Harninkontinenz
HILFE FÜR DIE SCHWACHE BLASE
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Harninkontinenz, auch als Blasenschwäche bezeichnet, ist ein weit verbreitetes medizinisches Problem. Typisch dafür: Harn geht unwillkürlich und unfreiwillig verloren. Betroffene sind nicht (mehr) in der Lage, den Zeitpunkt des Wasserlassens selbst zu bestimmten, die Blasenentleerung lässt sich nicht sicher oder gar nicht kontrollieren. Vier Millionen, sechs Millionen oder noch viel mehr? Wie viele Menschen bei uns tatsächlich unter Harninkontinenz leiden, lässt sich nicht exakt beziffern, höchstens schätzen. Ein Grund: Auch im 21. Jahrhundert ist Blasenschwäche immer noch ein Tabuthema – aus Scham schweigen nicht wenige Betroffene beharrlich, vertrauen sich weder Angehörigen noch dem Arzt an.
Fest steht, dass Probleme mit der Blasenkontrolle mit dem Alter zunehmen. Schätzungen gehen davon aus, dass circa 40 Prozent der über 70-Jährigen inkontinent sind. Frauen haben häufiger eine schwache Blase als Männer. Eine durch vorangegangene Entbindungen beanspruchte Beckenbodenmuskulatur und hormonelle Umstellungsprozesse, etwa in den Wechseljahren, gelten als Risikofaktoren. Die Statistik sollte aber keinesfalls darüber hinwegtäuschen, dass Harninkontinenz grundsätzlich in jedem Alter und geschlechtsunabhängig auftreten kann.
Kontrollverlust mit Folgen Auf der Hand liegt, dass der Verlust der Blasenkontrolle die Lebensqualität massiv beeinträchtigt. Aus Furcht, die Toilette unterwegs nicht rechtzeitig zu erreichen, aber auch aus Angst vor möglicher Geruchsentwicklung ziehen sich harninkontinente Menschen oftmals in die eigenen vier Wände zurück – soziale Isolation, Vereinsamung und psychische Probleme gehören zu den möglichen Folgen. Das alles ließe sich verhindern, würden Betroffene den Arzt aufsuchen – und zwar so frühzeitig wie möglich. Denn die wohl wichtigste Botschaft lautet: Blasenschwäche ist behandelbar. Oft lässt sich der unwillkürliche Urinverlust mit geeigneten Therapien völlig stoppen, mitunter zumindest deutlich reduzieren.
Moderne Behandlungskonzepte beinhalten neben kurativen Maßnahmen auch solche, die den Alltag mit schwacher Blase erleichtern, für Sicherheit sorgen und unangenehme Folgen, wie Aufweichen der Haut und möglichen Pilzbefall, verhindern. Hygienemaßnahmen, Verhaltenstherapien, Medikamente und – falls erforderlich – operative Eingriffe: Die Bandbreite der therapeutischen Optionen ist beachtlich. Was im Einzelfall hilft, hängt maßgeblich von Ursache und Ausprägung der Harninkontinenz ab. Auch das Alter des Patienten spielt eine Rolle.
Bewährte Behandlungsstrategien
Neben Medikamenten und operativen Eingriffen haben sich bei Harninkontinenz unter anderem diese Therapien und Maßnahmen bewährt:
+ Beckenbodentraining hilft vor allem bei Belastungsinkontinenz, die geschwächte Muskulatur zu kräftigen. Es kann unter professioneller Anleitung, beispielsweise bei einem Physiotherapeuten, erlernt und später in Eigenregie durchgeführt werden. Ziel der Übungen: Die Muskeln des Beckenbodens willkürlich anzuspannen und zu lockern – und so zu stärken. Auch für Männer ist Beckenbodentraining geeignet.
+ Gewichtsreduktion: Dazu wird der Arzt Patienten mit Übergewicht raten, denn jedes Kilo zu viel belastet den Beckenboden zusätzlich. Bereits eine moderate Gewichtsabnahme kann sich positiv auswirken und die Harninkontinenz bessern.
