Typ-2-Diabetes | Compliance
INSULIN NUR EINMAL DIE WOCHE?
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Was, wenn Typ-2-Diabetiker nur einmal die Woche Insulin spritzen müssten – würde das die Compliance verbessern? Diese Frage stellen sich Forschende, Ärzt*innen und Betroffene. Um das herauszufinden, muss es aber erstmal ein Insulin geben, das über so einen langen Zeitraum wirkt. Und es muss genauso sicher, wirksam und verträglich sein wie die schon verfügbaren Insuline. Dr. Julio Rosenstock ist Direktor des Dallas Diabetes Research Centers und Professor für Medizin an der University of Texas in Dallas. Er und sein Team haben in einer Phase-II-Studie das Ultralangzeit-Insulin icodec untersucht.
Was ist Insulin icodec?
Insulin icodec ist ein Basalinsulin-Analogon. Seine Halbwertszeit liegt bei 196 Stunden, also mehr als acht Tagen. Nach der Injektion bindet es stark an Albumin, ein Protein im Blutplasma, und wird langsam und kontinuierlich wieder freigesetzt. Da die Injektionslösung stark konzentriert ist, reicht dafür die gleiche Menge an Injektionslösung wie bei einmal täglich verabreichtem Insulin glargin U100. Insulin Icodec wird von Novo Nordisc entwickelt
Die Studie
Die Forschenden verglichen Insulin icodec und Insulin glargin U100 in einer randomisierten, doppelblinden, Double-Dummy-Studie. Die 274 Probanden nahmen bereits Metformin und teilweise Gliptine ein, hatten aber zuvor kein Insulin gespritzt. Mit HbA1c-Werten zwischen 7 und 9,5 Prozent waren sie ungenügend eingestellt (Normbereich: unter 5,7 Prozent). Als ausschlaggebender Wert galt, wie sehr der HbA1c-Wert nach 26 Wochen sank.
Das Double-Dummy-Verfahren
Wie funktioniert die Placebo-Kontrolle, wenn das eine Arzneimittel wöchentlich, das andere täglich angewendet wird? Mit einem Double-Dummy-Verfahren. Die Teilnehmer*innen, die wöchentlich Insulin icodec injizierten, erhielten täglich Placebo-Injektionen. Die Kontrollgruppe, die täglich Insulin glargin U100 spritzte, erhielt zusätzlich wöchentlich ein Placebo.
Ergebnis
In der icodec-Gruppe sank der durchschnittliche HbA1c-Wert in 26 Wochen um 1,33 Prozentpunkte, in der glargin-Gruppe um 1,15 Prozentpunkte. Überempfindlichkeiten und Reaktionen an der Einstichstelle traten in beiden Gruppen selten auf. Unter Insulin icodec kam es geringfügig häufiger zu Unterzuckerungen: hochgerechnet zu 0,53 Ereignissen pro Patientenjahr. Unter Insulin glargin waren es nur 0,46. Damit gilt Insulin icodec als ähnlich wirksam und ähnlich sicher wie Insulin glargin U100.
Eine Phase III-Studie startete Ende 2020, mit Ergebnissen wird 2022 gerechnet. Auch ein Vergleich mit dem Basalinsulin degludec steht noch aus.
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Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin
Quellen:
www.pharmazeutische-zeitung.de/nur-einmal-pro-woche-spritzen-124089/