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Aktion | Interview

„ ICH HABE EINE INTERESSANTE AUFGABE IN DER KRANKENHAUSAPOTHEKE GEFUNDEN.“

Ann-Sophie Ranft hat der öffentlichen Apotheke den Rücken gekehrt und arbeitet nun in der Apotheke des Frankfurter Universitätsklinikums. Wir wollten von ihr wissen, wie die Arbeit einer Klinik-PTA aussieht.

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Wie kamen Sie auf die Idee, einen Arbeitsplatz abseits der öffentlichen Apotheke anzunehmen? Hat es ihnen dort nicht gefallen?

Mein PTA-Praktikum habe ich in einer öffentlichen Apotheke absolviert. Da wurde ich in die verschiedenen Bereiche wie Rezeptur, Wareneingang und Verkauf eingearbeitet. Das war schon abwechslungsreich. Aber ehrlich gesagt, der ständige Kampf mit den Rabattverträgen, die immer wieder gleichen Erklärungen, warum das Medikament dieses Mal von einer anderen Firma kommt, das war mir auf Dauer zu lästig. Ich bin durchaus ein offener und kontaktfreudiger Mensch, aber den Kundenkontakt vermisse ich nicht wirklich. Ich habe eine neue Aufgabe gefunden, die mir sehr viel Spaß macht.

Die Entscheidung fiel bei mir, nachdem ich knapp zwei Monate in Vollzeit in einer etwas größeren Apotheke gearbeitet hatte. Dort hatte ich angefangen, nachdem das zunächst begonnene Pharmaziestudium nicht ganz so erfolgreich war wie gewünscht. Während des Studiums habe ich zwar regelmäßig jeden zweiten Samstag in einer kleinen Dorf-Apotheke gejobbt und es hat mir auch recht gut gefallen. Aber ich wusste damals schon, dass das nichts für die Ewigkeit ist. Ich wollte mir auch andere Arbeitsbereiche der PTA anschauen, zum Beispiel eine Krankenhausapotheke. Und dort bin ich dann hängen geblieben.

Wie sieht Ihr Tagesablauf auf der Arbeit aus?

Ich beschäftige mich hauptsächlich mit der Herstellung von Arzneimitteln. Was genau angefertigt wird, ist abteilungsspezifisch. In unserer Abteilung werden unter anderem Zytostatika-Zubereitungen hergestellt, also individuelle, patientenbezogene Chemotherapeutika. Außerdem benötigen die Neonatologie und die Kinderklinik täglich spezielle Ernährungslösungen, die wir anfertigen und abfüllen.

Das nennt sich Totale Parenterale Ernährung, kurz TPN. Wir wirken auch an klinischen Studien mit. Die Mitarbeiter rotieren wöchentlich und arbeiten so in verschiedenen Bereichen einer Abteilung. Dadurch kann jeder verschiedene Tätigkeitsbereiche abdecken und es wird nicht langweilig.

Mit welchen Geräten und Substanzen arbeiten Sie?

Um die Patientensicherheit zu garantieren, erfolgt die Herstellung in speziellen Reinräumen (nach GMP-Standard Klasse B) unter Sicherheitswerkbänken beziehungsweise LAFs (Laminar-Air-Flow). Hier arbeitet man an der Waage oder füllt ab. Außerhalb der Reinräume gibt es die klassischen Geräte aus der Rezeptur wie Autoklaven, Trockenschränke, Salbenrührer, Wasserbäder und Kapselmaschine – alles das, was man in der öffentlichen Apotheke auch findet.

In der Rezeptur, der Analytik und der Zytostatika-Abteilung arbeitet man teilweise mit CMR-Stoffen. Sie sind besonders giftig, daher ist hier eine Schutzausrüstung vorgeschrieben – also Schutzbrille, Mundschutz und Handschuhe.

Wird man in der PTA-Schule auf diese Tätigkeiten vorbereitet oder muss man in der Klinik nochmal speziell ausgebildet werden?

Wenn es um das aseptische Arbeiten geht, muss ich bezüglich der Schule leider sagen: Nein! Theoretisch wurde das schon alles besprochen, aber praktisch gearbeitet haben wir in diesem Bereich kaum. Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir damals nur Augentropfen unter dem LAF hergestellt, aber keine Infusionslösungen. Auch die Zytostatika-Herstellung war kein Thema. Das was in der Abteilung Rezeptur und Defektur gemacht wird, entspricht schon eher den Übungen aus der Schulzeit. Dort wird allerding in größerem Maßstab gearbeitet. Eine spezielle Ausbildung in der Klinik gibt es nicht.