+ Blasentraining hat sich bei Dranginkontinenz bewährt: Hierbei lernen Betroffene, die Abstände von einer Blasenentleerung zur nächsten allmählich zu verlängern. Toilettenbesuche zu festgelegten Zeiten und ein Miktionsprotokoll, in dem Toilettengänge, Harndrang und Trinkmenge dokumentiert werden, können die Therapie unterstützen.
+ Stützpessare kommen für Frauen mit Belastungsinkontinenz infrage, um die Harnröhre zu stützen. Die kleinen Ring- oder Schalenpessare werden in die Scheide eingeführt. Experten vermuten, dass sie auch dazu beitragen, die Beckenbodenmuskulatur zu kräftigen.
+ Biofeedback und Elektrostimulation kommen unter Umständen als ergänzende Verfahren infrage, um die Beckenbodenmuskulatur günstig zu beeinflussen.
Abgang unter Druck Besonders weit verbreitet sind die Belastungs- und die Dranginkontinenz sowie Mischungen dieser beiden Formen; Mediziner sprechen dann von Mischinkontinenz. Die Belastungsinkontinenz, umgangssprachlich ist auch von Stressinkontinenz die Rede, ist bei Frauen der häufigste Grund für unfreiwilligen Harnabgang. Typisch dafür: Wenn Druck auf dem Bauchraum lastet, zum Beispiel beim Husten, Lachen, Niesen oder schwerem Heben, kommt es zu Urinverlust. Ursache ist eine Funktionsstörung des Harnröhrenschließmuskels, häufig in Kombination mit einer Schwäche der Beckenbodenmuskulatur.
Übersteigt der Blaseninnendruck bei körperlicher Anstrengung den verminderten Verschlussdruck, geht der Harn ungewollt ab. Ursprung des Übels ist bei Frauen häufig eine starke Dehnung der Beckenbodenmuskulatur, etwa durch Schwangerschaften oder Übergewicht. Auch eine Absenkung von Organen im Beckenbereich kann Belastungsinkontinenz zur Folge haben.
Mediziner unterscheiden drei Schweregrade: Bei Grad 1 geht Urin lediglich bei starker körperlicher Belastung (z. B. beim Husten, Anheben schwerer Gegenstände) verloren; bei Grad 2 führen bereits leichtere körperliche Betätigungen (z. B. Treppensteigen, Aufstehen aus dem Sitzen) zu Harnverlust; bei Grad 3 geht der Urin sogar bei körperlicher Ruhe (z. B. im Liegen) ungewollt ab. Bei Männern tritt Belastungsinkontinenz wegen der deutlich längeren Harnröhre eher selten auf. Sie kann durch eine Prostataoperation hervorgerufen werden, oft ist sie die Folge einer radikalen Prostatektomie.
Drängendes Problem Die Dranginkontinenz, auch als Urgeinkontinenz bezeichnet, tritt sowohl bei Frauen als auch bei Männern vergleichsweise häufig auf. Typisch dafür: Die Harnblase ist nicht mehr in der Lage, eine normale Menge an Urin aufzunehmen und über einen längeren Zeitraum zu speichern. Charakteristischerweise verspüren Betroffene – oft schon bei geringer Füllmenge der Blase – einen nicht unterdrückbar starken Harndrang, der zu unkontrolliertem Harnabgang führt. Sie müssen vermehrt und fast immer unerwartet die Toilette aufsuchen – und können diese oftmals nicht rechtzeitig erreichen.
Einer Urgeinkontinenz können motorische oder sensorische Ursachen zugrunde liegen: Bei der motorischen Dranginkontinenz, auch als überaktive Blase bezeichnet, zieht sich die für die Blasenentleerung zuständige Muskulatur zusammen. Die Muskelkontraktion führt zu einer Drucksteigerung in der Blase, die es erfordert, umgehend Wasser zu lassen. Die eigentliche Ursache dieser Form der Dranginkontinenz sind oft neurologische Krankheiten, wie etwa Parkinson, Alzheimer, Schlaganfall oder Multiple Sklerose. Bei der sensorischen Dranginkontinenz melden Rezeptoren in der Blasenwand dem Gehirn einen falschen Füllstand der Harnblase.
