Schildkröte © Firma V / fotolia.com
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Infektionen

GESUNDHEITSRISIKO HAUSTIER

Bunthörnchen sehen süß aus, stehen allerdings unter dem Verdacht, eine unbekannte Form des Bornavirus zu übertragen. Forscher raten, Abstand zu halten, bis endgültige Klarheit herrscht.

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Die exotischen Haus- und Zootiere kommen ursprünglich aus Mittelamerika und werden hierzulande gezüchtet. Genau dies ist drei Männern wahrscheinlich zum Verhängnis geworden: Die Züchter der niedlichen Nager starben zwischen November 2011 und November 2013 in Sachsen-Anhalt an einer Hirnhautentzündung, weil sie sich vermutlich mit einer bislang unbekannten Form des Bornavirus angesteckt hatten. Die Tierbestände der Todesopfer wurden vorsorglich eingeschläfert.

Aktuelle Forschungen Am Berhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg wurden umfangreiche Untersuchungen zu einer möglichen infektiösen Ursache durchgeführt, wobei man zunächst keine Anhaltspunkte für einen Zusammenhang fand. Erst das Friedrich-Löffler-Institut am Standort Insel Riems beschäftigte sich mit Proben eines Bunthörnchens aus der Zucht eines verstorbenen Mannes. Darin wurden Hinweise auf das Vorkommen eines neuartigen Bornavirus, das auch in den Gehirnproben der verstorbenen Patienten nachzuweisen war, entdeckt.

Der Übertragungsweg ist bisher unbekannt, allerdings kommen Kratz- oder Bissverletzungen als wahrscheinlicher Auslöser in Betracht. Derzeit arbeiten das Robert-Koch-Institut, das Friedrich Löffler-Institut sowie das Berhard-Nocht-Institut mit den Veterinär- und Gesundheitsbehörden in Bund und Ländern zusammen, um Klarheit zu erlangen. Zudem werden Halter von Bunthörnchen mit möglichen Infektionen gesucht. Das Friedrich-Löffler-Institut bittet außerdem darum, kranke oder verendete Bunthörnchen zur Untersuchung zum Tierarzt zu bringen.

Progressive Enzephalitis Die Erkrankung äußerte sich bei den Züchtern zunächst durch Fieber, Müdigkeit, Zittern, Kopfschmerzen, instabilem Gang und psychomotorischer Verlangsamung. Alle drei Männer waren zusätzlich von Magen-Darm-Beschwerden und Taubheitsgefühlen an Genitalien und After betroffen. Auch psychische Symptome wie Stimmungsschwankungen, Verwirrtheit und nächtliche Unruhe traten bei den Patienten auf. Im fortgeschrittenen Stadium kam es zu Zuckungen einzelner Muskelgruppen, Lähmungen und Bewusstseinsstörungen, schließlich fielen die Züchter ins Koma. Trotz virustatischer Medikation und intensiver Antibiose führte die Infektion zum Tode.

Krankheit der Pferde und Schafe Bornaviren sind nach der sächsischen Stadt Borna benannt, da sie dort Ende des neunzehnten Jahrhunderts vermehrt Infektionen bei Pferden verursachten. Sie befallen jedoch auch andere Säugetiere, Reptilien oder Vögel. Die Erreger zeigen eine starke ZNS-Affinität: Sie befinden sich nach der Ansteckung vor allem im Gehirn und Rückenmark und rufen vielfältige Abweichungen in Bewegung, Verhalten, Leistungsniveau und der Nahrungsaufnahme hervor. Dies spricht auch bei den diesjährigen Fällen für Infektionen mit Bornaviren.

»Auch Schildkröten können krank machen. Sie gelten als Überträger von Salmonellen.«

Weitere Überträger Doch nicht nur Bunthörnchen übertragen Krankheiten. Hunde, Katzen und Vögel geben beispielsweise den Durchfallerreger Campylobacter jejuni weiter, Katzen sind außerdem Überträger der Bartonella-Bakterien, die Entzündungen und Fieber hervorrufen können. Darüber hinaus werden Würmer vor allem durch Hunde und Katzen verbreitet. Katzenbesitzer sollten auch wissen, dass ihre Vierbeiner Hauptwirte des Toxoplasma gondii sind. Der Parasit kann Menschen mit einer Immunschwäche und ungeborenen Kindern im Mutterleib schaden.

Nichts für Kinderhände Auch Schildkröten sehen süß aus, können allerdings krank machen. Sie gelten als Überträger von Salmonellen und gehören daher nicht als Kuscheltiere ins Kinderzimmer. Eine Infektion erfolgt direkt über körperlichen Kontakt oder indirekt über die Berührung von Gegenständen, die durch die Reptilien oder Amphibien kontaminiert wurden.

Eine Salmonellenerkrankung äußert sich durch plötzlich einsetzende Durchfälle mit Unwohlsein, Kopf- und Bauchschmerzen. Manchmal wird sie von Fieber und Erbrechen begleitet. Normalerweise dauern die Beschwerden Stunden bis wenige Tage an. Beim Kauf von Schildkröten, Bartagamen, Geckos oder Chamäleons sollten sich die Liebhaber stets über das Infektionsrisiko bewusst sein.

Ansteckung vermeiden Um sich zu schützen, sind einige Hygieneregeln zu befolgen: Nach jedem Kontakt ist es ratsam, sich die Hände zu waschen. Beim Reinigen von Katzentoiletten, Käfigen oder Terrarien sind Handschuhe zu tragen. Betten sollten für Haustiere tabu sein. Es darf nicht vergessen werden, dass jedes Tier regelmäßig auf Parasiten untersucht und geimpft werden muss.

Der Umgang mit Tieren wirkt sich natürlich auch positiv auf die Gesundheit aus: Durch das „Gassi gehen“ haben Hundehalter beispielsweise mehr Bewegung und auch der Psyche tun die Kameraden gut. Außerdem erkranken Kinder, die auf einem Bauernhof von klein auf Kontakt zu Tieren hatten, vermutlich seltener an Allergien.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 10/15 ab Seite 152.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

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