Tattoo-Pflege
BILDER, DIE UNTER DIE HAUT GEHEN
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Rund 15 Prozent der Erwachsenen tragen in Deutschland kleine oder größere in die Haut gestochene Zeichnungen, Frauen heutzutage häufiger als Männer. In der Altersgruppe zwischen 25 und 34 sind es fast 30 Prozent und selbst 20 Prozent der 45- bis 54-Jährigen schmückt ein Tattoo irgendwo am Körper. Die Farbpigmente werden mit Hilfe von Tätowiermaschinen in die Lederhaut, die Dermis, eingebracht. Ein schmerzhaftes Unterfangen, das mit abertausenden kleinen Mikroverletzungen durch die Tätowiernadeln einhergeht. Nicht immer ist das Ergebnis so wie erhofft.
Das hängt nicht nur vom Tattookünstler ab. Insbesondere die anschließende Wundversorgung entscheidet darüber, ob sich die Wunde infiziert und dann vielleicht narbig abheilt, was das Motiv zerstören kann. Als geeignete Wundversorgung zeigt sich die feuchte Wundheilung. Nach dem Abwischen von Blut, Wundsekret und Farbresten mit einem Wundreinigungsspray sowie anschließendem Desinfizieren deckt der Tätowierer die verletzte Hautstelle mit einer dünnen selbstklebenden Membran aus Polyurethan ab. Diese Folie ist atmungsaktiv, das bedeutet, dass sie Gas- und Wärmeaustausch zulässt, das Exsudat also abdunsten kann. Gleichzeitig aber schützt sie die Wunde vor Keimen, Feuchtigkeit und Spritzwasser von außen.
No Sports! Duschen ist mit diesem Verband also möglich. Verzichten sollten frisch Tätowierte allerdings auf Schwimmen und Wannenbäder, dadurch würde sich der Folien- verband zu früh lösen und die Wunde aufweichen. Auch Solarium, Sauna und Sport sollten so lange ausfallen, bis die Wunde abgeheilt ist. Denn beim Schwitzen weiten sich die Blutgefäße, was zu Entzündungsreaktionen und verzögerter Wundheilung führen kann. Durch die Bewegungen beim Sport kann außerdem der Bekleidungsstoff auf der frischen Wunde scheuern. Ein wesentlicher Vorteil der feuchten Wundheilung ist, dass sich aus der Wundflüssigkeit keine Kruste bildet. So können sich schneller neue Gewebezellen bilden und in den lädierten Bereich einwandern. Das beschleunigt die Heilung. Weiterhin verhindert die feuchte Wundheilung, dass die Wundabdeckung mit der frisch tätowierten Haut verklebt und die Wundhaut beim Entfernen des Verbandes wieder aufreißt.
Wundinfektion vorbeugen Nach zwei bis drei Tagen wird die Folie unter laufendem Wasser vorsichtig abgezogen. Bitte auf keinen Fall ruckartig abreißen, weil sonst die neu gebildete dünne Haut aufreißt. Eine wichtige Empfehlung für Ihre Kunden ist, dass sie auf hygienisches Verhalten achten: Alle Manipulationen am frischen Tattoo sollen nur mit gereinigten Händen erfolgen, zum Beispiel das Entfernen von Exsudatresten mit Wundreinigungstüchern, -gel oder parfümfreien Syndets. Zum Abtrocknen sollten immer frische fusselfreie Handtücher oder Einmalhandtücher verwenden werden. Dass die Haut jetzt spannt oder juckt, ist nicht ungewöhnlich. Sicherlich ist sie auch noch gerötet. Bei einem normalen Heilungsprozess sondert die tätowierte Hautstelle jetzt kein oder kaum mehr Exsudat ab.
Tut sie es doch noch oder tritt Eiter aus, sollte der Kunde den Arzt aufsuchen. Das gilt in jedem Fall auch bei Symptomen wie Fieber, Schüttelfrost, starken Schmerzen oder geschwollene Lymphknoten. Diese deuten auf eine Wundinfektion hin. Die Hautzeichnung kann nun mit einem Wundgel, das den Wundheilungsprozess unterstützt, beispielsweise mit Dexpanthenol, gepflegt werden. Ist der Heilungsprozess nach zwei bis vier Wochen abgeschlossen, sollten feuchtigkeitsspendende Cremes die Haut täglich pflegen, damit sie ihre Elastizität lange behält. Da die Haut durch die Tätowierung ihren Eigenschutz eingebüßt hat, sollten Sie auch für den Alltag Cremes mit einem Lichtschutzfaktor empfehlen. Sie erhalten die Farbintensität der Motive und verhindern so das Tattooaging (Tattooalterung) durch das normale Tageslicht.
Farbe braucht Lichtschutz Erst nach zwei bis drei Monaten sollten Sonnenbäder geplant werden. Dann gelten jedoch besondere Maßnahmen zum Schutz des Kunstwerkes: Denn auch wenn ein Tattoo lebenslang zu sehen ist, verblassen langfristig doch seine Farben und die Zeichnung verliert an Konturschärfe. UV-Strahlung beschleunigt diesen auch Fading genannten Prozess. Empfehlen Sie deshalb Sonnenschutzprodukte mit LSF 50 beispielsweise als Sonnenschutzstick. Ein normales Baumwollshirt allein bietet übrigens keinen ausreichenden Schutz.
Schon bei der Wahl der Körperstelle sollte man einkalkulieren, welche Hautregionen besonders stark dem Verlust der Leuchtkraft durch Sonne oder der Reibung durch Kleidungsstoffe ausgesetzt sind. Andere Körperstellen verlieren im Laufe des Alterungsprozesses früh an Elastizität. Auch das verändert die Konturen der gestochenen Zeichnung. Das gilt in verstärktem Maße für Bauch, Brust und Oberarme. Nacken, Rücken, Unterarme oder Schlüsselbein hingegen sind weniger vom sogenannten Skin-Sagging betroffen.
Den Artikel finden Sie auch in der Sonderausgabe Apothekenkosmetik der PTA IN DER APOTHEKE ab Seite 54.
Dr. Susanne Poth, Apothekerin/Redaktion