Viruserkrankungen | Zoonose
HEPATITIS E-INFEKTIONEN IN DEUTSCHLAND NEHMEN ZU
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Der längere Zeit als Non-A-Non-B-Hepatitis bezeichnete E-Typ der Virushepatitiden wurde erst in den 70er Jahren durch den russischen Wissenschaftler M.S. Balayan entdeckt. Seitdem galt die Erkrankung eher als Tropen-Problem, wo sie zumeist durch verunreinigtes Trinkwasser übertragen wird. Vor allem in Ländern, die häufig Flut- oder Flüchtlingskatastrophen ausgesetzt sind, ist der Virus für den Ausbruch zahlreicher Hepatitiden verantwortlich. Bei einem Großteil der Patienten entwickeln sich keine Symptome, wodurch die Infektion ausheilt ohne überhaupt bemerkt worden zu sein, lediglich über eine Antikörper-Untersuchung des Blutes kann ein früherer Kontakt nachgewiesen werden. Manchmal treten einzelne Symptome wie Müdigkeit, Fieber, verfärbter Urin oder Gelbfärbung der Haut auf.
Das RKI ermittelte allerdings aktuell auch für Deutschland einen Viruskontakt bei knapp 17 Prozent der Bevölkerung, das heißt, schätzungsweise 320 000 Hepatitis E-Infektionen pro Jahr. Da die Infektion meist ohne klinische Symptome verläuft, wird sie oft unterschätzt, warnt der Gastroenterologe Prof. Dr. Strassburg, Direktor der Medizinischen Klinik 1 des Universitätsklinikums Bonn. Besonders immungeschwächte Personen oder solche mit bestehenden Leberschäden können eine chronische Hepatitis entwickeln bis hin zur Leberzirrhose, also dem stetigen Absterben von Leberzellen. Bei Schwangeren besteht sogar das Risiko eines lebensgefährlichen Leberversagens. 2016 kam es in Deutschland zu acht akuten Hepatitis-Ausbrüchen und sieben Todesfällen. Zurzeit gibt es keine offiziell zugelassene Therapie, es kann lediglich symptomatisch behandelt werden. In einigen Fällen wird das Virustatikum Ribaverin eingesetzt, um schwere akute oder chronische Verläufe schneller ausheilen zu lassen. Auch eine Impfung gegen das Hepatitis E-Virus ist noch nicht zugelassen, wobei in China bereits seit 2012 ein entsprechender Impfstoff zum Einsatz kommt.
Im Gegensatz zu tropischen Ländern, wird das Virus in Mitteleuropa eher zoonotisch, das heißt, vom Tier auf den Menschen übertragen. Dies geschieht vor allem durch kontaminiertes und unzureichend gegartes Schweine- oder Wildfleisch. Wird das Fleisch auf über 70 Grad Celsius (°C) erhitzt, wird das Virus inaktiv und der Verzehr ist dann in der Regel nicht mehr bedenklich. Gerade Risikogruppen wie Schwangere, Dialysepatienten und immunsupprimierte Personen sollten rohe Lebensmittel (Schweinemett, Rohwürste oder Wurstprodukte mit Schweineleber) besser meiden, ebenso wie nicht durchgegartes Wildfleisch. Beim Reisen in Risikogebieten sollte ihnen zusätzlich geraten werden, lediglich abgekochtes Wasser zu trinken und auch zum Zähneputzen zu verwenden.
Farina Haase, Volontärin, Apothekerin
Quelle: www.uni-bonn.de