Die Grundlagen sind ja vorhanden. Aber man wird bei uns zunächst von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen in den neuen Arbeitsbereich eingeführt. So stellt man in der Zytostatika-Abteilung erstmal ungefährliche Farbstofflösungen aus Lebensmittelfarbe her, die aber von der Herstellungsanweisung den richtigen Chemotherapeutika entsprechen. Zudem wird man in jeder Abteilung validiert. Das heißt, man füllt sogenannte Dummys ab, das sind Nährstofflösungen, die anschließend zwei Wochen im Trockenschrank bebrütet werden. So kann man feststellen, ob man auch tatsächlich keimfrei gearbeitet hat.

Gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten?

Ja, ich selbst fange Ende des Jahres mit einer Weiterbildung zur Fach-PTA für Onkologie an. Außerdem gibt es diverse Fortbildungsmöglichkeiten, die unser Chef gerne unterstützt, zum Beispiel auf dem NZW, dem onkologisch-pharmazeutischen Fachkongress.

Wie sind die Verdienstmöglichkeiten in der Krankenhausapotheke? Und wie sind die Arbeitszeiten?

Die meisten Krankenhäuser sind dem öffentlichen Dienst unterstellt und haben daher dessen Tarifverträge. Hier gibt es die Einteilung in Entgeltgruppen und je nach Berufserfahrung die entsprechende Stufe. Das Gehalt ist meist etwas höher als das, was im Tarifvertrag für die öffentlichen Apotheken steht.

Ich arbeite als Vollzeit-PTA und habe eine 38,5 Stunden-Woche. Die Mittagspause dauert 30 Minuten. Und ich habe 30 Tage Urlaub im Jahr. Man kann natürlich auch in Teilzeit arbeiten. Mehrere Kolleginnen handhaben das so. Das jeweilige Teilzeitmodell wird mit der Geschäftsleitung abgestimmt.

Mit welchen Menschen arbeitet man zusammen? Gibt es andere PTA? Wie groß ist das Team?

So eine Klinikapotheke hat engen Kontakt zu Ärzten und Pflegepersonal. Man sieht und spricht sich unter anderem bei den regelmäßigen Stationsbegehungen. In der Apotheke selbst arbeiten hauptsächlich PTA, Apotheker und PKA, wir haben aber auch Lageristen. Unser gesamtes Team mit allen Voll- und Teilzeitkräften in der Herstellung, der Ausgabe und im Lager, besteht aus knapp 60 Personen.

VITA

Ann-Sophie Ranft besuchte nach dem Abitur die PTA-Schule in Darmstadt und legte 2010 ihr Examen ab. Sie war in verschiedenen öffentlichen Apotheken tätig und studierte einige Semester Pharmazie an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität. Seit 2014 arbeitet sie in der TPN- (Totale Parenterale Ernährung) und Zytostatika-Abteilung der Krankenhausapotheke des Universitätsklinikums Frankfurt. Demnächst beginnt sie eine Weiterbildung zur Fach-PTA für Onkologie.

Ist es leicht, eine Stelle in einer Krankenhausapotheke zu bekommen?

Im Rhein-Main-Gebiet ist es aufgrund des momentanen PTA-Mangels nicht schwer ein Stellenangebot zu bekommen. Vielleicht ist das regional unterschiedlich. Als ich noch zur PTA-Schule ging, hieß es immer, es sei so schwierig in eine Krankenhausapotheke zu kommen. Nach meinen Erfahrungen ist das zumindest im Moment nicht der Fall.

Wer sich dafür interessiert, sollte es einfach mal probieren. Man kann auch einen Teil des PTA-Praktikums in einer Krankenhausapotheke absolvieren. Das Wichtigste, was man mitbringen muss, ist wohl die Freude am praktischen Arbeiten. Zeugnisnoten spielen bestimmt auch eine Rolle, aber sie sagen nichts darüber aus, ob man Geschick für die Arzneimittelherstellung hat.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER SCHULE 2017 ab Seite 40.

Das Interview führte Sabine Breuer

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