Das Gehirn veranlasst daraufhin ein Zusammenziehen der Blasenmuskulatur. In der Folge kommt es zu imperativem Harndrang und unwillkürlichem Verlust oft kleinerer Urinmengen. Als Auslöser der sensorischen Dranginkontinenz kommen unter anderem Entzündungen der Harnwege, Harnleiter- oder Blasensteine und Tumore infrage. Bei Frauen kann der sinkende Estrogenspiegel in den Wechseljahren Dranginkontinenz begünstigen, bei Männern eine altersbedingte Prostatavergrößerung der Auslöser sein. Dranginkontinenz tritt mit zunehmendem Alter häufiger auf.
Erst Zystitis, dann Inkontinenz?
Häufig wiederkehrende Blaseninfektionen können eine Dranginkontinenz begünstigen. Der Grund: Ist die Blase oft entzündet, werden ihre Nervenfasern dauerhaft gereizt. Das kann mit der Zeit dazu führen, dass der Meldemechanismus von der Blase zum Gehirn gestört wird. Die Folge ist ständiger Harndrang, auch wenn die Blase kaum gefüllt ist. Das sind die typischen Symptome einer Dranginkontinenz. Um das Risiko für wiederkehrende Blasenentzündungen – und somit auch für diese Form von Harninkontinenz – zu senken, kommt es unter anderem auf eine schonende Intimhygiene an: Wasser und milde Waschlotion reichen.
Zur Erinnerung: Zu intensives Waschen mit schaumbildenden alkalischen Seifen oder parfümierten Intimwaschlotionen kann die Schleimhäute austrocknen und ihre natürliche Schutzfunktion beeinträchtigen. Dann haben Erreger wie E. coli-Bakterien leichtes Spiel. Um einer Zystitis vorzubeugen, spielt auch richtige Toilettenhygiene eine entscheidende Rolle. Das heißt: Gewischt wird von vorne nach hinten. Darüber hinaus ist es ratsam, Füße und Unterleib warm zu halten und ans Wasserlassen nach dem Sex zu denken. Eine ausreichende Trinkmenge ist wichtig, um die Harnwege gut durchzuspülen.
Ständiges Tröpfeln Weitere Formen der Harninkontinenz sind Überlauf-, Reflexinkontinenz sowie die recht seltene extraurethrale Inkontinenz. Hinter der Überlaufinkontinenz steckt ein unkontrolliertes Überlaufen der Blase, das Betroffene als „ständiges Tröpfeln“ beschreiben. Bei voller Blase fließen ständig kleine Urinmengen ab, typisch ist auch permanenter Harndrang. Ursachen können eine blockierte Harnröhre, zum Beispiel durch eine gutartige Prostatavergrößerung, oder eine schwache Blasenmuskulatur sein. Männer sind wesentlich häufiger betroffen als Frauen.
Eine reflexartige, also nicht steuerbare Blasenentleerung kennzeichnet die Reflexinkontinenz: Die Miktion kann weder willentlich begonnen noch unterbrochen werden, oft verspüren Betroffene keinen Harndrang. Der Reflexinkontinenz liegt eine Störung der Nerven zugrunde, die normalerweise für eine kontrollierte Blasenentleerung zuständig sind. Unter anderem kann diese Form der Inkontinenz bei Querschnittslähmung oder fortgeschrittener Multipler Sklerose auftreten. Bei der extraurethralen Harninkontinenz geht der Urin durch fehlangelegte oder fehlgebildete Gänge ab. Unnatürliche Verbindungen, sogenannte Fisteln, zum Beispiel zwischen Harnleiter und Darm oder zwischen Blase und Scheide, sind hier die Ursache.
Medizin nach Maß Rezeptpflichtige Medikamente spielen in der Therapie von Harninkontinenz eine zentrale Rolle. Insbesondere die Dranginkontinenz lässt sich medikamentös positiv beeinflussen. Bei hyperaktiver Blase werden Anticholinergika mit Wirkstoffen wie Oxybutynin, Tolterodin, Fesoterodin, Trospium, Propiverin, Darifenacin und Solifenacin eingesetzt. Die Wirkstoffe hemmen Rezeptoren in der Blasenwand und hindern die Blasenmuskulatur daran, sich zusammenzuziehen. Für den Beratungsalltag in der Apotheke zu berücksichtigen ist, dass anticholinerge Substanzen diverse Nebenwirkungen auf verschiedene Organsysteme haben können, unter anderem können sie Mundtrockenheit, Schläfrigkeit, Sehstörungen und Obstipation hervorrufen.
