall vom Speiseplan zu streichen sind solche mit kurzer Reifezeit wie Mett- oder Teewurst.
  • rohes Obst und Gemüse immer gründlich waschen, schälen beziehungsweise kochen
  • gute Küchenhygiene, sorgfältiges Händewaschen vor dem Essen
  • kein Wasser aus Bächen trinken
  • die Katzentoilette sollte täglich mit heißem Wasser gereinigt werden – und zwar nicht von Risikopersonen
  • bei Gartenarbeiten Handschuhe tragen.

Hatte eine Frau bereits eine Toxoplasmoseinfektion, bevor sie schwanger wurde, ist ihr Kind geschützt. Um dies herauszufinden, kann man auf eigene Kosten den Antikörperstatus vor einer geplanten Schwangerschaft testen lassen.

Therapie Behandlungsbedürftig sind die im Mutterleib erworbene Toxoplasmose beim Neugeborenen und die aktive Infektion immunsupprimierter Patienten. Je nach Schwere des individuell unterschiedlichen Verlaufs kann auch die okuläre Toxoplasmose eine Therapie erfordern. Meist wird Pyrimethamin plus Sulfadiazin eingesetzt, sowie – als Schutz vor unerwünschten Wirkungen – Folinsäure. Das Regime wird oft nicht gut vertragen und erfordert engmaschige Blutbild- und Leberwertekontrollen. Als Alternative verschreiben Ärzte Clindamycin – im ersten Trimenon wird statt der Kombination Spiramycin gegeben.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 02/14 ab Seite 134.

Waltraud Paukstadt, Dipl. Biologin

×