IGLU-Studie | Lesen
LEISTUNGEN DER GRUNDSCHÜLER BEIM LESEN STAGNIEREN
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Die IGLU-Studie wird alle fünf Jahre erhoben und untersucht das Leseverhalten der Viertklässler. Darunter fallen Leseverständnis, Einstellung zum Lesen und Lesegewohnheiten. Insgesamt wurden bei der letzten Erhebung 2016 47 Staaten und zehn Regionen miteinbezogen. In Deutschland wurden rund 4300 Schüler befragt. Vergleicht man die aktuellen Werte mit denen aus dem Jahr 2001, wird deutlich, dass der Anteil der leistungsstarken Grundschüler, die die höchste Kompetenzstufe V erreichen, zwar von 8,6 Prozent in 2001 auf 11,1 Prozent in 2016 gestiegen ist, Deutschland aber im internationalen Vergleich deutlich an Boden verliert. Konkret heißt das, dass Deutschland zwar nach wie vor stabile Leseleistungen aufweist, aber von 20 Ländern überholt wurde und vom oberen Drittel ins untere Mittelfeld abgerutscht ist. 2001 war das Leseverhalten nur in vier Ländern besser.
Unter der Kompetenzstufe V versteht man, dass Schüler über Lesekompetenzen verfügen, die es ihnen ermöglichen, auf eine Textpassage oder Text Bezug zu nehmen, die Inhalte, die vermittelt werden, zu ordnen und eigene Aussagen zu formulieren und zu begründen. Die Anzahl der Schüler, die nicht in dieses Raster fallen, liegt bei 18,9 Prozent. Darunter fallen Schüler, die nicht einmal die mittlere Kompetenzstufe einer fünfstufigen Skala erreichen und über ein nicht mehr ausreichendes Niveau im Lesen verfügen. Als Konsequenz wird angegeben, dass diese Schülergruppe erhebliche Schwierigkeiten beim Lernen in der Sekundarstufe I bekommen werden.
Vergleicht man die Ergebnisse aus Deutschland nun mit anderen Ländern, kann man festhalten, das deutsche Viertklässler so gut lesen wie Schüler in Österreich, der Slowakei und Kasachstan. Im EU-Vergleich sieht es bitter aus. Mehr als die Hälfte der Länder liegen vor Deutschland, nur Frankreich, das französischsprachige Belgien und Malta liegen dahinter.
International bilden die Russische Föderation, Singapur und Hongkong die Spitze. Europaweit hat Irland die Nase vorn vor Finnland und Polen. Deutsche Schüler hadern vor allem mit Sachtexten. Bei literarischen Texten sieht es besser aus, wobei hier Mädchen deutlich besser abschneiden als Jungs. Ebenfalls verschlechtert hat sich der Anteil der Schüler, die täglich aus Spaß lesen. Hier sind es nur noch fünf Prozent.
Gründe gibt es viele, aber die deutschen IGLU-Forscher sehen das Problem darin, dass es in Deutschland seit 2011 nicht gelungen ist, in der Grundschule den Anspruch auf Chancengleichheit im Bildungssystem zu ermöglichen. Dies betrifft in erster Linie zuwanderungsbedingte Disparitäten. Doch es gibt auch kritische Stimmen, die dieser Begründung nur zum Teil zustimmen. Michael Becker-Mrotzek, Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache an der Universität Köln erklärt, dass nicht allein die Migration die Leistungsunterschiede erklären kann. Letztlich muss man seine Kinder selbst dazu animieren mehr zu Lesen.
Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion
Quelle: www.tagesspiegel.de