Ein anderes Wirkprinzip hat der Beta-3-Rezeptor-Agonist Mirabegron: Er dockt an bestimmte Bindestellen der Blasenmuskulatur (Beta-3-Rezeptoren) an und erregt diese. In der Folge entspannt sich die Harnblasenmuskulatur, die Speicherfunktion der Blase verbessert sich. Eine weitere Therapieoption besteht darin, Botulinumtoxin in die Blasenwand zu injizieren. Die vornehmlich als „Faltenkiller“ bekannte, kurz Botox genannte Substanz blockiert die überaktiven Nervenimpulse, sodass der Blasenschließmuskel wieder kontrolliert gesteuert werden kann.
Die Injektionen können in bestimmten Abständen wiederholt werden. Für Frauen mit Belastungsinkontinenz kommt eine medikamentöse Behandlung mit dem Wirkstoff Duloxetin infrage. Der selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer steigert die Spannung des Harnröhrenschließmuskels, der die Blase so länger dichthalten kann. Steht die Harninkontinenz mit dem sinkenden Estrogenspiegel in den Wechseljahren in Zusammenhang, kann der Arzt betroffenen Frauen estrogenhaltige Lokaltherapeutika wie Salben oder Scheidenzäpfchen verordnen.
Maximale Sicherheit Den Alltag sicher meistern, unbeschwert an gesellschaftlichen Aktivitäten teilnehmen, Sport treiben und, und, und: Dank individuell geeigneter Inkontinenzhilfsmittel ist es vielen Menschen möglich, trotz schwacher Blase ein normales Leben zu führen. Natürlich können aufsaugende Einlagen, Einweghosen und andere Hilfsmittel weder den dringend erforderlichen Arztbesuch noch die ursächliche Therapie ersetzen, aber sie können die Behandlung sinnvoll unterstützen. Mitunter benötigen harninkontinente Menschen entsprechende Hilfsmittel nur vorübergehend, beispielsweise so lang, bis die ursächliche Behandlung greift. Andere sind dauerhaft darauf angewiesen.
Aufsaugende körpernahe Hilfsmittel gibt es in unterschiedlichen Ausführungen und Saugstärken. Dank moderner Superabsorber können sie ein Vielfaches ihres Eigengewichts an Flüssigkeit binden, so auch größere Urinmengen aufnehmen, effektiv vor Auslaufen und die Haut vor Rücknässe schützen. Geruchsbildung wird zuverlässig verhindert. Welche Hilfsmittel ideal sind, hängt von vielen individuellen Faktoren ab – unter anderem spielen Ausprägung der Inkontinenz und Mobilität des Betroffenen entscheidende Rollen. Es gibt Hilfsmittel speziell für Frauen, für Männer sowie Unisex-Produkte.
Nebenwirkung: Harninkontinenz
Einige häufig verordnete Arzneimittel können über verschiedene Mechanismen die Urinausscheidung beeinflussen – eine Harninkontinenz hervorrufen beziehungsweise verstärken. Dazu gehören unter anderem:
+ ACE-Hemmer
+ Alpha-Rezeptorenblocker
+ Benzodiazepine
+ Betablocker
+ Calciumantagonisten
+ Cholinesterase-Hemmer
+ Diuretika
+ Muskelrelaxanzien
+ Neuroleptika
In manchen Fällen kann eine Änderung von Einnahmezeitpunkt oder Dosierung dazu führen, dass die Blase wieder ordnungsgemäß arbeitet. Eventuell kommt eine Therapieumstellung infrage. Über diese Möglichkeiten sollten Betroffene mit dem behandelnden Arzt sprechen. Keinesfalls dürfen verordnete Medikamente in Eigenregie anders als verordnet eingenommen oder abgesetzt werden. Darauf sollten Sie Ihre Kunden im Beratungsgespräch hinweisen.
