Schluckbeschwerden – Teil 1
BLOCKIERTE PASSAGE
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Eine Schluckstörung oder Dysphagie äußert sich als ein Druckgefühl, als Würgereiz und/oder in Form von Schmerzen beim Schlucken, manchmal zusammen mit Schmerzen hinter dem Brustbein. Manchmal kann es auch zum Hochwürgen bereits geschluckter Nahrung kommen. Begleitend treten mitunter auch Heiserkeit oder Husten während einer Mahlzeit auf. Die Probleme können nur feste, in anderen Fällen auch flüssige Nahrung betreffen.
Präzisionsarbeit Schluckakt Was normalerweise automatisch funktioniert, beruht auf einem komplexen Prozess, für den ein sehr genaues Zusammenspiel verschiedenster Muskelgruppen notwendig ist. Als erstes muss die Nahrung im Mund für den Schluckvorgang vorbereitet werden, das heißt, zerkleinert und mit Speichel gleitfähig gemacht.
Danach wird aus der zerkauten Masse eine schluckfertige Portion, der Speisebolus geformt, auf der Zunge platziert und nach hinten in Richtung Rachen bewegt. Der Kontakt mit Rezeptoren auf der Gaumenschleimhaut löst nun den Schluckreflex aus. Damit endet die Phase, die unter bewusster Kontrolle verläuft und ein willentlich nicht mehr steuerbarer Prozess setzt ein.
Voraussetzung für ein „unfallfreies“ Schlucken ist, dass die Nahrung in die Speiseröhre befördert wird, ohne dass Teile in die Atemwege gelangen. Aus diesem Grund verschließt sich die Luftröhre reflexartig: Der Kehlkopfdeckel senkt sich automatisch auf den – sich nach oben schiebenden – Kehlkopf. Gleichzeitig öffnet sich kurzzeitig der obere Schließmuskel der Speiseröhre, um den Bolus aufzunehmen.
Ursache Krebs
Auch Tumoren können für Schwierigkeiten beim Schlucken verantwortlich sein, wenn sie beispielsweise die Passage des Speisebreis rein mechanisch behindern. Länger anhaltende Schluckstörungen werden deshalb als Alarmzeichen gewertet, dem man unbedingt nachgehen sollte: Wenn die Symptome länger als zwei Wochen anhalten, wird empfohlen, die Ursache abklären zu lassen.
Auch ein Eindringen von Nahrungsteilen in die Nase muss verhindert werden. Dafür ist das Gaumensegel zuständig, eine Weichteilfalte aus Muskeln, Bindegewebe und Schleimhaut. Indem es sich hebt und sich an die Rachenwand presst, werden Mund- und Nasenrachen für kurze Zeit gegen einander abgedichtet. Im Ösophagus wird der Speisebrei dann mit Hilfe peristaltischer Bewegungen zum Magen transportiert; das dauert maximal 20 Sekunden.
Letztlich sind also – neben den steuernden Schluckzentren im Gehirn – Mundhöhle, Rachen, Kehlkopf, Speiseröhre sowie auch Strukturen des Magens an dem Prozess beteiligt. Und auf allen Stationen kann es zu Störungen kommen – aufgrund von Entzündungen, Geschwulsten, muskulären Problemen sowie sehr häufig durch neurologische Krankheiten.
Infektionen, mechanische Hindernisse ... Bekanntlich können Schluckbeschwerden, quasi als Nebenerscheinung, bei vielen harmlosen Atemwegserkrankungen oder Infektionen vorübergehend vorkommen – von der banalen Erkältungskrankheit bis zum Scharlach. Meist führt das Anschwellen der Schleimhaut im Rahmen solcher Erkrankungen zu den Beschwerden.
Bei der bakteriellen Entzündung der Gaumenmandeln (Tonsillitis, Angina) sind Schluckbeschwerden eines der Hauptsymptome. Pilze der Art Candida albicans gehören zur Standortflora der Mundhöhle. Bei Abwehrschwäche vermehren sie sich mitunter stark (Soor) und können dann die Schluckbewegungen schmerzhaft beeinträchtigen.
Entzündungen der Speiseröhre Das wohl bekannteste Problem mit der Speiseröhre, dem Ösophagus, ist die gastroösophageale Refluxkrankheit, also ein Übertreten von Mageninhalt in die Speiseröhre. Oft funktioniert der Verschlussmechanismus zwischen Speiseröhre und Magen nicht richtig. Neben Aufstoßen und Sodbrennen treten auch hier Schluckbeschwerden auf. Das Organ muss trotz Beschwerden keineswegs entzündet sein.
Als Folge einer chronischen Entzündung des Ösophagus sowie aus weiteren, noch unbekannten Gründen entwickeln sich Ringe oder so genannte Membranbildungen, das sind Strukturen oder Falten der Mukosa, der Schleimhaut, die zu einer Einengung des Ösophaguslumens führen. Solche Veränderungen finden sich bei an die zehn Prozent aller Menschen; Beschwerden machen sie nur relativ selten. In dem Fall wird die verursachende Struktur durchtrennt oder die Engstelle unter endoskopischer Kontrolle aufgedehnt. Langfristig ist mit Rezidiven zu rechnen.
Auch Medikamente können Entzündungen der Speiseröhre verursachen. Diese Gefahr ist vor allem bei Bisphosphonaten, Tetrazyklinen, NSAR sowie Eisen- und Kaliumsalzen bekannt. Engstellen sowie Motilitätsstörungen begünstigen die Entwicklung. Weitere iatrogene Ursachen sind Operationen und Bestrahlungen im Rahmen einer Krebsbehandlung.
ZUSATZINFORMATIONEN
Wenn‘s im Hals stecken bleibt
Die eosinophile Ösophagitis ist eine immunvermittelte chronische Entzündungsreaktion in der Ösophagusschleimhaut, die in den letzten Jahren häufiger gesehen wird, hauptsächlich bei Kindern und jüngeren Männern. Den Namen hat sie von den sogenannten eosinophilen Granulozyten, Zellen, die man vermehrt bei Allergien vorfindet. Hier befinden sich diese Zellen im Epithel der Speiseröhre.
Die Mehrzahl der Patienten hat noch eine weitere allergische Erkrankung. Sie leiden nicht ständig, aber immer wieder unter einer Dysphagie für feste Speisen, manchmal kommt es zu einem leichten Würgen, bisweilen sogar zur vollständigen Obstruktion, also dem Verschluss der Speiseröhre, der bis zu mehreren Stunden dauern kann. Der Bissen wird dabei regelrecht eingeklemmt (Bolusimpaktierung) und muss notfallmäßig mit Hilfe eines Endoskops entfernt werden.
Viele Betroffene stellen automatisch ihre Essgewohnheiten entsprechend um: Sie kauen besonders sorgfältig, essen sehr langsam und spülen regelmäßig mit Flüssigkeit nach. In etwa jedem zweiten Fall ist der Leidensdruck aber so groß, dass eine Therapie notwendig ist. Manche Ärzte halten eine Behandlung auch deshalb für nötig, weil langfristig Umbauprozesse des Ösophagus drohen, in deren Verlauf das Organ seine Elastizität verliert und sich permanent verengen kann.
Man versucht, durch lokale Anwendung topisch wirksamer Steroide wie Budesonid oder Fluticason die Entzündung unter Kontrolle zu bringen. Hierfür werden Asthmasprays verwendet, wobei das Aerosol jeweils geschluckt werden muss.
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 11/13 ab Seite 138.
Waltraud Paukstadt, Dipl. Biologin