Ein älterer Herr hat strahlend blaue Augen mit eng zusammen gezogener Pupille.
Wenn sich die Pupille kaum ausdehnt, obwohl jemand eine Belohnung erwartet, erkennt man daran eine Depression. © PeskyMonkey / iStock / Getty Images Plus

Pupillenerweiterung | Studie

ICH SCHAU DIR IN DIE AUGEN – UND SEHE DEN GRAD DEINER DEPRESSION

Die unwillkürliche, nicht vom Willen beeinflussbare Pupillenerweiterung verrät eine Menge über uns. Wenn wir uns freuen, Angst haben, gewinnen oder verlieren, werden „die Augen groß“. Forscher haben jetzt herausgefunden, dass die Pupillen sich bei akut depressiven Menschen geringer erweitern als bei Gesunden. Ein ganz neuer Therapieansatz tut sich auf.

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Gewiefte Casanovas (oder ihre weiblichen Gegenstücke) wissen es längst: Wenn die Pupillen der Angebeteten sich beim ersten Augenkontakt zusammenziehen, hat alle Anbaggerei keinen Sinn. Sie mag ihn einfach nicht. Ihr Körper reagiert auf Angst oder Freude auf genau diese Weise, schon so lange es Menschen gibt. Bei den Frühmenschen zeigte sich das während der Jagd: War die Beute – sagen wir mal, ein Mammut – zum Greifen nah, wurden die Augen des Menschen dunkel. Gelang dem Tier die Flucht, wurden die Pupillen des Jägers stecknadelkopfgroß. So reagiert ein Mensch auf Gewinn oder Verlust.

Diesen Effekt wollten Wissenschaftler nutzen, die sich die Frage stellten: Reagieren depressive Patienten auf Belohnungen genauso wie Gesunde? Im Max-Planck-Institut für Psychiatrie (MPI) konstruierten sie ein einfaches Spiel unter dem Magnetresonanztomographen, bei dem die Teilnehmer einen kleinen Geldbetrag gewinnen konnten - ein klarer Anreiz, der bei Gesunden die Pupille erweitert.

Zweifelsfrei nachgewiesen
Dabei schauten die Forscher sehr genau hin und vermaßen das Auge mit extrem hohem Tempo, nämlich 250mal pro Sekunde (zum Vergleich: Wir blinzeln alle vier bis sechs Sekunden). Das Ergebnis war sensationell: Die MPI-Wissenschaftler konnten erstmals und zweifelsfrei eine Pupillen-Erweiterung als Reaktion auf eine Belohnung nachweisen - und den Schweregrad der Depression der Testperson. Je schwerer die Symptome waren, desto weniger weit öffneten sich die Pupillen.

Wir vermuten dahinter ein physiologisches System, das die Antriebsstörung bei Patienten teilweise erklären kann.

Damit zeigt diese Studie, dass die Aussicht auf eine Belohnung bei schwer depressiven Patienten nicht das gleiche Verhalten auslöst wie bei Gesunden. Ihr Nervensystem kann sich selbst bei einer positiven Erwartung weniger stark aktivieren. „Wir vermuten, dass dahinter ein physiologisches System steht, das die oft berichtete Antriebsstörung bei Patienten teilweise erklären kann“, sagt Studienleiter Victor Spoormaker.

Neuer Therapieansatz?
Die Forscher ziehen daraus den Schluss, dass psychiatrische Erkrankungen anders aufgeteilt werden sollten als bisher. Nach klar messbaren, biologischen Faktoren wie der oben beschriebenen Pupillenerweiterung. Depressive Patienten, die mit ihren Pupillen weniger stark reagieren, würden dann eine eigene Untergruppe bilden und man könnte sie medikamentös zielgerichteter behandeln. Um diesen Ansatz zu verfeinern, bedarf es aber noch weiterer Forschung, sagte Spoormaker.

Alexandra Regner,
PTA und Medizinjournalistin

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft 

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