Forschung Medizin
MÜCKENSTICHE
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Lokale Hyperthermie – Der Speichel des Insekts hat hautreizende Eigenschaften, die noch nicht bis ins Letzte verstanden sind. In jedem Fall aktiviert er Mastzellen in der Dermis, die dadurch Histamin freisetzen. Es kommt zur Entzündungsreaktion mit Rötung, Schwellung, Juckreiz und Schmerz. In der Folge bildet sich eine Quaddel von bis zu zehn Millimetern.
Nur bei wenigen Menschen kommen Ödeme über drei Zentimeter Durchmesser und auch Blasen vor; absolut selten ist der gefährliche anaphylaktische Schock. Die individuelle chemische „Signatur“ des Schweißes verschiedener Menschen ist für die Plagegeister mehr oder weniger attraktiv. Zu den verschiedenen Stoffen, die sie anlocken, gehören Milchsäure, Fettsäuren, Ammoniak – sowie das Kohlendioxid aus der Atemluft; eine stärkere Hautdurchblutung zieht sie ebenfalls an.
Lokale Kühlung kann die Beschwerden etwas lindern – aber nur, solange die Kälte einwirkt. Ein topisches Antihistaminikum wirkt dann am besten, wenn es direkt aus dem Kühlschrank kommt. Wichtig ist es, den Stich nicht aufzukratzen, da sonst eine bakterielle Superinfektion droht.
Schnell und anhaltend wirkt ein kleines elektronisches Gerät zur äußerlichen Behandlung den lästigen Symptomen entgegen. Das Prinzip: Mittels einer kleinen Metallplatte an der Spitze des Stiftes wird kontrolliert Wärme von 51 bis 52 °C auf die betreffende Stelle aufgebracht, für eine definierte Zeitdauer von wahlweise sechs oder drei Sekunden (bei Kindern). Die Hitze-Applikation im Bereich des Stichs führt zu einem therapeutischen Effekt. Durch die sehr kurze Anwendungszeit sind Schädigungen der Haut ausgeschlossen.
In zwei offenen Studien wurden insgesamt 261 Probanden mit verschiedenen Insektenstichen (darunter insbesondere auch Wespenstiche) so behandelt. Der Grad von Schmerz und Juckreiz sowie auch die objektiv messbaren Parameter Schwellung und Rötung konnten dadurch bei 90 Prozent der Teilnehmer binnen zwei Minuten halbiert werden. Nach zehn Minuten hatten sich die Symptome nahezu vollständig zurückgebildet. Die Wirkung ist umso ausgeprägter, je eher der Stift angewandt wird, aber auch nach Stunden können damit Schmerz und Juckreiz noch verringert werden.
Zum Wirkmechanismus gibt es bisher nur Hypothesen: Zum einen könnte eine lokale Überaktivierung von Mastzellen Proteasen freisetzen, die wiederum fremde Eiweiße, zum Beispiel Gifte, spalten. Zum anderen ist auch vorstellbar, dass die Funktion der Hautnerven durch die limitierte Erwärmung moduliert wird.
Quelle: Expertengespräch „Insektenstiche – Mythen und Fakten“. 22. Juli 2014, München, Veranstalter: Riemser Pharma GmbH.
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 02/15 auf Seite 10.