Zu viel, zu oft: Ein Drittel aller Antibiotikaverordnungen in den USA sind unnötig. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der University of Michigan. © Gam1983 / iStock / Getty Images Plus

Unnötige Verordnungen | Hausärzte in USA

IMMER NOCH GANG UND GÄBE: ANTIBIOTIKA GEGEN RHINOVIREN

Alarmierende Zahlen kommen aus den USA: Dort sind ein Drittel aller Antibiotika-Verordnungen unnötig. Das ergab eine Analyse von Versichertendaten.

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Es müsste sich herumgesprochen haben, dass eine leichtfertige Verordnung von Antibiotika Resistenzen fördert. Dennoch hat sich an der Verordnungspraxis von Ärzten in den USA wenig verändert. Viele Patienten erhalten trotzdem bei banalen Erkältungen, Husten oder Halsentzündungen ein Antibiotikarezept ausgestellt, auch wenn dies medizinisch gar nicht notwendig und vor allem nicht sinnvoll ist – denn eine Erkältung wird ausgelöst von Rhinoviren. Und gegen Viren helfen Antibiotika nicht.

Ein Team um Kao-Ping Chua von der University of Michigan School in Ann Arbor hat die Daten von Truven Health Analytics ausgewertet – dieser weltweit größte IT-Dienstleister verwaltet die Daten von Privatkassen, bei denen viele US-Betriebe ihre Mitarbeiter und deren Familien krankenversichern. Und dabei kam heraus:

  • Von den 19,2 Millionen Versicherten im Alter von bis zu 64 Jahren hatten 39,7 Prozent im Jahr 2016 mindestens einmal vom Arzt ein Antibiotikarezept erhalten.
  • Insgesamt waren 15,5 Millionen Antibiotikarezepte verschrieben worden.
  • Nahezu die Hälfte der Rezepte waren auf Azithromycin, Amoxicillin und Amoxi-Clavulanat ausgestellt.

Da seit 2015 eine neue Codierung gilt, die mehr als 91 000 verschiedene Diagnosen unterscheidet, konnten die US-Forscher die aufgedruckten Diagnosen in drei Kategorien aufteilen. 12,8 Prozent der Antibiotika-Verordnungen waren demnach „angemessen“, 35,5 Prozent „möglicherweise angemessen“ und 23, 2 Prozent „unangemessen“. Bei 28,5 Prozent der Fälle war keine Codierung mit der Diagnose verbunden. Die meisten „unangemessenen“ Verordnungen (70,7 Prozent) erfolgten dabei von niedergelassenen Ärzten.

Und es gibt auch eine Gesamtzahl: Von den 19,2 Millionen Versicherten erhielten 14,1 Prozent im Jahr 2016 mindestens ein unangemessenes Antibiotikarezept.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Ärzteblatt

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