Diskrete Spezialisten Diskrete und sichere Alltagsbegleiter sind Inkontinenz-Einlagen, die in unterschiedlichen Saugstärken zur Verfügung stehen. Sie kommen insbesondere bei leichter bis mittelschwerer Blasenschwäche zum Einsatz. Das Prinzip: Ähnlich wie Damenbinden, die bei Harninkontinenz völlig ungeeignet sind (!), werden Einlagen mit Klebestreifen in der eigenen Unterwäsche fixiert. Wie Unterwäsche getragen werden sogenannte Einweg-Slips, auch als Inkontinenz-Pants oder -Pull-ups bezeichnet. Sie können auf der Toilette herunter- und wieder hochgezogen werden. Für mobile, aktive Menschen sind Einweg-Slips, die hohen Tragekomfort mit diskretem Sitz und größtmöglicher Auslaufsicherheit verbinden, eine gute Wahl.
Von ihnen unterscheiden sich zweiteilige Systeme, die aus anatomisch geformter Vorlage und Fixierhose bestehen. Für immobile, pflegebedürftige Menschen mit starker Harninkontinenz sind Hilfsmittel mit seitlichem Klebeklettverschluss geeignet, die nach dem Windelprinzip funktionieren. Welcher Schutz für wen? Das Beratungsgespräch in der Apotheke erfordert Vertraulichkeit und Feingefühl. Mit dem digitalen Anamnese-Tool eines Anbieters von Inkontinenzprodukten kann man sich durch die Anamnese bin hin zur richtigen Produktempfehlung samt Preisberechnung führen lassen. Um das individuell bestgeeignete Inkontinenzhilfsmittel zu finden, sollten Apothekenkunden auf jeden Fall die Möglichkeit haben, unterschiedliche Produkte zu testen.
Guter SchutzHarninkontinenz kann Hautirritationen wie Rötungen, Brennen, Spannungsgefühle und Juckreiz nach sich ziehen. Feuchtigkeit und aggressive Substanzen wie Ammoniak, die beim Abbau von Urin entstehen, bergen ein erhöhtes Risiko, die Haut im Intimbereich zu reizen und aufzuweichen. Kommt es durch andauernden Kontakt mit Urin – und auch Stuhl – zu einer oberflächlichen Entzündung der Haut, ist die Rede von Inkontinenz-assoziierter Dermatitis. Bereits die Wahl geeigneter Inkontinenzhilfsmittel, die nicht nur saugstark, sondern auch weich und atmungsaktiv sein sollten, bietet einen gewissen Schutz vor Hautproblemen. Unerlässlich ist zudem eine gute Hautpflege, die mit einer sanften, keinesfalls übertriebenen Reinigung der Intimzone beginnt.
Auf Seifen sollten Menschen mit Blasenschwäche verzichten, besser geeignet sind Syndets mit hautneutralem pH-Wert von 5,5. Ratsam ist es, die beanspruchte Haut mit lauwarmem Wasser zu säubern und anschließend behutsam abzutrocknen – ohne dabei stark zu rubbeln oder zu reiben. Für die Pflege kommen spezielle parfumfreie Produkte infrage, die die durch Inkontinenz belastete Haut mit Feuchtigkeit und Lipiden versorgen, ihre Regeneration fördern und Austrocknung entgegenwirken. Spezielle Hautschutzprodukte mit Barrierefunktion kommen zum Einsatz, um die strapazierte Haut vor weiterer Reizung durch Urin (oder auch Stuhl) zu bewahren und ein Aufweichen der Haut verhindern.
Diese sognannten Barrierecremes oder -sprays enthalten Inhaltsstoffe, die sich wie ein Schutzfilm über die Haut legen. Wichtig ist es, dass sie die Saugfähigkeit des Inkontinenzmaterials und somit dessen Saugleistung nicht beeinträchtigen und keinen Okklusionseffekt haben. Entzündete, nässende oder blutende Hautstellen im Intimbereich sollten nicht in Eigenregie verarztet werden. Richtig ist es, den Arzt aufzusuchen. Nur der Mediziner kann beurteilen, ob eventuell eine Behandlung mit antibiotischen oder antimykotischen Dermatika erforderlich ist.
Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 03/2021 ab Seite 16.
Andrea Neuen, freie Journalistin