Standort Deutschland:
G. POHL-BOSKAMP GMBH & CO. KG
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Im Jahr 1878 führte Georg Gustav Pohl im polnischen Schönbaum nahe Danzig eine Dorfapotheke und chemisch-pharmazeutische Fabrik, in der Gelatinekapseln produziert wurden. Das Herstellungsverfahren von „Dünndarmkapseln“ mittels Keratin ließ er sich 1885 patentieren. Die zweite Wurzel reicht sogar bis ins Jahr 1835 zurück: In seiner Berliner Apotheke „Zum weißen Schwan“ gelang es Wilhelm Rose, die ersten Gelatinekapseln herzustellen, die in der später gegründeten Capsules-Fabrik in großen Mengen gefertigt wurden.
Nach dem ersten Weltkrieg schlossen sich das Berliner Werk und das Unternehmen G. Pohl zusammen und bauten einen gemeinsamen Standort an der Ostsee auf. Heute zählt die G. Pohl-Boskamp GmbH & Co. KG mit Firmensitz in Hohenlockstedt zu den führenden deutschen Unternehmen in Privatbesitz und beschäftigt etwa 460 Mitarbeiter. Pro Jahr produziert der Pharmakonzern rund 300 Millionen Kapseln und Tabletten. Mehr als 20 Millionen Fertigpackungen verlassen jedes Jahr das Logistik- und Konfektionierungszentrum in Dägeling, Schleswig-Holstein, und werden in rund 50 Länder exportiert.
Marianne Boskamp, die das Familienunternehmen in vierter Generation leitet, erklärt: „Pharmazeutisch hat Pohl-Boskamp mit der Kapseltechnologie Maßstäbe gesetzt. Unseren Vorfahren ist es gelungen, Arzneistoffe in Gelatinekapseln herzustellen. Das ermöglicht, bestimmte Heilmittel für die Pharmakotherapie einzusetzen beziehungsweise ihre Einnahme für Patienten deutlich angenehmer zu machen.“
International Auf 20 000 Quadratmetern Produktionsfläche stellt das Unternehmen Arzneimittel und Medizinprodukte nach den strengen Qualitätsstandards der Good Manufacturing Practice her. Das Produktportfolio umfasst rund 50 Präparate für die Therapiegebiete Atemwege, Herz-Kreislauf, Verdauung, Schlaf, Urologie und Parasitologie. „Unsere Unternehmensphilosophie ergibt sich aus dem Claim ‚Spüren, wie es wirkt’. Wir entwickeln, produzieren und vertreiben Arzneimittel und Medizinprodukte, die den Patienten einen unmittelbar spürbaren Nutzen bei einer akuten Erkrankung bringen“, erläutert die geschäftsführende Gesellschafterin.
„Der Nutzen der Präparate besteht darin, dass die Symptome der jeweiligen Erkrankung schnell und zuverlässig abklingen. Unsere Produkte zeichnen sich durch hohe Qualität, maximale Sicherheit, starke Wirksamkeit und gute Verträglichkeit sowie eine breite wissenschaftliche Dokumentation aus. Die Innovationen ergeben sich entweder aus dem Einsatz neuer Substanzen, etwa dem Zwei-Stufen-Dimeticon in der Kopflaustherapie, oder aus neuen Darreichungsformen wie der Kapsel- oder Spraytechnologie.“
Mit innovativen Pharmazeutika, wie beispielsweise Nitrolingual® zur Behandlung der koronaren Herzkrankheit, hat sich Pohl-Boskamp in Deutschland und weltweit einen Namen gemacht. Bei den Akutnitraten hält das Unternehmen hierzulande einen Marktanteil von 80 Prozent und dazu ist das Nitrospray in 40 Ländern der Welt das Mittel der ersten Wahl. Auch GeloMyrtol® forte gegen Sinusitis und Bronchitis entwickelte sich zu einer Weltmarke. Insgesamt wurden 2009 rund 72 Tonnen Myrtol standardisiert verarbeitet und 260 Millionen Weichgelatinekapseln hergestellt.
Qualitätssicherung Um der besonderen Verantwortung als Hersteller von Arzneien und Medikamenten gerecht zu werden, hat Pohl-Boskamp ein umfassendes Qualitätssicherungssystem eingerichtet. Detaillierte Kontrollen und minutiöse Dokumentationen der diversen Arbeitsschritte sind dabei nur ein Element. „Medikamente sind mehr als Chemie. In der heutigen Informationsgesellschaft muss ein Pharma-Unternehmen neben zuverlässig wirksamen Produkten ein breites Serviceangebot bieten – also eine Kommunikationsplattform für Ärzte, Apotheker und Patienten“, meint Norbert Klapszus aus der Geschäftsführung.
Unternehmer im Unternehmen Neben Kunden und Patienten sind bei Pohl-Boskamp auch die Mitarbeiter „König“. Flache Hierarchien und das unkomplizierte Duzen lassen Berührungsängste vor der „Chefetage“ gar nicht erst entstehen. „Interessante Aufgaben, kurze Wege, projektorientierte Strukturen und Mitarbeiter, die sich untereinander gut kennen – dafür schaffen wir hier alle Voraussetzungen“, verdeutlicht Klapszus. Als Mutter von vier Kindern ist es Marianne Boskamp außerdem ein besonderes Anliegen, dass die Mitarbeiter Beruf und Familie problemlos miteinander vereinbaren können. Neben flexiblen Arbeitszeiten bietet das Pharmaunternehmen dafür verschiedene Teilzeit-Modelle an, die auch Führungskräfte in Anspruch nehmen.
