Musik ruft in uns Menschen unterschiedliche Stimmungen hervor. © Melpomenem / iStock / Getty Images Plus

Musik | Psychologie

MUSIKHÖREN MACHT GLÜCKLICH

Der richtige Song läuft im Radio, der Lautstärkenregler wird nach oben gezogen, man beginnt mitzusingen und ist plötzlich gut drauf. Forscher haben dieses Phänomen nun genauer untersucht und herausgefunden, was für dieses Hochgefühl verantwortlich ist und warum wir dieses Gefühl immer wieder erleben.

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Musik ruft in uns Menschen unterschiedliche Stimmungen hervor. Bei manchen Liedern kann man weinen, andere wiederum machen einen fröhlich und wieder andere Songs wecken Erinnerungen. Diese Gefühle sind so stark ausgeprägt, dass der Mensch immer wieder danach strebt, diese Wirkung zu bekommen. „Durch komplexe akustische oder visuelle Reize wie Musik und Kunstwerke Freude erfahren zu können, gehört zu den besonderen faszinierenden Eigenschaften des Menschen“, erklären Laura Ferreri von der Universität Barcelona und ihre Kollegen. Was aber passiert beim Musikhören im Gehirn des Menschen? Dieser Frage sind die Forscher in einer Untersuchung auf den Grund gegangen.

Im Fokus der Forscher stand dabei das Glückshormon Dopamin. Dieser Botenstoff spielt im Belohnungssystem eine entscheidende Rolle. Die Wissenschaftler wollten nun herausfinden, ob es einen direkten Zusammenhang zwischen der Substanz und dem positiven Gefühl, das eine Vielzahl der Menschen mit Musik verbinden, gibt. Hierfür untersuchten die Forscher 27 Probanden, denen im Abstand von mindestens einer Woche einmal die Dopamin-Vorstufe Levodopa, einmal ein Placebo und einmal den Dopaminblocker Risperidon verabreicht wurde. Durch Risperidon werden die Signalwege, die durch das Glückshormon im Gehirn vermittelt werden, blockiert.

Jedes Mal, nachdem die Probanden die Medikamente erhalten hatten, wurde das eigentliche Experiment durchgeführt. Hierfür wurden den Teilnehmern zunächst ihre zehn persönlichen Lieblingslieder vorgespielt. Im Anschluss gab es dann für die Ohren noch zehn weitere, von der Forschergruppe ausgewählte Songs, zu hören. Während der Untersuchung sollten die Probanden nun Fragen, beispielsweise „Wie gut fühlen sie sich durch das Hören der jeweiligen Songs?“, beantworten. Zudem untersuchten die Wissenschaftler die Körperreaktionen der Teilnehmer über die Messung der Hautleitfähigkeit.

 

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Wirft man einen Blick auf die Ergebnisse, so wird deutlich, dass diejenigen, bei denen die Wirkung des Dopamins durch Risperidon blockiert wurde, die Musik deutlich weniger angenehm empfanden. Zudem waren sie auch nicht sonderlich motiviert, viel Geld für die Musik zu bezahlen. Diese Erkenntnis machte sich auch in den körperlichen Reaktionen bemerkbar. Neben der veränderten Hautleitfähigkeit konnte man auch noch etwas anderes erkennen: Die Probanden hatten keine Gänsehaut, was ein typisches Zeichen nicht nur für Kälte, sondern auch für positive Erregung ist.

Bei denjenigen, die Levodopa erhalten hatten, entfaltete die Musik eine noch stärkere Wirkung als bereits vorher. Die Teilnehmer empfanden mehr Hochgefühle und waren überdurchschnittlich bereit, viel Geld für die Musik auszugeben. „Sie waren also motiviert, die Musik noch einmal zu hören“, so die Forscher. Auch die Körperreaktionen sprachen für diese Erkenntnis. „Zum ersten Mal haben wir damit einen direkten Zusammenhang zwischen Dopamin, durch Musik ausgelöste Freude und Motivation belegt“, erklärte das Team. „Ein Musikstück zu genießen, es wieder hören zu wollen und bereit zu sein, dafür Geld auszugeben – das alles hängt mit der Ausschüttung von Dopamin zusammen“, fasst Co-Autor Antoni Rodriquez Fornelis zusammen.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion


Quelle: www.wissenschaft.de


Weitere Informationen:

Originalpublikation: Laura Ferreri (Universität Barcelona) et al., Proceedings of the National Academy of Sciences, doi: 10.1073/pnas.1811878116

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