Eine Frau in blauem Kasak hält eine Nasensprayflasche hoch.
Ein Nasenspray bringt schnelle Linderung bei psychiatrischen Notfällen. © nensuria / iStock / Getty Images Plus

Zulassung | Antidepressiva

ESKETAMIN-NASENSPRAY HILFT BEI PSYCHIATRISCHEN NOTFÄLLEN

In den USA ist es schon zugelassen, in Deutschland nun auch: Das Esketamin-haltige Nasenspray Spravato® trägt zur raschen Verringerung depressiver Symptome in einem psychiatrischen Notfall bei. Erste Wirksamkeit zeigt es bereits nach vier Stunden.

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Liegt die Diagnose „Mittelgradige bis schwere Depression“ vor, dürfen Klinikärzte Spravato® künftig im stationären Bereich einsetzen – zusätzlich zu oralen Antidepressiva. Das ist besonders segensreich, weil das Präparat sehr schnell wirkt. „Viele Antidepressiva sind bei der Behandlung depressiver Symptome wirksam, bieten jedoch keine schnelle Linderung für Patienten", sagt Professor Dr. Maurizio Pompil, Direktor der Psychiatrischen Klinik der Universität des Sant’Andrea Hospital in Rom. Er ergänzt, es könne "Wochen dauern, bis sie ihre volle Wirkung entfalten“.

Mehr als nur ein trauriges Gefühl
Die schnelle Wirkung von Esketamin-Nasenspray decke bei diesen Patienten einen wichtigen Bedarf. Der Mediziner ordnet ein: „Depressionen sind mehr als nur ein trauriges Gefühl. Sie sind eine schwächende Kombination von Symptomen, die für jede Person unterschiedlich sind." Sie können bei den Patienten bis zum psychiatrischen Notfall führen.

Über Esketamin
Esketamin ist das S(+)-Enantiomer des Racemats Ketamin. Esketamin wirkt stärker und schneller als das Gemisch. Es kommt als Anästhetikum und als Dopamin-Wiederaufnahme-Hemmer zum Einsatz.

Studienlage
Die Studien, auf denen die EU-Zulassungserweiterung basiert, zeigen: Bei mit Spravato® behandelte Patienten ging die Akut-Symptomatik 24 Stunden nach der ersten Dosis signifikant zurück. Bereits nach vier Stunden sei die Wirksamkeit des Nasensprays im Vergleich zu Placebo deutlich geworden. Einen Effekt von Esketamin-Nasenspray bei der Selbstmord-Prävention wiesen die Studien jedoch nicht nach.

Bill Martin, Leiter des therapeutischen Bereichs für Neurowissenschaften und Entwicklung des Herstellers Janssen, meint dazu: „Diese Zulassung bietet eine neue und innovative Behandlungsoption für diese gefährdete Bevölkerung.“ Spravato® hat ein gutes Sicherheitsprofil. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Schwindel, Dissoziation, Übelkeit, Schläfrigkeit und Kopfschmerzen. Die meisten Nebenwirkungen klangen allerdings innerhalb eines Tages nach der Applikation ab.

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Alexandra Regner,
PTA und Medizinjournalistin

Quelle: apotheke adhoc

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