Depression
BABYBLUES STÖRT SPRACHENTWICKLUNG DER KINDER
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Babyblues – so heißt die postpartale depressive Verstimmung, die bis zu 70 Prozent aller Mütter nach der Geburt ihres Kindes entwickeln. In einer Studie haben Wissenschaftler des Max-Planck-Institutes für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig jetzt untersucht, wie gut Babys Sprachlaute unterscheiden können, je nachdem wie die Stimmung ihrer Mutter ist.
Sie vermuteten nämlich, dass eine mütterliche Depression nicht nur deren allgemeine Entwicklung, sondern auch die Anlage der Sprache ihrer Kinder beeinträchtigen kann. Bislang war jedoch unklar, wie genau sich diese Beeinträchtigung in der frühen Sprachentwicklung bei Säuglingen zeigt.
Ba, Ga oder Bu?
Untersucht haben die Forscher diese Zusammenhänge mithilfe von 46 Müttern, die über unterschiedliche Stimmungen nach der Geburt berichteten. Dies wurde anhand eines standardisierten Fragebogens gemessen, der für die Diagnose von postnatalen Verstimmungen typischerweise eingesetzt wird.
Mittels Elektroenzephalographie (EEG) maß man dazu bei den Babys, wie gut sie Sprachlaute voneinander unterscheiden können. Eine Reaktion namens Mismatch weist dann nach, wie gut die Kleinen Sprachlaute verarbeiten und voneinander unterscheiden – die Forscher benutzten dazu die Silben „ba“, „ga“ und „bu“.
Kindgerechte Sprache ist wichtig
Klar war: Können die Babys Laute voneinander unterscheiden, können sie auch einzelne Wörter unterscheiden. Das führt wiederum zu einer gut ausgeprägten Sprache. Die Studien erwiesen nun eindeutig: Wenn Mütter zwei Monate nach der Geburt eine negativere Stimmung angaben, konnten ihre Kinder im Alter von sechs Monaten weniger gut Sprachlaute verarbeiten.
Den Kleinen fiel es dann besonders schwer, Tonhöhen voneinander zu unterscheiden: Ihre Mismatch-Reaktion war weniger entwickelt als bei denen, deren Mütter positiver gestimmt waren. Eine schwache Mismatch-Reaktion gibt Hinweise auf ein erhöhtes Risiko, später unter einer Sprachstörung zu leiden.
„Wir vermuten, dass die betroffenen Mütter weniger kindgerechte Sprache verwenden“, sagt Professor Dr. Gesa Schaadt, Erstautorin und Professorin für Entwicklung im Kindes- und Jugendalter an der FU Berlin. „Vermutlich nutzen sie weniger Variationen in ihren Tonhöhen. “ Dadurch komme es bei den Kindern zu einer eingeschränkten Wahrnehmung unterschiedlicher Tonlagen. Diese Wahrnehmung gilt wiederum als eine Voraussetzung für die weitere Sprachentwicklung.
Mütter brauchen Unterstützung – durch die Familie
Das zeigt, wie wichtig eine kindgerechte Sprache ist: „Kindgerecht“ meint in diesem Zusammenhang eine Sprache, die stark in ihrer Tonhöhe variiert, bestimmte Teile von Wörtern deutlicher betont und somit die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich zieht. „Um die gute Entwicklung der Kleinen zu gewährleisten, braucht es auch für Mütter, die unter leichten, oft noch nicht behandlungsbedürftigen Verstimmungen leiden, entsprechende Unterstützung“, sagt Schaadt.
Das müssten nicht unbedingt organisierte Interventionsmaßnahmen sein: „Manchmal braucht es auch einfach mehr die Väter, die eingebunden werden müssen.“
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft