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Gefahrstoffkunde

CMR-STOFFE IM REZEPTURALLTAG

Nicht zuletzt aufgrund des Contergan®-Skandals in den 60er Jahren sind die Sicherheitsmaßnahmen auch in der Rezeptur stark verschärft worden. Die Gesundheit der Angestellten steht an erster Stelle.

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Um das Risiko, welches von den CMR-​Stoffen ausgeht, zu verstehen, muss man zunächst die Bedeutung der Abkürzung kennen. Carcinogenic, mutagenic and toxic to reproduction sind die drei englischen Begriffe, die sich hinter CMR verstecken. Carcinogenic, zu deutsch karzinogen, kanzerogen oder auch krebserregend deutet auf die Gefahr eines erhöhten Krebsrisikos hin, welches bei Kontakt besteht. Mutagenic, zu deutsch keimzellmutagen oder auch erbgutverän- dernd, bezeichnet die Eigenschaft eines Stoffes das Erbgut eines Organismus beeinflussen zu können. Hierdurch steigt die Gefahr einer Fehlbildung, wie im Fall des Schlafmittels Contergan®. Toxic to reproduction nimmt Bezug auf eine mögliche fortpflanzungs- oder fruchtbarkeitsschädigende Wirkung.

Gefahrstoff-Kategorien Seit den 1960er Jahren hat man beim Thema CMR-Stoffe einiges dazu gelernt. Alle Stoffe, die erwiesenermaßen oder auch nur vermutlich eine der drei Wirkungen hervorrufen können, werden nun in drei Kategorien eingeteilt. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, kurz BAuA, ist dafür verantwortlich, diese Kategorien für den deutschen Raum zu veröffentlichen und auf dem neuesten Stand zu halten. Stoffe der Kategorie 1A bringen nachgewiesenermaßen eine der drei Eigenschaften mit sich. In der Kategorie 1B ist auch mindestens eine der drei Wirkungen nachgewiesen, jedoch bis dato ausschließlich durch Tierversuche. Bei Stoffen der Kategorie 2 handelt es sich um solche, die Anlass zur Besorgnis geben, dass eine der Auswirkungen möglich ist, wobei es keinen entsprechenden Nachweis gibt.

Um umfassend im Alltag der Rezeptur und im Labor vor diesen Gefahren zu warnen, sind einige Hinweise auf allen Gefäßen zu finden, die die Sicherheit der Mitarbeiter gewähren soll. Diese müssen ebenfalls auf den Gefäßen deutlich erkennbar sein, in denen der Stoff bis zu seiner Verwendung aufbewahrt wird. Dazu gehören immer das Piktogramm „GHS08 Gesundheitsgefahr“ und abhängig von der Gefahrenkategorie ein Signalwort. Bei den Kategorien 1A/B das Signalwort „Gefahr“ und bei Kategorie 2 das Signalwort „Achtung“. Weitere individuelle Sicherheitsmerkmale variieren je nach Stoff. Als Quelle dient das dazugehörige Sicherheitsdatenblatt.

Sicherheit im Arbeitsalltag Während der Reinstoff Thalidomid sehr selten in deutschen Apotheken verwendet wird, werden andere Wirkstoffe schon öfter bis alltäglich in Rezepturen verarbeitet. In den meisten Apotheken stellen Glucocorticoide die wichtigste CMR-Stoffgruppe dar, zum Beispiel Prednicarbat oder Triamcinolon. Ebenfalls gehören Anabolika, Estrogene und Gestagene zu wichtigen Vertretern der CMR-Stoffe. Im Ergebnis lässt sich festhalten, dass durch gesetzliche Vorschriften ein sicherer Umgang mit CMR-Stoffen dadurch gewährleistet werden kann, dass die Mitarbeiter über die Kennzeichnungen aufgeklärt werden. Und selbst Goethe wusste schon: „Glaube dich nicht allzu gut gebettet; ein gewarnter Mann ist halb gerettet.“

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER SCHULE 2019 auf Seite 30.

Manuel Lüke, Apotheker und PTA-Lehrer Gefahrstoffkunde

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