Enge Zusammenarbeit Pohl-Boskamp beteiligt sich aktiv an der Aus- und Fortbildung von PTA. Stefanie Ahlborn, Produktmanagerin Atemwegspräparate, weist darauf hin: „Allein im Schuljahr 2009/2010 haben unsere praxiserfahrenen Referenten in 49 Vorträgen rund 1500 künftige PTA an 35 verschiedenen PTA-Schulen zum Thema ,Kompetente Beratung bei Atemwegserkrankungen’ ausgebildet. Die Resonanz war äußerst positiv. Neben überregionalen Fortbildungen für Apotheker und PTA bietet unser OTC-Außendienstteam außerdem Fortbildungen zu unseren Atemwegspräparaten und zum Thema ,Erfolgreiches Verkaufen’ in der Apotheke an.“
Nachhaltigkeit und soziales Engagement Nicht nur bei der Marke Gelo stehen die Zeichen auf Grün. Getreu dem Motto „Global denken – lokal handeln“ setzt Pohl-Boskamp seit 2008 auf umweltschonende Solarenergie und leistet so einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Photovoltaikanlagen sollen künftig mehr als eine Million Kilowattstunden Energie pro Jahr liefern und dabei mehr als 700 Tonnen Kohlen dioxid einsparen.
Des Weiteren widmet sich das Unternehmen sozialen und kulturellen Projekten: Neben Sportsponsoring unterstützt Pohl-Boskamp unter anderem das Schleswig-Holstein Musik Festival. Über die deutschen Grenzen hinaus besteht derzeit eine lang angelegte, enge Kooperation mit der Mandacaru-Stiftung. Diese wurde von brasilianischen und deutschen Ärzten sowie Einwohnern von Vicente Pinzón II gegründet, einer Armensiedlung der Großstadt Fortaleza im Nordosten Brasiliens. Ein neues Konzept will hier zeigen, dass die Lebensqualität nur dann nachhaltig verbessert werden kann, wenn gesundheitsfördernde, erzieherische, kulturelle und ökonomische Maßnahmen gleichzeitig ergriffen werden.
Firmengeschichte im Überlick:
1835: Wilhelm Rose startet die erste deutsche Kapselproduktion in seiner Berliner Apotheke.
1878: Georg Gustav Pohl produziert in Schönbaum bei Danzig die erste magensaftresistente Kapsel.
1890: Otto Eisengarten – Urgroßvater der heutigen Unternehmerin – erwirbt die Firma Pohl und verbessert die Kapselqualität.
1921: Kurt Boskamp heiratet in die Firma Pohl ein und übernimmt ihre Leitung.
1924: Einführung der weltweit ersten Nitrolingual®-Zerbeißkapsel.
1945: Arthur Boskamp verlegt den Firmensitz nach Hohenlockstedt.
1967: Einführung des weltweit ersten Nitrolingual® Sprays.
1972: Einführung von Gelo-Myrtol® forte gegen Sinusitis und Bronchitis.
1991: Marianne Boskamp übernimmt die Geschäftsführung.
2001: Einführung von Lacteol®-hochkonzentrierte Lactobazillen gegen Diarrhö.
2003: Einführung von Gelo-Sitin® Nasenpflege – Sesamöl zur dauerhaften Befeuchtung der
Nasenschleimhaut.
Einführung von Gepan® instill – Chondroitinsulfat zur kausalnahen Therapie chronischer Cystitiden.
2005: Einführung von Saseem® Mundspray – Speichelersatzflüssigkeit zur nachhaltigen Befeuchtung
der Mundschleimhaut.
2006: Einführung von NYDA®: physikalisch wirksames Zwei-Stufen-Dimeticon gegen Kopfläuse.
2008: Das Unternehmen nimmt die ersten klimafreundlichen Photovoltaikanlagen in Betrieb.
2009: Ein ständiges Firmenmuseum wird eingerichtet.
Einführung von GeloRevoice® – Halstabletten mit Hyaluronsäure für den effektiven Schutz der
Mund- und Rachenschleimhaut.
2010: Tag der offenen Tür am 8. Mai: Pohl-Boskamp feiert sein 175-jähriges Firmenjubiläum. Besuchermagnet ist die Ausstellung begehbarer Organe.
2010/2011: „Für eine Welt ohne Schleim“: GeloMyrtol®-Spot begeistert Kinobesucher.
Geschichte zum Anfassen Auch wenn der Hauptfokus von Pohl-Boskamp auf der Entwicklung und Produktion moderner Arzneimittel liegt, wurde 2009 ein ständiges Firmenmuseum in Dägeling eingerichtet. Auf einer Fläche von 250 Quadratmetern zeigt es historische Objekte aus über 100 Jahren industrieller Arzneimittelproduktion. Die nur millimetergroße Desmoid-Pille zum Nachweis von Magensäure – bis 1993 noch in Handarbeit hergestellt – zählt zu den kleinsten Exponaten. Das größte Objekt ist der erste Vollautomat für nahtlose Weichgelatine- Kapseln, die Globex. Das Besondere: Der gläserne Besuchergang gewährt einen Einblick in die heute hochmoderne Produktion. Christiane Rohde-Kozianka, Leiterin der Abteilung Global Marketing, ist sich sicher: „Pohl- Boskamp wird auch in Zukunft innovative Therapien bei akuten Erkrankungen auf einem hohen qualitativen Niveau zur Verfügung stellen und bei der Selbstmedikation auf die Unterstützung durch den Arzt und den Apotheker setzen.“
G. POHL-BOSKAMPGMBH & CO. KG
Kieler Straße 11
25551 Hohenlockstedt
Tel.: 0 48 26/59-0
Fax: 0 48 26/59-109
www.pohl-boskamp.de
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 02/11 ab Seite 52.
Kirstin Engelbracht, Redaktion