Virusinfektionen | Karzinome
FORSCHER WEISEN BETEILIGUNG VON HPV AN DER ENTSTEHUNG VON WEISSEM HAUTKREBS NACH
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Fast jeder Mensch infiziert sich kurz nach seiner Geburt mit kutanen Humanen Papillomviren. Derzeit sind ungefähr 150 verschiedene Typen, die vor allem Haut und Schleimhäute besiedeln, bekannt. Befallene Hautzellen reagieren meist mit einem unkontrollierten Wachstum, was zur Ausbildung gutartiger Warzen (Papillome) führt. Sind Zellen der Genitalschleimhäute betroffen, können sich Feig- beziehungsweise Genitalwarzen entwickeln. Sogenannte Hochrisiko-HPV können unter Umständen Zellveränderungen auslösen, die sich über Krebsvorstufen zu einem manifesten Karzinom entwickeln können, so zum Beispiel bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs. Ein intaktes Immunsystem kann die Viren in Schach halten, das heißt, nicht bei jedem Träger muss zwangsläufig eine Erkrankung entstehen. Sinkt die Leistung der Körperabwehr aber, zum Beispiel im Alter oder unter einer immunsuppressiven Therapie, steigt das Risiko für einen Ausbruch der Infektion.
Bei transplantierten Patienten, die auf eine Immunsuppression gegen die Organabstoßung angewiesen sind, erwartet man ein 250-fach höheres Risiko an weißem Hautkrebs zu erkranken. UV-Strahlung gilt dabei als häufigster Auslöser. Das Forscherteam um Professor Dr. Frank Rösl deckte dabei allerdings die Kombination aus UV-Strahlung und einer HPV-Infektion für diese Patientengruppe als besonders gefährdend auf. Dazu unterteilte sie Labormäuse in zwei Gruppen: Die erste Gruppe infizierte sich ganz natürlich früh nach der Geburt mit dem Virus, die anderen Tiere wurden in einer virusfreien Umgebung aufgezogen. Beide Gruppen wurden mit UV-Licht behandelt, das in seiner Intensität einem Urlaub in mediterraner Umgebung entsprach. Während bei den virusinfizierten Mäusen Krebszellen nachgewiesen werden konnten, zeigte die andere Gruppe keine entarteten Zellen.
Den tumorfördernden Einfluss der Papillomviren konnten die Wissenschaftler auch noch durch eine weitere Beobachtung zeigen. Sie untersuchten die entstandenen Tumore und konnten dabei in zwei Formen unterscheiden: Es bildeten sich zum einen verhornte Exemplare, in denen eine Vielzahl Viren nachgewiesen werden konnte, in den anderen jedoch fanden sich keine Viren. In der Blutbahn dieser Tiere zirkulierten allerdings Antikörper, die auf eine Infektion hindeuten. Die Untersuchung des Tumorgewebes zeigte häufig eine Mutation im Tumorsuppressorgen p53, das an einer Vielzahl von Krebserkrankungen beteiligt ist und dessen Ausschaltung zu einem unkontrollierten Zellwachstum führt. Entartet also der Tumor, wie beispielsweise bei einem fortgeschrittenen Hautkrebsstadium, ist eine virale Beteiligung überflüssig und die Vermehrung nimmt ab. Die nachgewiesene Virusmenge kann also mit der Differenzierung des Tumors zusammenhängen. Das verwendete Mausmodell zeigt große Ähnlichkeit mit der Situation menschlicher Patienten und kann daher gut übertragen werden. Die Ergebnisse der Forschergruppe unterstreichen zudem die Bedeutung und Erforschung einer geeigneten Schutzimpfung, gerade für immunsupprimierte Patienten.
Farina Haase, Volontärin
Quelle: Apotheke adhoc