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Geschlechtskrankheiten

FRAUEN BEVORZUGT

Die Trichomoniasis trifft zum größten Teil Frauen, die etwa 70 Prozent aller Erkrankten ausmachen. Männer sind nicht nur seltener infiziert, sie entwickeln oft auch kaum Symptome.

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Trichomoniasis wird durch den parasitären Einzeller Trichomonas vaginalis hervorgerufen. Es handelt sich dabei um ein Geißeltierchen, das sich mit Hilfe von peitschenartigen Zellplasmafäden fortbewegt. Seine Größe, die typische Birnenform und die zuckenden Bewegungen ermöglichen es, ihn bei einer akuten Infektion in einem Vaginalsekretabstrich unter dem Lichtmikroskop zu erkennen. Die Erreger werden fast ausschließlich beim Geschlechtsverkehr über das Sperma oder das Vaginalsekret übertragen. In dieser feucht-warmen Umgebung mit ihrem neutralen bis sauren pH-Wert können die Trichomonaden gut gedeihen, während sie außerhalb dieses Milieus schnell absterben.

Nur jeder Zweite hat Symptome Trichomonas vaginalis besiedelt die Schleimhäute im Urogenitaltrakt. Nach einer Inkubationszeit von etwa einer bis vier Wochen kann es bei Frauen zu einer Scheidenentzündung, beim Mann zu einer Harnröhrenentzündung kommen. Während nur jeder zehnte infizierte Mann überhaupt Beschwerden hat, ist dies bei jeder zweiten betroffenen Frau der Fall. Bei ihnen verläuft die Infektion meist auch schwerer. Die Symptome beginnen mit einem Juckreiz in der Scheide und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Der Erreger beeinträchtigt die Scheidenflora so stark, dass es zu einer Fehlbesiedlung der Schleimhaut mit Stuhlbakterien und in der Folge zu einer bakteriellen Vaginose kommen kann.

Typisch hierfür ist ein ein grünlicher, schaumiger Ausfluss, der stark nach Fisch riecht und als sehr unangenehm empfunden wird. Unbehandelt kann die Trichomoniasis auf Harnleiter und Blase übergehen. Kommt es dort zu Entzündungen, gehen diese meist mit einem Brennen beim Wasserlassen und manchmal mit leichten Unterbauchschmerzen einher. Bei Männern kann der Erreger Harnröhre und Prostata befallen. Dann können sich Symptome einer Harnröhrenentzündung zeigen, wie Schmerzen oder Jucken am Harnröhrenausgang, Brennen beim Wasserlassen und Samenerguss oder auch ein leichter Ausfluss.

Auch wenn die Erkrankung in Deutschland eher selten ist, weltweit zählt sie zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten.

Schnelle Hilfe Treten die typischen Beschwerden auf, kann der Verdacht auf eine Trichomoniasis leicht mit Hilfe eines Abstrichs und dem Nachweis im mikroskopischen Präparat gesichert werden. Labortechnisch wird man eventuell auch auf mögliche andere Krankheitserreger wie zum Beispiel Chlamydien testen. Einen Hinweis auf eine Trichomonas-Infektion kann auch der pH-Wert der Scheide liefern, der in diesem Fall häufig bei sechs liegt. Die Therapie der Trichomoniasis ist recht einfach. Sie basiert in der Regel auf dem Antibiotikum Metronidazol, das als Tablette verabreicht wird. Dabei hat sich eine höher dosierte Einmalgabe als wirkungsvoller erwiesen als eine niedriger dosierte Anwendung über fünf Tage. Wichtig ist, dass der oder die Sexualpartner mitbehandelt werden, um einem Ping-Pong-Effekt vorzubeugen. Nach einer Woche wird der Arzt eine Kontrolluntersuchung durchführen. Ist der Erreger dann noch nicht eliminiert, muss die Antibiotikabehandlung fortgeführt werden. Eine äußerliche Behandlung mit Cremes ist nicht ausreichend.

Sonderfall Schwangerschaft Schwangere Frauen, die mit dem Erreger infiziert sind, können ihn bei der Geburt an ihr Kind weitergeben. Doch eine Infektion mit Trichomonas vaginalis während der Schwangerschaft birgt noch ganz andere Risiken. Es kann zu vorzeitigen Wehen oder gar einer Frühgeburt kommen. Für Schwangere ist Metronidazol zur Therapie ebenfalls geeignet, allerdings sollte es in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten als Vaginalzäpfchen verabreicht werden. Wird die Therapie konsequent durchgeführt, beträgt die Heilungschance 95 Prozent. Eine Therapie schafft jedoch keine Immunität – mit den Erregern kann man sich immer wieder infizieren.

Leichteres Spiel für HIV Trotz guter Heilungschancen birgt die Trichomoniasis eine langfristige Gefahr. Denn die Einzeller verletzen bei der Besiedlung der Schleimhaut das Epithel, wodurch kleine Vernarbungen zurückbleiben. Bei einem Kontakt mit HI-Viren können diese die Narben als Eintrittspforte nutzen. Daher tragen weibliche Betroffene nach einer Trichomoniasis-Infektion ein höheres Risiko, sich mit HIV anzustecken.

Guter Schutz mit Kondomen Kondome bieten gegen die Übertragung von Trichomonas und anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen einen guten Schutz. Darüber hinaus muss auf Hygiene geachtet werden. Denn auch durch Sexspielzeug, das mit Sperma oder Vaginalsekret in Kontakt gekommen ist, kann der Erreger übertragen werden, ebenso wie durch ein noch ungeschütztes Vorspiel. Eine Übertragung durch gemeinsam benutzte Handtücher, Saunabesuche oder Toilettensitze ist hingegen zwar theoretisch möglich, kommt jedoch in der Praxis so gut wie nie vor, da die Erreger außerhalb des menschlichen Körpers nicht lange überleben. 

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 07/17 ab Seite 118.

Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist

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